Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
strich, die empfindsame Haut ihres Nabels streifte. Von dort zu der Verjüngung ihres Rückgrats glitt, langsam und erregend.
Mit jäher Deutlichkeit begriff sie, was vor sich ging. Dieser Ansturm auf ihre Sinne war das Ergebnis eines schlichten, scheinbar unschuldigen Akts. Rhys hielt das Band ihrer Schürze zwischen seinen Fingern und zog daran.
Langsam, unaufhaltsam, mit einer unerschütterlichen Zielstrebigkeit, die sie von den Spitzen ihrer Zehen bis in ihre kribbelnde Kopfhaut spürte, zog er die Schleife auseinander.
Für den Augenblick eines Herzschlags geriet das Schürzenband unter Spannung. Die Baumwolllitze schmiegte sich an ihren Körper. Zuckte, leistete Widerstand. Schließlich gab der Knoten nach.
Da war es um sie geschehen.
Warme, entschlossene Hände legten sich auf ihre Schultern. Er brachte seine Zeigefinger unter die Bänder, schob die Träger von ihren Armen. Sie erbebte kaum merklich, als er ihre Ellbogen streifte. Um es zu verbergen, nahm sie ihm die Arbeit ab und schüttelte die Schürze über ihre Arme.
Ihre Zunge klebte am Gaumen, als sie schluckte. Ein euphorisierendes Prickeln erfasste ihren Körper.
»Meredith.« Sein warmer Atem kitzelte ihren Nacken. »Komm, begleite mich.«
»Mrs. Maddox?« Coras helle Stimme, die aus der Küche ertönte, kollidierte mit ihrem Begehren. »War das eben die Kirchenglocke?«
Meredith presste die zerknüllte Schürze an ihre Brust, als müsste sie sich aus Gründen der Schicklichkeit bedecken. Er hatte ihr lediglich ein Stück teigverkrusteten Stoff abgestreift, und dennoch fühlte sie sich vollkommen entblößt.
Cora kam aus der Küche gelaufen und verharrte abrupt, als sie sich Rhys gegenübersah. Das Mädchen schluckte schwer. »Guten Morgen, Mylord«, murmelte sie mehr zu ihren Schuhen, offenkundig bereitete es ihr Mühe, ihm ins Gesicht zu blicken. »Ich … ich wollte nicht stören.«
Dankenswerterweise versuchte Rhys, nicht schuldbewusst dreinzublicken. Aber Meredith, die kein Problem damit hatte, stundenlang sein Gesicht zu betrachten, glaubte, ein kaum merkliches Hochzucken seiner Brauen zu beobachten.
»Guten Morgen, Miss Dunn«, sagte er höflich. »Das war in der Tat die Kirchenglocke. Ich beabsichtige, die Predigt zu besuchen. Das heißt, wenn Mrs. Maddox mich begleitet.«
Meredith knautschte die Schürze in ihren Händen. »Aber das Backen …«
»Alles fertig, Ma’am.« Cora grinste diensteifrig.
»In der Tat? Das ist lobenswert.« Rhys zog eine Augenbraue hoch. »Die umsichtige Miss Dunn hat sich der Küche angenommen. Du hast frei.«
Er bot Meredith seinen Arm.
Sie starrte unschlüssig darauf.
Angespanntes Schweigen erfüllte den Raum wie ein Kokon, der alle einhüllte – Meredith, Rhys, Gideon, Cora. Niemand schien willens, es zu brechen.
»Ich bin neu im Dorf«, warf Cora schließlich ein, ihre Stimme klang indes wacklig. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir den Weg zur Kirche zeigen würden, Mylord. Natürlich nur … wenn Sie meinen, dass einem Mädchen wie mir dort Zutritt gewährt wird.«
Meredith war versucht, ihr Gesicht vor Scham in den Händen zu verbergen. Eine Dirne und Dienstmagd wies sie unterschwellig auf die Regeln des Anstands hin, die sie schmählich verletzt hatte.
»Nun«, Rhys räusperte sich umständlich. Er bot Cora den Arm, den Meredith soeben verschmäht hatte. »Wir versuchen es gemeinsam, Miss Dunn. Ich trete als Erster über die Schwelle. Wenn sich der Boden dann nicht auftut und mich verschlingt, direkt in der Hölle tiefen Schlund, dürfte es auch für Sie kein Problem sein.«
Mit einem tapferen Lächeln hakte Cora sich zögernd bei ihm ein. »Ich danke Ihnen, Mylord. Das ist eine überaus treffliche Idee von Ihnen.«
Die beiden strebten zur Tür.
»Wir werden gemeinsam hingehen«, platzte Meredith heraus. Sie umrundete eilig den Tresen, zerrte Gideon von seinem Barschemel und klemmte ihren Arm durch seinen. »Alle vier.«
Kaum dass er versuchte, seinen Arm wegzuziehen, grub sie ihre Fingernägel in seinen Ärmel. Sie wusste, dass er seit dem Fortgang des alten Vikars einen Riesenbogen um die Kirche machte, aber damit war jetzt Schluss. Heute würde er im Gebet auf die Knie fallen. Und wenn sie ihm dafür die Beine unterm Allerwertesten wegtreten müsste.
Gideon rigoros mit sich zerrend, schloss Meredith die Tür zur Taverne, dann beeilte sie sich, mit Rhys und Cora Schritt zu halten, die eben den Hof durchquerten. Die vier bildeten ein merkwürdiges Gespann: ein Lord,
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