Zwei sind eine zu viel
Lucy überhaupt helfen? Viel lieber würde sie diese Sahneschnitte für sich b e halten. Vielleicht mochte Simon sie? Vielleicht würde er einen Annäherung s ve r such starten – sollte er die Rosenstolz-Karten bekommen.
Sie wischte die absurden Gedanken vom Tisch. Simon passte viel besser zu ihrer Schwester. Das war die Realität und da brauchte sie sich auch nichts vormachen. Vielleicht hatte er mit ihr geflirtet. Wie mit jeder anderen Frau. Er gehörte, als angesehener Geschäftsmann mit Geld, zu den Reichen und Schönen. Sie, als Praktikantin, hatte in dieser Welt nichts verloren. Es gab keine Gemeinsamkeiten. Sicher hatte sie sein Flirten falsch interpretiert.
Es wiederstrebte ihr, Lucy ein Date zu organisieren. Allerdings wusste sie auch nicht, wie sie aus der Nummer herauskam, ohne dass Lucy ihre Ve r narrtheit auffiel. Sie kam sich wie der größte Idiot auf Erden vor. Als sie den Mund aufmachte, hatte sie das Gefühl , ihre Zunge hätte sich verknotet.
„ Ich finde schon, man muss selbst aktiv werden. Du könntest einen Gu t schein von Subways besorgen und verkaufst ihm den Gutschein als Gewinn des Monats.“ Sie holte tief Luft. Sie hätte nicht gedacht, dass das so schme r zen würde. „Du musst natürlich darauf achten, dass der Gutschein für zwei Personen ist. Damit du ihn fragen kannst, ob er ihn mit dir zusammen ei n löst.“ Sie glaubte nicht, dass ein Mann, der sich alles leisten konnte, scharf auf einen lächerlichen Sandwichgutschein war, aber für mehr war sie nicht bereit.
Lucy spann den Gedanken schon weiter. „Das interessiert ihn sicher nicht. Er ist bestimmt gesünderes und besseres Essen gewöhnt. Aber das bringt mich auf eine andere Idee, Schwesterchen! Ein Gutschein für ein privates Einzeltraining. Vielleicht sogar außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten, dann können wir gleich auch ein bisschen knutschen, ohne dass uns einer stört. Ich danke dir, du bist die Beste!“ Lucy gab ihr einen Kuss auf die Wa n ge und ließ sie stehen.
Knutschen? Dann konnte sie ihn abschreiben. Sobald er Lucy geküsst ha t te, würde er von ihr nichts mehr wissen wollen. Mit einer Power-Frau wie Lucy konnte sie nicht konkurrieren. Sie war erfahrener und in Bezug auf Männer spielte sie in einer ganz anderen Liga als Emma. Enttäuschung und Wut kochten in ihr hoch. Warum war sie nicht groß, sah gut aus und verfügte über Sex-Appeal ?
Es herrschte unausgesprochene Einigkeit zwischen den Schwestern, dass keine der anderen den Mann ausspannt. Darüber waren sie sich immer einig gewesen.
Neun
Emma stand im Büro von Frau Hochwein-Tungelhagen. Sie hatte das G e fühl , Frau Hochwein-Tungelhagens Stimme klang heute wie die vom P u muckl. Das war ihr beim letzten Gespräch nicht aufgefallen. Vielleicht hatte die Pe r sonalchefin eine Halsentzündung. Sie nahm Platz.
„ Ab heute sind Sie in der Redaktion, dritte Etage. Sie sind in der Druckerei fertig.“
„ Ich nehme an, Ihr Abschlussbericht ist fertig?“ Frau Hochwein-Tungelhagen schob ihre Brille ein Stück höher und sah ihr tief in die Augen. Warum fühlte sie sich wie ein ungezogenes Schulkind, wenn die Frau mit ihr sprach?
„ Äh, mein Abschlussbericht?“ Wieso sollte der fertig sein? Bis eben wusste sie nicht, dass sie in die Redaktion versetzt würde.
Frau Hochwein-Tungelhagen verdrehte die Augen zur Decke und fing an, mit dem Kugelschreiber auf den Tisch zu klopfen. „Verstehen Sie das Wort Abschlussbericht nicht, oder haben Sie gar nicht vor, einen zu schreiben?“ Jetzt kam sie in Fahrt. „Bereits am ersten Tag habe ich Ihnen einen Vortrag über die Wichtigkeit der zu erledigenden Arbeiten gehalten und das sollten Sie bis zum heutigen Tag längst verinnerlicht haben, Frau Jakobsen.“
Emma setzte sich etwas aufrechter und wollte zu ihrer Verteidigung anse t zen, als es klopfte und gleichzeitig die Tür aufgerissen wurde.
„ Hallo, Martina.“
Ihr blieb der Mund offen stehen. Die Worte, die sie hatte sagen wolle n, verschluckte sie. Simon stand im Personalbüro und sah genauso überrascht aus, wie sie sich fühlte. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte. Wahrscheinlich hatte die Krawatte mehr gekostet, als alles, was sie heute anhatte. Bisher hatte sie ihn nur in verschwitzten Sportkl a motten gesehen oder in einem legereren Aufzug im Central Inn . Aber der A n blick, der sich ihr bot, war umwerfend. Er war natürlich rasiert , trug ein Lächeln im Gesicht und sah fantastisch aus.
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