Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
bitte nicht falsch. Sie ist zwar durchaus ein hübscher Anblick, aber … mit Ecken und Kanten, meinen Sie nicht auch?«
»Was führt Sie zu dieser Annahme? Weil sie Ihnen Paroli geboten hat?« Um Rhys’ Mundwinkel zuckte es belustigt. »Sie ist eben eine starke Frau.« Und süß, weich, verletzlich und wie feuchte Seide zwischen ihren Schenkeln. Aber das behielt er geflissentlich für sich. »Sie arbeitet hart und weiß sich durchzusetzen.«
»Dessen bin ich mir sicher.«
Rhys dehnte seine Hand, bis die Fingerknöchel knackten. »Ein Mann wie ich hat keine Verwendung für zerbrechliche Porzellanpüppchen.«
»Der Punkt geht an Sie.«
»Wie geht es Lily?«
Bellamy seufzte, als trüge er die Last der Welt auf seinen Schultern. »Sie ist zerbrechlich wie Porzellan. Der von Leo eingesetzte Erbe wird im Verlauf der nächsten Monate aus Ägypten anreisen, bis dahin muss sie das Haus geräumt haben. Es entzieht sich meiner Kenntnis, was Lily dann zu tun gedenkt, denn sie weigert sich, dieses Thema zu diskutieren. Beteuert, dass sie das Problem allein zu lösen weiß.« Er leerte seinen Brandy in einem aufgebrachten Zug. » Allein! Pah, was ist das für eine Welt geworden mit diesen modernen Frauen? Ein Mann vermag ihnen nicht mehr vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben.«
»Wem sagen Sie das«, murmelte Rhys abwesend, denn seine Gedanken kreisten um Meredith’ umwölkte Miene. Wenn sie unglücklich über seine Entscheidung war, oben im Moor Quartier zu beziehen, dann wäre es ihr ein Leichtes, seinen Entschluss umzukehren, indem sie ihn heiratete. Nach dem Erlebnis im See wusste er, dass er es keine Nacht länger mit Meredith unter einem Dach aushielt, ohne sie zu verführen.
»Lily bedrängt mich, die Suche nach Leos Mördern einzustellen. Sie meint, es wäre sinnlos.« Bellamy schüttelte den Kopf. »Es gibt indes nichts, was mich davon abbringen könnte. Ich höre erst auf, wenn ich die Täter dingfest gemacht und an den Galgen geliefert habe. Oder bis sie ein noch übleres Schicksal erfahren haben.« Sein Blick heftete sich auf Rhys. »Und da kommen Sie ins Spiel.«
»Lassen Sie mich raten. Ich bin das üblere Schicksal , nicht wahr?«
Bellamy nickte. »Ich gebe zu, meine Bemühungen waren bislang fruchtlos. Ich suchte nach zwei namenlosen, gesichtslosen Attentätern, und das ist keine einfache Aufgabe. Coras Ausführungen haben in mir neue Hoffnung aufkeimen lassen. Es ist wesentlich einfacher, einen Dandy aufzuspüren als zwei gemeine Halunken. Letztere machen sich bekanntlich rar, und Goldstickereien fallen überall auf. Ich werde ihn finden, mein Wort darauf! Sobald das der Fall ist, werde ich Sie in Kenntnis setzen. Wir werden die Wahrheit aus ihm herauspressen müssen. Und Sie versprachen seinerzeit, wenn nötig Ihre Muskeln spielen zu lassen. Entsinnen Sie sich noch?«
»Ich entsinne mich.« Er tippte mit seinem steifen Finger an den Krug. Als er sich seinerzeit erboten hatte, hätte er es mit jedem aufgenommen, selbst dann, wenn seine Kontrahenten ihm kräftemäßig weit überlegen gewesen wären, allein in der Hoffnung, dabei eventuell sein Leben zu verlieren. »Inzwischen liegen die Dinge aber anders. Ich habe hier Verpflichtungen. Zudem habe ich das Kämpfen restlos satt.«
Bellamy lehnte sich über den Tisch und durchbohrte ihn mit einem Blick. »Nun haben Sie sich mal nicht so. Sie sind ein Mitglied des Clubs, und Leo war kein Geringerer als der Begründer. Sie sind es ihm schuldig, seinen Tod zu rächen.«
Rhys’ Mundwinkel verzogen sich unschlüssig nach unten. Was schuldete er Leo Chatwick? Der von Leo gegründete Club war ihm mehr als gleichgültig. Indes hatte ihn der Mord an Leo letztendlich davon überzeugt, dass es sinnlos war, dem Tod nachzujagen. Wäre Leo noch am Leben, wäre Rhys die nächsten Jahre wahrscheinlich nicht nach Buckleigh-in-the-Moor zurückgekehrt. Und jene eine Chance auf Wiedergutmachung hätte vermutlich noch lange auf sich warten lassen.
Vielleicht verdankte er Leo mehr, als es schien.
»Sorgen Sie dafür, dass Sie den Mann finden«, sagte Rhys. »Dann sehen wir weiter.«
10
W ährend seines kurzen Aufenthalts im Three Hounds tat Mr. Bellamy genau eine Sache, die Meredith sehr begrüßte.
Er reiste vor Sonnenaufgang wieder ab.
Sie schätzte indes, dass Cora bis zum Mittag schlafen würde – pflegten die Schönen der Nacht nicht genau das zu tun? Umso mehr überraschte es sie, als die junge Frau während der Morgenbäckerei in der Küche
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