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Zwei Wochen danach (German Edition)

Zwei Wochen danach (German Edition)

Titel: Zwei Wochen danach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Schachtschabel
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Die Einsamkeit schüchtert sie noch immer ein.
    Heike dreht die Heizung hoch, lässt Badewasser für die Kinder ein, prüft nach ein paar Minuten die Temperatur und setzt sich auf den Toilettendeckel.
    Sie starrt in den Wasserlauf und beobachtet den Schaumberg, der vor ihren Augen anwächst.
    Du bist nicht einsam. Du hast deine Kinder, hört Heike Veronika sagen.
    Ja, sie hat Recht. Aber trotzdem ist es nicht dasselbe.
    Heike hat sich nie ein Leben ohne Sebastian vorstellen können. Es hat ja auch nie eines ohne ihn gegeben, so früh haben sie sich kennengelernt.
    Heike versucht, sich zu erinnern, wie es vorher war.
    Es fällt ihr schwer.
    Sie denkt an Veronika, die auch allein lebt, weil sie geschieden ist, und an Thomas.
    Aber Heike ist keine Einzelkämpferin. Sie ist eine Kämpferin, ja. Aber nur durch Sebastian, der ihr mit seiner Armee aus Liebe und Bewunderung einen Rückhalt gegeben hat.
    Heike weint, als sie das Wasser ausstellt.
    Es fällt ihr nicht leicht, hinunterzugehen und die drei kleinen Rabauken zu holen, aber sie tut es.
    Das ist der erste Schritt. Sie weiß nicht, wie die nächsten aussehen werden und vor allem nicht die übernächsten. Aber vielleicht sollte sie einen nach dem anderen machen.
     
    ***

(Heike)
    „Pit leine!“ Energisch kippt Pit das Brot vom Teller, das Heike ihm zurechtgemacht hat.
    Er hat sich bei seinem großen Cousin abgeguckt, wie der eine Scheibe nach der anderen geschmiert hat. Justine scheint Appetit zu haben.
    Heike nimmt Pits Brot zu sich, beißt hinein und legt es auf ihrem Teller ab.
    Erstaunt schaut Pit ihr dabei zu.
    Dann geht sie in die Küche und sucht nach einem Messer, mit dem sie ihn unbedenklich hantieren lassen kann.
    Stolz hält er es in der Hand und bekommt eine Scheibe Brot, auf der er herumschneidet. Nach ungefähr zwei Minuten hat er sie, halb mit der Hand, in zwei Teile getrennt.
    „Und Justine, wie gefällt’s dir in der Schule?“, fragt Heike ihren Neffen.
    „Schön außer Deutsch“, ist die prompte Antwort. Dann stopft er wieder Wurstbrot nach und greift zur nächsten Scheibe.
    Heike sieht Veronika an. Die Woche war lang, auch für Justine, stellt Heike fest. Er hat nachzuholen.
    „Wollen wir nachher weitermachen?“, fragt Justine Marcus.
    Doch Heike schreitet ein. „Nichts gibt’s! Morgen früh könnt ihr wieder spielen, es ist acht Uhr.“ Sie sieht die murrenden Gesichter, die ihr leidtun.
    „Apropos morgen“, sagt Veronika zu Heike und ihrem Vater gewandt.
    „Wir müssen noch einen schwierigen Tag rumbekommen und ich will nicht, dass uns allen die Decke auf den Kopf fällt.“
    Heike fragt sich, was jetzt kommt.
    „Deshalb schlage ich vor, dass wir zusammen in den Wildpark gehen.“
    Justine und Marcus haben es gehört. „Yippieh!“, schreit Justine und auch Marcus freut sich.
    „Hm“, sagt Günter. „Ich hab eigentlich zu Hause genug Tiere.“ Er scheint nicht so viel davon zu halten. Vor allem im Moment.
    „Müssen wir denn noch etwas vorbereiten?“, fragt er.
    „Das, was wir übermorgen anziehen wollen, sonst nichts“, antwortet Veronika.
    „Das würde ich gern vorher machen“, sagt Heike. Sie ist überrascht von Veronikas Idee. Aber was sollen sie hier herumsitzen und auf den Montag warten. Der kommt noch früh genug.
    Auch Günter kann nicht ablehnen. „Also gut“, sagt er.
    Marcus und Justine fangen an zu hüpfen, doch Heike schickt sie ins Bett. „Ich lese euch nachher noch eine Geschichte vor und dann ist Schluss. Aber ihr dürft in einem Bett zusammen schlafen.“
    „Cool!“, sagt Justine, dreht sich zu Marcus um und grinst ihn breit an.
    Heike ahnt nichts Gutes.
     
    ***

Sonntag
    (Nicole)
    Die Worte des Arztes haben mir einen Schlag versetzt. Jetzt stehe ich vor Ralphs Bett und starre ihn feindselig an.
    Ralph ist wie sein Vater, denke ich. Er macht mir Vorwürfe.
    Stille Vorwürfe, die ich nicht hören, aber fühlen kann.
    Renate ist mit Joachim draußen geblieben. Es hat ihn schwer getroffen.
    Es fing damit an, dass Joachim dem Arzt Schuld zuweisen wollte. „Seit Donnerstag reden Sie davon, dass mein Sohn aufwachen wird. Heute ist Sonntag!“, hat er völlig erregt zu dem Oberarzt gesagt und Renate musste sich wieder mal für ihn entschuldigen.
    Daraufhin hat der Arzt nur noch mit Renate und mir gesprochen und Joachim nicht mehr beachtet.
    Dass Ralph im Koma liegt, hat er gesagt. Und dass sie jetzt gar nicht mehr sagen können, wann er aufwacht.
    Da ist Joachim hinausgegangen und Renate hinter ihm

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