Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Seiten

Zwei Seiten

Titel: Zwei Seiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Grey
Vom Netzwerk:
kannst du hier sein?«
    »Mein Freund bringt mich in etwa ‘ner Viertelstunde vorbei.«
    »Matthias?«
    »Nein. Äh, wir haben schon seit ein paar Wochen Schluss. Mein neuer Freund heißt Oliver.«
    »Oh, Schatz, du musst mir unbedingt erzählen, was mit Matthias passiert ist. Und ich will alles über deinen neuen Freund wissen.«
    Oje. Das würde ein langer Abend werden. »Okay.«
    »Ach, wenn ich so drüber nachdenke, bring ihn doch mit rein.«
    Lief denn heute alles schief? »Äh, Mama, er hat leider keine Zeit. Nächstes Mal.«
    »Keine Zeit? Schade. Na ja, dann aber wirklich nächstes Mal.«
    Oliver kam, mit unseren Jacken in der Hand, wieder.
    »Wir fahren jetzt los, Mama.«
    »Okay, Schatz. Bis gleich.«
    »Bis gleich.« Ich beendete das Gespräch, nahm meine Jacke und folgte Oliver in den Flur.
    Er nahm meine Einkaufstaschen.
    Wir waren schon fast an der Haustür, als mir etwas einfiel. »Warte mal eben.« Ehe Oliver etwas sagen konnte, eilte ich zu Julias Zimmer und klopfte an.
    »Ja?«
    Ich öffnete die Tür und sah Julia auf dem Bett liegen, ein dickes Buch vor sich und einen fragenden Ausdruck im Gesicht.
    »Ich … ich wollte dir tschüss sagen und dir für den schönen Tag danken.«
    Julia strahlte mich an. »Ich danke dir. Du warst eine gute Beraterin, und es war wirklich schön heute.«
    Wir lächelten einander an, und ich merkte erst gar nicht, wie Oliver hinter mir auftauchte, bis er mich umarmte. Er flüsterte mir ins Ohr: »Deine Mutter wartet.«
    Als ich wieder zu Julia schaute, schien sie schon wieder in ihr Buch vertieft zu sein.
    »Tschüss, Julia.«
    »Bis dann.« Sie blickte nicht mal auf. Manchmal war sie echt merkwürdig.
    * * *
    Meine Mutter schloss mich herzlich in die Arme. »Ich hab ihn gesehen. Er scheint ein ziemlich gut aussehender junger Mann zu sein.«
    Popeye sprang an meinem Bein hoch und ich tätschelte ihm den Kopf. »Ja, Oliver sieht toll aus und er ist echt ein netter Kerl.«
    »Ich hab dir einen Tee gemacht.«
    »Danke, Mama.«
    Wir nahmen auf der großen Couch im Wohnzimmer Platz, und Popeye sprang auf meinen Schoß.
    Meine Mutter betrachtete mich.
    »Was?«
    »Wie läuft es mit deiner Freundin Nathalie? Habt ihr euch wieder vertragen?«
    Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meine Mutter nicht ein einziges Mal angerufen hatte, seit ich nach dem Streit mit Nathalie hier aufgetaucht war. Ich hätte Mama ruhig mal zwischendurch anrufen können. »Alles ist in Ordnung. Ich hab deinen Rat befolgt, und wir kommen jetzt wieder super miteinander klar.«
    Meine Mutter lächelte.
    Popeye gab ein protestierendes »Wuff« von sich und ich begann, ihn zu kraulen. »Ich hab mich aber auch wirklich bemüht.« Wie viel sollte ich meiner Mutter sagen? Ach, ich sprach hier nicht mit meinem Vater. Also erzählte ich ihr von Julia und dieser Miriam. Und alles andere, das mir einfiel von den vergangenen Wochen.
    Als ich fertig war, lehnten wir uns zeitgleich zurück.
    »Also, langweilig war es bei dir nicht.«
    Ich grinste. »Nein. Langweilig war es wirklich nicht. Was sagst du denn dazu?«
    Meine Mutter sah mich auf diese spezielle Weise an. Wenn sie das tat, hatte ich nie eine Ahnung, was in ihr vorging. »Was kann ich dazu sagen?«
    Ich war dabei, mich mit einer Lesbe anzufreunden, und eine andere Lesbe war über mich hergefallen und hatte Mist über mich geredet. Das war zumindest einen kleinen Kommentar wert. »Sag einfach, was du denkst.«
    »Über was genau? Über deine … Freundschaft mit Olivers Schwester? Oder über den Angriff auf dich?«
    Na ja, ich würde es bisher nicht Freundschaft nennen, aber ich wollte jetzt auch nicht spitzfindig werden. »Beides.«
    »Du musst selber wissen, mit wem du befreundet bist. Und von dem, was du erzählt hast, scheint diese Julia ein nettes Mädchen zu sein. Und was die andere Sache betrifft … du hattest Glück, dass Julia da war. Wer weiß, was diese Frau sonst mit dir angestellt hätte.«
    Meine Augen weiteten sich. Dieser Gedanke war mir gar nicht gekommen. Gott sei Dank hatte sie mich nicht begrapscht.
    »Bezüglich dem, was sie sagte: So wie du es erzählt hast, scheint es dich ziemlich zu beschäftigen.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Würde es dir nicht genauso gehen, Mama?«
    Wieder dieser merkwürdige Gesichtsausdruck. »Vermutlich.« Sie stand auf. Aus dem Regal holte sie eine selbstgebrannte DVD, legte sie in den DVD-Spieler und schaltete den Fernseher ein. »Denk nicht so viel darüber nach. Du hast einen

Weitere Kostenlose Bücher