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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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den Rest kann ich eben noch unter einem Räuspern begraben. Mühlner zieht die Augenbrauen hoch: »Ja, bitte?«
    »Ich meine, die, die Sie bei mir gesucht haben?«
    »Ganz recht. Jetzt scheinen Sie wieder besser in Form zu sein. Könnten Sie mir einen Tip geben?«
    »Hm. Lassen Sie mich nachdenken — also, bei der Verhaftung hatte er sie nicht bei sich? Wo hatte er sie denn überhaupt her?«
    »Er hat sie seinem Aufseher gestohlen.«
    »Gestohlen?«
    »Na ja, der Unglücksrabe war eingenickt. In seiner Haut möchte ich auch nicht stecken. Jedenfalls hatte Sedlazek die Pistole, und als ich ihn festnahm, hatte er sie nicht mehr.«
    »Aha. Nun, dann muß er sie irgendwo versteckt haben.«
    »Wahrscheinlich.« Das ist blanke Ironie, aber ich lasse mich nicht beirren. Ich will ihm helfen, sozusagen als Tribut an das Schicksal, weil ich ihm den anderen Triumph kaputtgemacht habe.
    »Nein«, überlege ich, »nicht versteckt, das wäre zu gefährlich für ihn, wenn man sie dann doch fände. Ich an seiner Stelle würde sie beseitigen, so, daß man sie nicht so leicht wiederfindet. Moment mal — lassen Sie mich mal laut überlegen — eingraben, nein, sieht man sofort, weil alles verschneit ist. Aber in den See würde ich sie werfen!«
    »Ausgezeichnet. Zumal der See zugefroren ist.«
    Ich sehe ihn herausfordernd an, mit einem Blick, der, wie ich hoffe, an Sherlock Holmes erinnert: »Überlegen Sie sich Ihre Behauptungen ganz genau!«
    »Wieso?«
    »Ist der See wirklich überall vereist?«
    Mühlner stutzt: »Donnerwetter — Sie meinen — hier, der Ausfluß vom Krebsbach?«
    »Genau das. An Ihrer Stelle würde ich zum Fischer gehen, der hat doch sicher so ‘n Netz am Stiel, vielleicht sehen Sie das Ding auch schon im Wasser liegen. Wenn Sie wollen, komme ich mit.«
    Mühlner seufzt: »Verehrtester — selbstverständlich, ich werde Ihrer Anregung nachgehen, aber... solche logischen Schlüsse stimmen nur in Kriminalromanen.«
    Ich stehe auf: »Na, wollen mal sehen. Vielleicht hat ein Kriminalschriftsteller auch mal eine richtige Idee. Obwohl die Londoner Kriminalpolizei seinerzeit eine Pleite nach der anderen erlebte, als sie nach Sherlock-Holmes-Methoden arbeitete.«
    »Wenn Sie’s für nötig halten«, meint Mühlner ohne jede Überzeugung. Er muß sich anstrengen, höflich zu sein.
    Der Fischer hingegen zeigt mehr Vertrauen in die Theorie. Er zieht sich seine Gummistiefel an und erklärt, er würde mitmachen, oder, genauer gesagt, sei das eigentlich sowieso seine Sache, denn der See wäre schließlich sein Gewässer. Mühlner und ich protestieren nur schwach. Die Aussicht, von einer wackligen Eisscholle aus im Bach herumzurühren, lockt uns wenig, und was mich betrifft, so bin ich mir noch dazu im unklaren, welche Temperaturen innerhalb von Gummistiefeln herrschen, wenn man damit in winterlichem Eiswasser steht.
    Der Bach erweist sich als tiefer, als wir Laien angenommen haben. Er reicht bis zum oberen Rand der Gummistiefel, das heißt, dem Fischer bis nahezu an den Bauch. Ihn hält das aber nicht davon ab, mit Feuereifer im Wasser herumzufuhrwerken. Er fördert alles mögliche zutage, alte Stiefel, einen Nachttopf, Konservenbüchsen, auch zwei Angelhaken, über die er besonders heftig flucht, und eine erstaunliche Menge von zerschnittenen Fahrradreifen. All das stülpt er auf das Eis. Ich frage mich, von einem Bein auf das andere tretend, warum ich eigentlich diese ganze Aktion unternommen habe. Sentimentalität ist immer eine zweischneidige Sache, besonders Polizisten gegenüber.
    Mühlner hat den Kragen hochgeklappt und gähnt: »Ja mei, Xaver«, meint er schließlich, »magst net Schluß machen?«
    Der aber entgegnet grimmig unter seinem Walroß-Schnurrbart: »Die Eck’n da räum i noch aussa. Die wollt’ ich schon immer aussaräuma. Ham s’ mir wieder all’s vollg’schmiss’n, die Luder, die damischen.«
    Am Ufer hat sich allmählich eine ganze Reihe von Leuten angesammelt. Mühlner erwacht, rückt das Koppel zurecht und sagt: »Weitergehen, bitte!«
    Der Wurzelsepp placiert einen Strahl Kautabak haarscharf neben Mühlners Fußspitze und fragt: »Warum? I hob mei Steuern zohlt, du Depp!« Worauf Mühlner sich umdreht und nur seufzt. Dann tritt ein Ausdruck stählerner Entschlossenheit in seine Augen: »Wannst jetza no was findst, Xaver, nachher bringst mir’s aufs Revier. Ich krieg nämli feuchte Füß, und des vertrag i net.«
    In diesem Augenblick stülpt der Fischer eine neue Fuhre auf das Eis und

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