Zweifel in Worten
hatte.
Kalte wütende Mordlust hatte in ihm gelodert. Wie Flammen aus Eis, beweglich, züngelnd und doch hatten sie ihn innerlich vollständig erstarren lassen.
Nun lief das Eis geschmolzen aus ihm heraus, aus seinen Augen. Er hatte Angst um Sam, so schreckliche Angst.
Und diese Angst blieb. Auch als er vor einer gefühlten Ewigkeit, die keine Minuten gedauert haben konnte, wieder zu Sam hinübergegangen war, ihn an sich gezogen hatte, um einfach bei ihm zu sein.
Bei dem Mann, dem er so bedingungslos vertraute, und der allein wegen ihm, Frank, nun so schrecklich litt.
Als Gabriel die Tür geöffnet hatte, wollte er gerade sein Handy hervorholen, um Hilfe für Sam zu rufen. War das Stunden her? Tage? Nein, ganz sicher nur Augenblicke ...
Er schauderte wieder, versuchte, sich an Gabriel zu klammern und wusste doch, dass er genau das nicht mehr lange würde tun können.
Er musste gehen, bald. Aber bevor er sich seinem eigenen Egoismus – vielleicht eher seinem Schutzmechanismus – hingeben konnte, musste er sichergehen, dass Sam wieder vollkommen gesund wurde.
Oben, in einem Wohnzimmer, das er sich nicht einmal genauer ansehen wollte, lag Sam auf dem Sofa und Frank ging sofort wieder zu ihm.
Es war allein seine Schuld, dass Sven ihn unter Drogen gesetzt hatte, allein Franks. Und er wusste, er würde den Vorwurf in Sams Blick nicht ertragen, wenn dieser endlich wieder zu sich kam. Dabei wünschte er sich nichts mehr!
Er wollte einfach nicht, dass irgendwer oder irgendwelche Substanzen dazu in der Lage waren, Sam oder Gabriel zu entzaubern. Sicher, ihm war vollkommen bewusst, dass niemand die Stärke besaß, immer und überall die Oberhand zu behalten. Aber in diesem Fall spielten seine Gefühle ihm einfach einen Streich.
Sein Fluchtreflex kam wieder hervor, ließ seinen ganzen Körper immer wieder erschauern und zittern. Es zerrte an seinen Nerven, das alles.
Und nicht zuletzt lag im Keller der eindeutige Beweis, dass Frank ein Mörder war. Ein gewissenloser Mörder.
Er würgte und kniff die Augen zu, um sich nicht übergeben zu müssen, atmete zwanghaft tief durch.
„ Kümmer dich um ihn, Boss. Es geht ihm schlechter als Sam“, hörte Frank von einem der beiden Männer, die mit Gabriel hierher gekommen waren. Er kannte sie nicht, wollte er auch nicht.
Alles, was er wollte, war, dass Sam seine Augen öffnete und wieder ganz gesund wurde!
~*~
Gabriel beugte sich zu Frank, der auf den Knien neben Sam saß und ihn mit fahrigen Bewegungen streichelte, sich an ihm festhielt und immer wieder von einem starken Zittern erfasst wurde. Er umarmte ihn, ohne ihn von Sam wegzuziehen.
„ Scht , alles wird wieder gut, Liebling“, murmelte er und strich durch Franks Haar. Er wollte gern so viel mehr tun, aber das würde nichts ändern. Frank stand eindeutig unter Schock. Hoffentlich kam der Rettungswagen bald. Die Helfer würden nicht nur Sam ärztlich versorgen müssen, soviel war sicher.
„ Räumteam kommt auch“, sagte Vito leise und ließ die Gardine am Fenster zur Straße wieder fallen.
Gut. Gabriel atmete auf. „Danke, Vito. Ich weiß, ich bin ...“
„… zu nichts zu gebrauchen, derzeit?“, setzte Colin fort und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Wundert dich das wirklich, Gabriel? Wir kümmern uns schon um alles, bleib du bei Frank und pass auf ihn auf, wir erledigen den Rest und sorgen dafür, dass eure Wagen hier verschwinden.
Gabriel nickte. „Ich ... Colin, kannst du kurz hier bleiben? Ich muss ...“ Er wollte in den Keller. Er musste sehen, was dort in dem Raum ‚nebenan‘ geschehen war. Auch wenn Frank ihn gebeten hatte, es zu lassen. Er drückte ihn noch einmal an sich und erhob sich, um in Richtung Flur zu gehen.
Frank sah ihm nicht nach, blieb vollständig auf Sam konzentriert, wofür er ihm unendlich dankbar war.
~*~
Frank spannte sich an, als Colin, der Blonde von den beiden Fremden, sich neben ihm auf die Kante des Wohnzimmertisches setze.
„Ich werde dich nicht anfassen, hab keine Angst.“
Frank wandte erstaunt den Blick, die Spannung in seinen Muskeln ließ jedoch nicht so schnell nach. Er suchte Colins Blick. Grünbraune Augen ruhten auf ihm. Offen und freundlich.
Frank wusste plötzlich mit unfassbarer Gewissheit, dass er Colin nicht fürchten musste. Irgendetwas Altes lag in diesem Blick. Etwas Wissendes und vielleicht sogar Weises. „Danke“, sagte er schließlich. „Wer seid ihr?“
Interessierte ihn das überhaupt? Doch, ja.
„Ich bin Colin Kepler
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