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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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heißt, ich kenne ihn ja kaum. Scheint etwas zuviel Geld von den Eltern zu bekommen.«
    »Halb so wild.«
    »Na, er kriegt doch jetzt sogar einen eigenen Wagen! Meine beiden Hühner sind schon ganz verrückt.«
    »Ich glaub’ nicht an den eigenen Wagen. Überhaupt...«
    »Überhaupt was?«
    »Ach...« i
    »Hm. Und dieser merkwürdige Mensch, den er da bei sich hat, dieser Gorilla? Der ist doch kein Mitschüler von euch!«
    »Nein.«
    Ich spüre deutlich eine Abwehr und schweige. Der >Königsbräu< taucht vor uns auf, die großen, schneebeladenen Dächer tief ins Gesicht gezogen, von den Riesensäulen der Eichen umstanden.
    »Ich weiß auch nicht, was die beiden aneinander haben«, meint Buddy. Und das bleibt alles, was er zu diesem Fall zu sagen hat.
    Der >Königsbräu< zeigt noch Spuren des Rummels in der vergangenen Nacht.
    In der Müllschütte zerbrochene Flaschen, Gläser, Stuhlbeine, Pappnasen, Papierschlangen und ein zerfetztes Korsett. »Da hat’s einer wissen wollen«, meint Buddy sachverständig.
    Im Bräustüberl finden wir die letzten Überlebenden der tollen Nacht. Sie halten sich am Stammtisch fest und versuchen mit Hilfe kleiner Heller jenen lichten Augenblick des Hartsäufers zu erhaschen, in dem allein er den Weg ins Bett finden kann. Der Wirt, ein dunkler Mann mit schweren Augenlidern, traurigem Schnurrbart, Kehlbraten und roten Riesenpratzen, bedient sie in der unbegreiflichen Lebenszähigkeit des echten Gastwirts. Ehe ich den Mund aufbekomme, hat er für mich und Buddy zwei halbe Maß hingestellt und uns mit liebevollem Prankendruck auf die Bank gequetscht.
    Mir gegenüber sitzt mit völlig verdüstertem Gesicht, die grüne Hausdienerschürze umgebunden, der Seiler-Max. Als er mich erkennt, reißt er die unrasierten Nußknacker-Kinnladen auf und entblößt eine Reihe gelber Zahnstummel: »Prosit, Herr Dokta!«
    Der Wurzelsepp, neben den ich zu sitzen gekommen bin, stößt mich in die Seite: »Er woaß net g’nau, aber er glaubt, daß er verlobt is!«
    »Ist er«, sage ich, »mit der Frau Bachmeier. Gratuliere, Max, kriegst eine gute Frau!«
    Maxi richtet sich auf und sieht sich im Kreise um: »Alsdann stimmt’s! Der Herr Dokta hat’s g’sagt. Gregor — (das ist sein Chef, der Wirt), die Maß vom Herrn Dokta und vom Hackl-Buam zahl’ i!« Hackl-Bub — das ist Buddy bei den erwachsenen Einheimischen, die noch die alten Geschlechternamen der Höfe kennen. Der Hackl-Hof, der bleibt der Hackl-Hof, auch wenn er längst kein Hof mehr ist, sondern ein Sägewerk, und vier Besitzer mit ganz anderen Namen darüber hingestorben sind.
    »Is scho recht«, der Wirt hockt sich neben mich: »Die wird ihn schon hinbiegen, die Bachmeier-Luise.« Und zum Max: »Aber deine alten Pferdezähn’ tät ich mir reißen lassen und ein schönes neues Gebiß anschaffen vor der Hochzeit!«
    »Da gibt’s jetzt so was zum Festpicken«, erklärt der Mühlner-Schorsch, der Dorfpolizist. Ich habe ihn noch gar nicht bemerkt mit seinem blassen Pickelgesicht, zumal er in Zivil ist. »Damit’s dir net außifliagt, wann’s >ja< sagst auf ‘m Standesamt!« Er lacht so über seinen eigenen Witz, daß ein semmelblonder, dicker, verkaterter Pierrot, der an seiner Seite klebt, erschrocken auf fährt: »Was denn — was denn — nicht doch, Mutti!« Er mustert uns argwöhnisch mit knallblauen kurzsichtigen Augen, fällt dann nach hinten gegen die Banklehne und beginnt zu schnarchen, während sich an seiner Nasenspitze ein heller Tropfen bildet, den wir alle fasziniert beobachten.
    »Was ist denn das für’n Vogel?« frage ich.
    »Der ist von Köln«, sagt der Polizist.
    »Die Brieftaschen haben s’ ihm g’nomma mit hundertfuffzig Markeln! Nix mehr hat er g’habt, wie er hat zahl’n woll’n. Jetzt kann er net heim, und ganz bei sich is er a no net.«
    Ich habe mich der Stimmung des Stammtischs ganz anheimgegeben. Diese so wohlbekannte Männerrunde, in der man sein Bier trinkt, ab und zu ein Wort sagt, dem Rauch nachschaut und sich gut ist, übt immer wieder einen unwiderstehlichen mollig-einschläfernden Magnetismus auf mich aus. Jetzt aber bin ich plötzlich munter: »Brieftasche genommen? Das ist ja interessant!«
    »Hat’s dir a dei Brieftasch’n zog’n, des schwarze Luada, mit der du an der Bar g’hockt bist?« fragt der Wurzelsepp.
    »Nein, aber dem Brandt, dem Bildhauer.«
    Der Haber-Leo, der neben dem Seiler-Max sitzt, reißt das Maul auf, daß man den Radi sieht, den er eben zerkracht hat: »Der — der Buidhauer,

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