Zwei Toechter auf Pump
Loisl auch auf die Weise gekriegt.«
»Du vergißt, daß beides Heiraten waren, mit denen die Eltern im Grunde einverstanden waren, weil Besitz zusammenkam. Was bringst du schon mit? Nichts. Willst du dein Abitur mit einem Säugling an der Brust machen? Und selbst wenn du’s tust, was fängst du mit dem Abitur in Buddys Sägewerk an? Und glaubst du, daß er dir je verzeiht, daß du dir die Ehe mit ihm auf diese Weise erschlichen hast? Und was, glaubst du, machen die anderen Weiber in der Familie mit dir, seine Mutter, die Schwestern, die Frauen seiner Brüder? Sie würden dich zwischen sich in kleine Stücke zerhacken und dich im Handumdrehen so weit haben, daß du dich scheiden läßt oder in den Mühlbach gehst. Und wofür das alles? Für ein paar Wochen eines triebhaften Glücks — bestenfalls! Und was gibst du für dieses Elend auf, das sicher danach kommt? Ein schönes Elternhaus, dein Studium, deine Freiheit. Was du damit verloren hast, würdest du sehr bald merken. Aber dann wär’s zu spät. Mußt du diesen Blödsinn unbedingt durchexerzieren?« Sie nagt an der Unterlippe: »Wenn er die Luzie wenigstens neben vielen anderen hätte, aber so — als einzige — ich glaube, ich werde noch verrückt darüber! Ich...«
Sie bricht plötzlich ab. Ich blicke auf und sehe, warum: Vom Bach her kommt Buddy auf uns zu. Jetzt stutzt er, geht nach einem Augenblick beschleunigt weiter in unserer Richtung. Ich spüre ihr Zittern. Als er heran ist und grüßt, läßt sie mich los: »Es ist ja schon halb zwölf! Ich muß noch was zum Mittag holen. Ihr beide könnt ja zusammen gehen. Tschüs!«
Sie saust davon, als sei der Teufel hinter ihr her.
Wir sehen ihr nach und dann uns gegenseitig an. Beide wenden wir den Blick schnell wieder ab. Ich schaue auf die Uhr: »Ja, ich werde mich auch heimwärts wälzen. Muß noch mal beim >Königsbräu< vorbei.« Ich sage es nur, um ihn loszuwerden. Im Moment fühle ich mich einfach nicht imstande, nun auch noch den Kampf mit ihm aufzunehmen. Erst mal nach Hause und überlegen. Vielleicht doch mit der Mama sprechen. Buddy aber nimmt meine Ausrede für wahr: »Darf ich Sie begleiten, Colonel?«
»Hm. — Wie ist denn das Fest bekommen?«
»Danke. Und Ihnen?«
»Na, ich hatte ja nicht viel davon — außer Sorgen um die Mädchen.«
»Ja, ich weiß, und — und es tut mir leid, daß wir Ihnen nun auch noch Sorgen machen.«
»Nicht zu ändern, Buddy. Wir müssen halt sehen, daß wir alle einen klaren Kopf behalten.«
»Sie können sich auf mich verlassen. Tut mir sehr leid, das mit Margot, aber was soll ich machen?«
»Eben einen klaren Kopf behalten. Wenn Margot so zu Ihnen steht, wie Sie zu ihr, wird sie es Ihnen früher oder später danken, daß Sie sie — hm — geschont haben.«
Wir gehen weiter. Ich blicke ihn von der Seite an. Seine Stirn ist grüblerisch in Falten gezogen. Vielleicht ist es mir gelungen, einen Damm aufzuwerfen vor der Lawine dieser Leidenschaft. Darm sagt er: »Sie ist kein schlechtes Mädel, ich meine die Luzie. Und wissen Sie auch, warum?«
»Na?«
»Weil sie aus Überzeugung handelt. Sie sagt, daß sie die blöden Puten verachtet, die Limonade in den Adern haben und sich aus Berechnung aufsparen. Ich glaube, daß jeder, der aus Überzeugung handelt, unschuldig ist — wenigstens in einem höheren Sinn.«
»Von Schuld kann man in dem Fall überhaupt nicht reden. Das Mädel kann einem nur leid tun.«
»Warum?« Es ist eine gute Portion Trotz in seiner Frage.
»Weil so ein Mensch, besonders, wenn es ein Mädel ist, früher oder später gegen die Mauer rennt. Schließlich sind uns in diesem Leben Aufgaben gestellt worden. Eine davon ist, sich zu beherrschen, seine Gedanken und seine Gefühle. Man soll seine Gefühle keineswegs verleugnen, aber — wie gesagt — beherrschen.«
Er schüttelt den Kopf wie ein kleiner Büffel: »Ich glaube nicht, daß uns im Leben Aufgaben gestellt sind. Fred sagt, das projizieren wir einfach in die Natur hinein. In Wirklichkeit ist alles ganz anders. Aufgaben — Sinn des Lebens — Entwicklung — das besteht alles nur in unserer Einbildung, sagt er.«
»Die ganze Welt besteht nur in unserer Einbildung, wenn Sie so wollen, Buddy. Auch Ihre oder vielmehr Freds Anschauung von der Sinnlosigkeit der Natur ist dann nur ein Teil unserer Einbildung. So kommen wir nicht weiter, und so ist es auch nicht. Übrigens — dieser Fred, wie heißt er eigentlich?«
»Ferdinand Frankenfeld, Sie mögen ihn nicht?«
»Nicht sehr. Das
Weitere Kostenlose Bücher