Zwei sündige Herzen: Roman (German Edition)
Seiten seines Gebetbuches gewiss nicht fand. »Was das anlangt, bin ich wahrlich kein Meister.«
Gideon hob spöttisch eine Braue. »Ich bin untröstlich.«
Entrüstet blickte sie von Rhys zu Gideon. »Jetzt hört ihr mir einmal gut zu, alle beide. Ich habe mitnichten die Absicht, mich mit irgendwem zu vermählen. Das Three Hounds auf der anderen Seite der Straße ist das Herz dieses Dorfes. Und mein Herz hängt an diesem Gasthof.«
»Das weiß ich«, bekannte Rhys. »Deswegen bin ich willens, den Ausbau des Three Hounds mit Barmitteln zu unterstützen. Ein neuer Flügel mit Fremdenzimmern, nicht mehr und nicht weniger. Und zu gegebener Zeit ein Stall für Postpferde.«
Ein aufmerkendes Raunen ging durch die Menge.
Rhys fuhr mit erhobener Stimme fort, laut und vernehmbar für alle: »Das bedeutet Arbeit und Lohn. Mit Mrs. Maddox’ Unterstützung plane ich, den Fortbestand des Gasthofs zu gewährleisten und das Wohlergehen des Dorfes.«
»Mit Verlaub«, knirschte Gideon, »aber ich tue beides, und das schon seit geraumer Zeit. Ich kümmere mich um den Gasthof und das Dorf. Mit Mrs. Maddox’ Unterstützung«, brüstete er sich. »Niemand will Sie hier.«
»Sie mögen mich nicht wollen, aber Sie haben mich bekommen. Und das bedeutet, dass dieser Ort Sie nicht mehr braucht.«
Die Menge hielt kollektiv den Atem an.
Eine zornige Röte kroch über Gideons Hals, breitete sich auf seinem Gesicht bis zu den Haarwurzeln aus. »Wagen Sie es ja nicht …«
»Sie können gehen, Mr. Myles«, fiel Rhys ihm ins Wort.
Nein, das konnte er nicht, brannte es Meredith auf den Lippen zu sagen. Es war unerheblich, ob das Dorf ihn brauchte oder nicht; Gideon brauchte dieses Dorf. Der Handel mit Schmuggelgut war dabei recht unerheblich. Auch wenn er ein erwachsener Mann war, in seinem Innersten war er der kleine verstoßene Junge geblieben, der sich nach Familie, Freundschaft und Anerkennung sehnte. Er glaubte nicht daran, dass er dergleichen woanders finden würde. Wenn Rhys ihn in eine Ecke drängte … keine Frage, wozu Gideon dann fähig wäre.
Dessen Hand glitt zu der Pistole, die im Bund seiner Hose steckte. Er umschloss den Knauf der Waffe, derweil sein Zeigefinger begann, in einem bedrohlichen Rhythmus auf das Metall zu trommeln.
»Gideon, hör auf damit. Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
»Was denkst du?« Er schoss Meredith einen kurzen Blick zu. »Wir überlassen ihr die Entscheidung, einverstanden? Sie weiß am besten, was – oder wen – dieses Dorf braucht. Wer wird das sein, Meredith? Lord Ashworth? Oder ich? Mir scheint, dieser Ort bietet nicht genug Platz für uns beide.«
Na fabelhaft. Was fiel ihm ein? Wie konnte er sie in eine solche Lage bringen? Die Augen sämtlicher Dorfbewohner hafteten inzwischen auf ihr. Jetzt war nicht die Zeit, zögerlich oder unsicher aufzutreten. Meredith nahm einen tiefen Atemzug und faltete die Hände, um zu verbergen, dass sie zitterten.
»Dieses Dorf braucht einen Gasthof«, sagte sie, an die Menge gewandt. »Eine respektable Herberge, mit dem entsprechenden Komfort für hochrangige Gäste. Die Leute mögen kommen und gehen. Aber diese Landstraße, auf der wir jetzt stehen, wird stets da sein. Sie hat den einen entscheidenden Vorteil, dass sie uns einen nachhaltigen Strom von Durchreisenden bringen wird. Dafür müssen wir in der Lage sein, diesen, unseren künftigen Gästen die entsprechenden Annehmlichkeiten zu bieten.«
Etliche von den versammelten Dorfbewohnern begannen, bekräftigend zu nicken.
Sie deutete mit einer Bewegung ihres Kopfes zu Rhys. »Wir sind auf Lord Ashworth angewiesen, der diese Annehmlichkeiten finanzieren wird.« Sie zeigte auf Gideon. »Und auf Mr. Myles, der uns Vorräte und andere Waren besorgen kann. Überdies benötigen wir jeden kräftigen zupackenden Mann, der willens ist, sich an der Arbeit zu beteiligen.«
Mit gesenkter Stimme wandte sie sich an Rhys und Gideon. »Gentlemen, wenn dieses Dorf nicht genug Platz für euch beide hat … dann schlage ich vor, dass ihr damit beginnt, es zu vergrößern.«
Sie drehte sich herum und lief geschäftigen Schrittes zum Gasthof.
»Wie lange?« Gideon schloss zu ihr auf und packte sie am Ellbogen. »Wie lange wird es dauern, das mit diesem Bauvorhaben?«
Sie blickte himmelwärts, als suchte sie dort nach einer Antwort. »Keine Ahnung … zwei Monate?«
»Zwei Monate.«
»Mehr oder weniger.«
»Also gut«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Weil ich weiß, dass
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