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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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widmet sich mit besonderer Sorgfalt der Stoßstange: »Ich habe es zufällig gehört — Sie wollen auch auf den Kostümball gehen?«
    »Wollen? Muß, mein Junge, muß! Vatersorgen, sozusagen, haha! Aber wenn’s nur das wäre! Jetzt hat mir eine Freundin auch noch ihren Mann aufgehalst, der sich auf Kostümbällen angeblich in einen Erotomanen verwandelt.«
    Buddy studiert mich einen Moment, greift dann in die Tasche und bietet mir eine Zigarette an: »Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, indem ich vielleicht ‘n bißchen auf die Mädchen achtgebe...«
    »Nett gemeint, Buddy, aber — hm — na ja, wenn du wirklich ‘n bißchen auf die Mädchen aufpassen würdest? An sich kann ich das ja gar nicht von dir verlangen, du willst ja schließlich auch auf deine Kosten kommen!« Ich sehe ihn mir bei dieser Gelegenheit zum erstenmal bewußt an. Ein drahtiger Bursche, wenig über mittelgroß, mit dunklem gewelltem Haar, anständigem Profil, tiefblauen Augen und langen Wimpern, um die ihn jedes Mädchen beneiden konnte. Schon vorstellbar, daß er beim weiblichen Geschlecht eine erhebliche Durchschlagskraft beweist.
    »Ich mach’s gern!« sagt er. »Auf welche soll ich denn besonders aufpassen?«
    Ich lachte: »Als ob du das nicht wüßtest, du Stromer! Auf Susanne natürlich. Margot macht sich ja Gott sei Dank noch nichts aus euch. Wenn du dich nun vielleicht mit Margot an dem Abend zusammentätest, daß ihr gemeinsam auf Susanne aufpaßt? Ich meine — ich kann’s wirklich nicht verlangen, daß du...«
    Er richtet sich mit dem Leder in der Hand auf und legt die Hand an die Schläfe: »Wird als Befehl entgegengenommen, Colonel! Ich tu mich mit Margot zusammen, und wir beide bringen Ihnen die Susanne pünktlich heim. Wann soll sie denn da sein?«
    »Hm — na, an sich um zehn. Ich weiß, was du sagen willst, es fängt ja erst um neun richtig an. Also schön — sagen wir, halb zwölf. Abgemacht?«
    »Okay, Colonel, abgemacht.«
    Wir waschen schweigend den Wagen zu Ende. In mir beginnt es dabei zunehmend zu summen. Da gehe ich also auf einen Kostümball. Dumdideldei, dumdideldei!
    »Sagten Sie was?« fragt Buddy.
    »Ich — wie? Nein, das heißt, komm mal jetzt mit ‘rauf, damit ich dir den englischen Krimi gebe.«
    Er bekommt seinen Kriminalroman und zieht damit ab. Scheint es ernst zu nehmen mit seinem Abitur.
    Wieder klingelt das Telefon. Es ist Artur Brandt, Bildhauer aus dem Oberdorf. Er trägt eine Ponyfrisur ä la Bert Brecht, ist aber sonst ganz normal.
    »Gehst du auch hin?« fragt er.
    »Wohin denn?« reizt es mich zu antworten.
    »Na, auf den Ball im >Königsbräu<, Idiot!«
    »Ja, ich gehe auch hin.«
    »Ich auch! Mit drei Schülern. Ein Amerikaner, ein Franzose und eine junge Schwedin. Es wird ganz groß, sage ich dir!«
    »Nicht für mich.«
    »Warum nicht?«
    »Ich muß auf zwei junge Mädchen aufpassen und auf einen Don Juan, dessen Frau verreist ist.«
    »Na, Mensch, ist doch großartig! Dein Freund kriegt die Schwedin, und die beiden Jungens kriegen die Mädchen!«
    »Ich habe gesagt, daß ich auf die Mädchen aufpassen muß! Sie sind mir von ihren Eltern anvertraut, und ich bin für sie verantwortlich. Was willst du eigentlich von mir?«
    »Na, ich wollte bloß sagen — deine Frau ist doch verreist.«
    »Und deshalb rufst du mich an?«
    »Nein, ich meine, es wird doch wahrscheinlich ziemlich kalt heute abend, und hinterher ist man erhitzt, und da dachte ich, wir könnten auf jeden Fall bei dir schlafen!«
    »Aber ich muß doch den Theo...«
    »Richte dich jedenfalls drauf ein, daß du auf der Couch schläfst. Wir Männer können bei deiner Frau schlafen, sozusagen, haha, und das Mädel werden wir auch noch irgendwie unterbringen. Also — bis abends!« Damit hängt er auf.
    »Wer war denn das?« fragt die Mama von oben her über das Geländer.
    »Ach, der Brandt, der Bildhauer.«
    »Der Verrückte? Was will er denn?«
    »Gar nichts. Du mußt nicht immer alles wissen.«
    In diesem Augenblick hupt es draußen. Es ist Werner Müller, Großgaragenbesitzer aus der Kreisstadt Biederstein. Ich habe zwei gebrauchte Wagen bei ihm gekauft. Seit dem zweiten duzen wir uns.
    Als ich die Haustür öffne, kommt er schon durch den Schnee den Gartenweg heraufgestampft, breitschultrig, untersetzt, blondhaarig und unruhig wie immer. Er hat eine kurze Pelzweste an, vorn aufgeknöpft.
    »Tag!« sagt er. »Ich hab’ nicht viel Zeit!« Er sieht die Mama, grient mit unechter Freundlichkeit und stößt mich

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