Zwei sind eine zu viel
Irgendwie nahm er ihr den Sauerstoff zum Atmen. Was wollte sie noch mal zu Frau Hochwein-Tungelhagen sagen? Sie fühlte sich klein und unwichtig neben ihm. Fassung s losigkeit und Neugier brachten sie aus dem Konzept. Heiße Röte zierte ihre Wange und sie war sich bewusst, dass Simon das gefiel.
Er blickte sie immer noch an. Dann breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus und er wandte den Blick von ihr zu Frau Hochwein-Tungelhagen. „Ich habe hier die Akte Heckler & Koch.“ Er legte sie auf ihren Schreibtisch. „Bitte überprüfen Sie noch mal die Rechtslage. Die Ablösesumme kommt mir etwas zu hoch gegriffen vor. Anschließend können Sie Herrn Krüger informieren. Er weiß bereits Bescheid.“
„ Natürlich, Herr Bogener.“ Frau Hochwein-Tungelhagen nickte ergeben. „Ich werde mich sofort dransetzen, sobald ich mit Frau Jakobsen fertig bin.“
Emma überlegte, was Frau Hochwein-Tungelhagen wohl mit ihr vorhatte. Sicher nichts Gutes. Simon drehte Martina den Rücken zu, setzte sich auf die Kante des Schreibtischs und musterte Emma, als hätte er alle Zeit der Welt. Die Spannung, die in der Luft lag, war fast greifbar.
Ihr ging es schlecht. Ihr war übel, und ihre Beine zitterten. Dieser Mann brauchte nur zu atmen, um gut auszusehen und jetzt saß er da, und sah sie an und sagte noch nicht mal etwas. Wie sollte sie sich verhalten? Was erwartete er von ihr? Sie hatte keine Lust, Fragen zu beantworten. Das Schweigen dehnte sich aus. Sie spürte seinen Blick auf sich und wusste, dass er sie be o bachtete. Es war ein aufmerksames Mustern, das er in vollen Zügen genoss. Da sich die Erde offensichtlich nicht auftun wollte, um sie zu verschlingen, musste sie wohl etwas sagen. Sie stand auf und reichte ihm die Hand.
„ Hallo, Herr Bogener.“
Meine Güte Emma, wie umfangreich du doch deine Sätze zusammenbaust. Sie schlug sich geistig mit der Hand an die Stirn. Niemals würde sie ihn vor dem Personaldrachen mit Simon ansprechen. Der Mann war fünf Nummern zu groß für sie.
Simon genoss die Situation offensichtlich in vollen Zügen. Ihre Hand hielt er ein bisschen länger als nötig. Seine Wärme erhitzte ihr Inneres mehr als sie sich wünschte. Wie machte er das nur? Lucy wäre eingeschnappt, könnte sie seinen Blick sehen. Eine Mischung aus Staunen und Freude.
„ Hallo, Emma.“
Anscheinend hatte er keine Probleme , sie zu duzen. Am Rande nahm sie empörte Blicke von Martina wahr, die sich über die Vertraulichkeit zwischen dem Chef und ihr zu wundern schien. Ein Triumphgefühl stieg in ihr auf. Nicht, weil sie den Chef persönlich kannte, sondern weil die Personalchefin entsetzt darüber war.
Simon erhob sich, nahm unglücklicherweise seinen Blick von ihr und stand auf einmal neben ihr. „Martina, ich kann mich auf Sie verlassen?“
Er sah jetzt Frau Hochwein-Tungelhagen an, die ein kleines bisschen e m pört antwortete. „Aber natürlich, Herr Bogener. Ihre Angelegenheiten we r den immer mit Priorität behandelt.“
Nicht nur, dass ihm im Fitnessstudio schon alle in den Hintern krochen, hier war es noch schlimmer. Er grinste schelmisch und beschleunigte damit ihren Pulsschlag. Dann war er genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
Sie pustete etwas zu laut die Luft aus. Endlich war er weg. Sie konnte ihn immer noch riechen und spürte förmlich, wo er gesessen hatte. Ihre aufrechte Haltung fiel in sich zusammen. Nur so lange, bis Frau Hochwein-Tungelhagen wieder sprach.
„ Junge Dame, auch wenn Sie unseren Chef offenbar bereits kennen, ist er doch ein viel beschäftigter Mann und es ist wichtig, sich in seiner Gegenwart angemessen zu verhalten. Dies ist keine Bitte, sondern eine Bedingung, damit Sie Ihren Job behalten. Er hat sein Büro auf derselben Etage wie die Redakt i on. Also kleiden Sie sich besser und benehmen Sie sich kultivierter.“
Sie sah erstaunt in das Gesicht von Frau Hochwein-Tungelhagen. Was für eine Frechheit! Wann hatte sie sich danebenbenommen?
„ Verstehen Sie mich nicht falsch.“ Frau Hochwein-Tungelhagen sprach schon weiter. „Herr Bogener ist loyal mit seinen Angestellten. Er ist streng, aber fair. Er hat einen IQ von 139. Also leisten Sie gute Arbeit und er wird es honorieren.“ Eine widerspenstige Locke hatte sich aus ihrem strengen Kn o ten gelöst, die sie wieder hinter ihr Ohr steckte. Meine Güte, sie sah jetzt fast aus wie Frau Rottenmeier aus Heidi. Emma nickte. „Sie können jetzt gehen. Dritte Etage, zu Herrn Krüger. Er ist der
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