Zwei Toechter und drei Hunde
Wagen gekommen? Mir war so.«
Ich steige aus und gebe der Mooshuberin das Zeichen. Sie erscheint aus den Büschen mit Cocki an der Leine, der sie fast umreißt, weil er zu mir will. Ich übernehme ihn, mache das Garagentor zu und schleiche mich dann durch den Keller nach oben, Cocki immer dicht auf meinen Fersen. Oben vor dem großen Zimmer, in dem die beiden Frauen sind, streiche ich ihm über den Kopf, sage ihm leise ins Ohr: »Platz!« (worauf er sich brav hinsetzt), schlüpfe schnell ins Zimmer und schließe die Tür hinter mir.
»Nanu«, sagt das Frauchen, »da bist du ja! Ich hab’ dich gar nicht kommen hören.«
»Was hast du denn geholt?« will die Mama wissen.
Ich werfe mich nonchalant in einen Sessel: »Was habt ihr denn Schönes zum Mittagessen?«
Ober der Schilderung der bevorstehenden Genüsse vergißt die Mama ihre Frage. Ihre Augen leuchten, als sie die Hühnersuppe mit Backerbsen, das Paprikahuhn und die kalifornischen Pfirsiche als Nachtisch beschreibt. An der Tür kratzt es.
»Laß bloß die Hunde nicht ‘rein«, sagt das Frauchen. »Die haben die ganze Zeit im Garten gebuddelt und gespielt. Außerdem haben sie ihr Fressen schon bekommen.«
Auf das Wort »Fressen« kratzt es wieder. Höchste Zeit, daß ich meine Pointe anbringe: »Ja«, sage ich, »heute vor einem Jahr war unser guter Cocki noch bei uns...«
Das Frauchen vergißt für einen Moment das Mißtrauen, mit dem sie mich dauernd aus den Augenwinkeln beobachtet hat: »Ja, unser süßer Cocki. Mein Gott, wenn ich dran denke, wie er sich morgen gefreut hätte über die Geburtstagswurst, der kleine Löwe...«
Bei dem Wort »Wurst« kratzt es abermals, und es ertönt ein tiefes entrüstetes »Wuff!«
Die beiden Frauen erstarren und sehen mich an. Frauchen faßt unwillkürlich nach ihrem Herzen: »Das war — das war wie Cocki!«
»Na, vielleicht ist er’s«, sage ich. »Macht doch mal auf.«
Sie schaut mich an, als ob sie an meinem Verstand zweifele, geht dann zur Tür, reißt sie auf, und herein marschiert, bis an die Nasenwurzel grinsend, der Dicke. Er hebt Frauchen beiläufig den Rock hoch, schlägt eine Kurve um ihre auf dem Teppich festgebannten Füße, hebt auch der Mama den Rock hoch und nimmt Kurs auf die Küche. Die Mama ist so blaß, daß ich direkt Angst habe.
»Ja — was ist denn das?« Etwas von ihrer Erschütterung geht auf mich über. Es streift mich wie ein Hauch, wie ein kalter Lufthauch, der aber nicht aus dieser Dimension stammt, sondern von >drüben<. Dann packt mich die Angst, daß ich das Schicksalspielen diesmal endgültig zu weit getrieben habe. Ich muß schleunigst wieder eine normale Atmosphäre hersteilen, damit mir nicht eine der beiden Frauen umkippt.
»Das«, sage ich, »ist die Geburtstagsfreude, die ich mir selbst gemacht habe. Der neue Cocki. Damit ich einen Hund ganz für mich habe und der Bund der Drei komplett ist. Na, Cockchen, möchtest du nicht mal herkommen?«
Ein schmaler Kopf und zwei krumme, braun-weiß gefleckte Watschelpfoten mit langen Fahnen erscheinen in der Küchentür und steuern mich an. Offenbar hat er in der Küche nichts Erwähnenswertes gefunden. Das Frauchen ist noch immer ganz erstarrt: »Es ist nicht Cocki«, sagt sie schließlich, »er ist dunkler im Gesicht und — die Augen sind auch anders, aber schön! Wo hast du ihn denn her?«
Ich spüre, daß sie genau wie wir anderen noch das Unfaßlich-Unheimliche fühlt, das hinter diesem neuen Cocki zur Tür hereinkam, etwas von unserem Unvergeßlichen, dessen Hülle jetzt da draußen unter dem Busch liegt. So antworte ich denn so präzise und nüchtern wie möglich: »Von einem Bauernhof, wo ihn zwei kleine Kinder quälten und die Eltern vernünftig und tierlieb genug waren, ihn mir zu geben, weil er dort nicht am Platze war.«
Das Frauchen kniet nieder und hält ihm die Hand hin: »Ja, Cocki, willst du mir denn nicht die Pfote geben?«
Der Dicke grinst über das ganze Gesicht.
»Er zieht die Lefzen hoch«, warnt die Mama, »gleich wird er dich beißen!«
»Nein«, erkläre ich, »das ist bei ihm eine merkwürdige Fehlreaktion. Es ist ein freundliches Grinsen.«
»Na komm, gib Pfötchen«, sagt das Frauchen. Der Dicke wackelt auf sie zu und riecht in ihre ausgestreckte Hand. Sie krault ihn hinter den Ohren, er wirft sich auf den Rücken, tatzelt albern ins Leere und läßt eine Riesenzunge kindisch aus dem Maul hängen, während er die Augen verdreht.
»Na, das fängt ja gut an, du Weiberknecht«, sage ich. Cocki ist
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