Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
ein ehrenwertes Haus bleiben soll.«
»Es ist ein ehrenwertes Haus. Wie ich schon sagte, sie arbeitet nicht mehr in dem Gewerbe.«
»Oh, verstehe. Demnach ist das dein neues Wohltätigkeitsprojekt, die Wiedereingliederung gefallener Mädchen?«
»Mitnichten. Sie ist eine Bekannte von Lord Ashworth und brauchte eine Bleibe.«
Seine Kiefer mahlten. »Ashworth ist immer noch hier?«
»Hier im Gasthof? Nein. Hier in der Gegend? Ja.«
Gideon fluchte. »So, so, und er bringt sein Flittchen in deiner Herberge unter. Was kommt als Nächstes? Meredith, dieser Mann geht entschieden zu weit!«
»Sie ist nicht sein Flittchen.« Sie seufzte. Herrje, es sah beileibe nicht so aus, als würde er die Neuigkeit positiv aufnehmen, dass sie und Rhys sich darauf geeinigt hatten, Partner bei ihren jeweiligen Bauvorhaben zu werden. Dabei hatte sie gehofft, sie könnte es ihm schonend beibringen. »Setz dich an die Bar«, forderte sie ihn auf. »Ich hole dir was zu essen, und dann reden wir.«
Wieder in der Küche lobte sie Coras Fortschritte, unterdes goss sie Tee in einen Becher, lud frische Wecken auf einen Teller und einen kalten Hähnchenschlegel, der vom letzten Nachtessen übrig geblieben war. Sie stellte Becher und Teller vor Gideon auf den Tresen. Erfahrungsgemäß erfreuten sich die meisten Männer nach einer Mahlzeit besserer Laune.
»Dass du es weißt«, sagte sie, derweil er sich über das Essen hermachte, »ich werde nicht billigen, dass in dieser Weise über Cora geredet wird. Sie hatte allerhand Pech, als sie jünger war, und die Umstände zwangen sie, eine höchst unehrbare Beschäftigung zu ergreifen. Das stellt sie auf eine Stufe mit einigen Schmugglern, die ich kenne. Wie dem auch sei, sie wird hier gewiss nicht mit den Gästen herumtändeln.«
»Bist du sicher?« Er spülte eben sein drittes Brötchen mit einem Schluck Tee hinunter. Dann reckte er den Hals und spähte an Meredith vorbei durch die Tür zur Küche. »Alte Gewohnheiten und dergleichen. Bei ihrem Aussehen wird sie keinen Mangel an Angeboten haben. Was, wenn es ihr einfach langweilig wird? Oder wenn sie Gefallen an einem durchreisenden Gast findet, der ihr ein paar Komplimente macht, und ihn mit in ihr Bett nimmt?«
»Dann wäre sie nicht viel anders als ich, oder?« Sie trat einen Schritt zur Seite, um ihm die Sicht zu versperren, und sagte eisig: »Für einen Mann, der sträflich Gesetze missachtet, bist du heute erschreckend selbstgerecht.«
»Die Sache behagt mir eben nicht. Das Mädchen stiftet bloß Unfrieden.«
»Das tun die meisten meiner Gäste.«
Als er ihr eine Antwort schuldig blieb, musterte sie ihn lange und eindringlich. Er hatte mittlerweile vier von den kleinen Brotlaiben und das Hühnerbein vertilgt, aber dennoch gewahrte sie ein hungriges Glitzern in seinen Augen. Aha, also hier lag die Erklärung für seinen Unmut. Er fand Gefallen an Cora. Er begehrte das Mädchen und war sich deswegen selber gram.
Offen gestanden war Meredith nicht minder ärgerlich auf ihn. Sie war es gewohnt, dass Gideon ihr bei einer Tasse Tee schöne Augen machte. Indes war Cora jünger, hübscher, und sie hatte offenkundig mehr Busen. Bei ihrem Anblick lief einem Mann vermutlich das Wasser im Munde zusammen, schätzte die Gastwirtin, wie bei einem saftigen, gut gewürzten Stück Roastbeef.
Trotzdem wähnte sie sich ein wenig in ihrem weiblichen Stolz verletzt.
»Die Männer werden sich jeden Abend wegen ihr prügeln«, brachte er zwischen zusammengebissenen Kiefern heraus, bockig wie ein Maulesel. »Es würde mich wundern, wenn die beiden Symmonds-Jungen die kommende Woche überlebten.«
»Sie werden viel zu erschöpft sein, um eine Rauferei anzuzetteln.«
»Wie bitte?«
»Weil sie arbeiten werden.«
Er gab ein missfälliges Schnauben von sich. »Unwahrscheinlich. Solange Ashworth sich hier in der Gegend herumtreibt, kann ich meine Fuhren nicht wieder aufnehmen. Die Männer haben derweil freie Zeit und liegen auf der faulen Haut.«
»Sie werden für mich arbeiten. Und für Lord Ashworth.«
»Meredith«, knurrte er. »Sag, dass das nicht wahr ist. Und zwar schleunigst.«
»Es ist wahr.« Sie erzählte ihm von ihrem Abkommen mit Rhys und ertrug dabei sein kaltes Starren, das immer frostiger wurde, je mehr er von ihren Plänen erfuhr. Als sie geendet hatte, hätte sie fast schwören mögen, dass Eiskristalle an seinen Wimpern klebten.
»Versteh doch«, flehte sie. »Ich lege seit Jahr und Tag jeden sauer verdienten Penny beiseite, dennoch
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