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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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hatte, doch das war nur bedingt wichtig. Wagner war vollständig bekleidet, Entwarnung.
    Viel wichtiger war es, dass er so schnell wie möglich zu Frank kam. Er wollte ihn an sich drücken, trösten und festhalten. Dieser Wunsch erwachte so nachhaltig in ihm, dass er einen seiner Mitarbeiter vom Räumteam beinahe über den Haufen lief.
    Colin und Vito waren noch mit ihm im Wohnzimmer, Sam wurde gerade auf einer Trage zum Rettungswagen gebracht, der nicht aussah wie einer. Immerhin ein firmeneigenes Fahrzeug, unauffällig, harmlos. In diesem Fall ein Möbeltransporter.
    Frank folgte der Fahrtrage, kam dabei auf ihn zu und er umfasste ihn, sobald der Jüngere auf seiner Höhe ankam.
    „Wir fahren mit ihm, in Ordnung?“, murmelte er, dann schob er Frank sacht hinter der Liege her und wandte sich an Mika. „Kannst du es medizinisch vertreten, dass Frank kein Beruhigungsmittel bekommt?“
    Mika verzog das Gesicht, nickte aber. „Ich hab ihm keins gegeben. Du solltest wissen, dass ich meine Patienten besser kenne als sie sich selbst.“
    Das stimmte. Mika war einer der wenigen Mitarbeiter der Firma, die ausschließlich dafür zuständig waren, die anderen wieder zusammenzuflicken und im Auge zu behalten, dass sie gesund blieben. Mika verfügte beim Anblick eines Menschen den untrüglichen Instinkt, sofort zu erkennen, was demjenigen fehlte. Er wusste also bereits, welche Verletzungen Frank hatte, wenn er welche hatte.
    Er ging hinter Sam und Frank her, half seinem Liebling beim Einsteigen und setzte sich wenig später dicht neben ihn, um ihn wieder an sich zu ziehen. Franks Hände umfassten wieder Sams, hielten sie zitternd fest. Und Zeuge dessen zu werden, verriet Gabriel eine Menge mehr als nur simple Sorge.
    Er küsste Franks Schläfe und murmelte: „Wir werden ihn nicht allein lassen, das verspreche ich dir.“
    Frank sah ihn an, lehnte dann seine Stirn an Gabriels Wange. „Es tut mir so leid, Engel!“
    „Nichts muss dir leidtun, hörst du? Mika kriegt ihn wieder hin und er wird ganz sicher wieder der Alte. Und ... ich fühle mich furchtbar, weil ich ausgerechnet heute mein Handy kaputt gemacht habe und dann auch noch eine dicke Verspätung hatte. Wenn ich weniger tollpatschig und pünktlicher gewesen wäre ...“ Er brach mit einem Seufzen ab und drückte Franks zitternden Körper an sich. „Du hast keine Ahnung, wie leid es mir tut, dass ich nicht bei dir war.“

    ~*~

    Frank fühlte die Wärme, die Liebe, die Gabriels Körper auf ihn abstrahlte, als sie in dem seltsamen Krankenwagen saßen. Er wollte in ihn hineinkriechen, ihm sagen, dass alles in Ordnung war, dass ihn keine Schuld am Geschehenen traf. Dass allein er, Frank, verantwortlich war , für das, was heute passiert war.
    „Hör auf, Engel“, flüsterte er und drückte seine Lippen auf die wild pochende Ader an Gabriels Hals. „Dinge passieren, man kann sie nicht ändern, wenn es geschehen ist.“
    „Hat er dich angefasst, Liebling?“
    Ein grausames Lächeln verzerrte sein Gesicht und er war froh, dass Gabriel es nicht sehen konnte. Er schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Er wollte es, aber ...“
    Nein, das konnte er nicht sagen, er wollte es auch nicht!
    Niemand sollte wissen, wie brutal und gnadenlos seine Sorge um Sam, sein Hass auf Sven und seine Wut über seine eigene Schwäche ihn dazu getrieben hatten, einen Mann zu töten. Er wunderte sich noch immer, dass er es überhaupt geschafft hatte. Frank fühlte sich beschmutzt, dreckig. Er hatte einen Menschen getötet. Du bist ein Mörder.
    Einmal mehr sah er an sich herab. Nur seine Jeans war schmutzig. Am linken Knie, von Sams Erbrochenem. Es war noch nicht getrocknet, aber der Geruch drang nicht in seine Nase. Vielleicht kam er einfach nicht an dem von Gabriel vorbei, der so nachdrücklich seine Sinne umspielte? Es tat so gut, in Gabriels Armen zu sein, war so tröstlich und angenehm.
    Er schluchzte auf. Sein Herz würde brechen, wenn er die beiden verließ. Einfach so, mit einem leisen, unscheinbaren Ton.
    Und er musste sie verlassen. Daran gab es keinen Weg vorbei. Er schämte sich zu sehr. Für das, was man seinetwegen Sam angetan hatte, für das, was er Gabriel an Sorge und Chaos beschert hatte, für das, was er mit Sven getan hatte.
    Nein, der Mistkerl hatte es nicht geschafft, ihn noch einmal anzufassen, ihn zu beschmutzen.
    Frank hatte sich gar nicht wehren wollen. Er hatte versucht, zu ertragen, was immer passieren würde, um Sam zu retten. Für ihn oder Gabriel hätte er es

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