Zweifel in Worten
und das ist Vito Kane. Wir sind Mitarbeiter von Luccadatis Inc. – und gute Freunde von Sam und Gabriel. Mach dir keine Sorgen. Wir bewachen euch und Sam wird es sicher bald wieder gut gehen.“
„Vito? Colin? Ihr seid die Superfechter? Gabriel hat mir von euch erzählt ... und ... ihr sollt auch sehr gut in Selbstverteidigung sein ...“
Der dunkelhaarige Mann nickte und ging zur Haustür.
„Sind wir, also beides. Willst du, dass Vito dir alles beibringt?“ Colin sah ihn aufmerksam an.
Frank schüttelte den Kopf. „Nein, dazu ... ist es zu spät. Es ist bereits alles passiert.“
Colin straffte sich sichtbar. „Es tut dir leid, den Mistkerl erledigt zu haben.“
Klang nicht nach einer Frage. Frank nickte abgehackt. „Ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber er hat mich dazu gemacht.“
Colin lächelte milde. Es wirkte nicht herablassend, obwohl der junge Mann neben ihm ganz sicher jünger war als er. Wirkte wie höchstens Anfang zwanzig.
„Manchmal bringen besonders schreckliche Menschen diese Dinge in uns zum Vorschein. Er muss dich sehr gereizt haben, wenn du so reagiert hast.“
Klar, Colin und Vito waren in dem Raum gewesen. Sie hatten gesehen, was er getan hatte. Kannten seine Abgründe, den einen, unendlich tiefen Schlund in seiner Seele nun. Nur eine Bestie konnte tun, was er mit Sven getan hatte.
Es wurde laut an der Tür, dann betraten mehrere Männer in pechschwarzer Kleidung den Raum. Zwei kamen zu Sam, einer davon hatte einen großen Metallkoffer bei sich und musterte Frank kurz durchdringend.
Colin begrüßte die Männer. „Mika, gut, dass du in der Nähe warst. Das hier ist Frank.“
Der augenscheinliche Arzt nickte und sah Frank noch einmal so forschend an, bevor er langsam die Hand nach seiner Stirn ausstreckte. „Ich bin Mika, ich werde mich um dich und Sam kümmern.“ Er hob die andere Hand mit einer kleinen Taschenlampe und leuchtete in Franks Augen. Er blinzelte, das wenige Licht tat schon weh, zwang ihn zu einer Konzentration, die er nicht in sich finden konnte. Er wimmerte leise.
„Schon vorbei“, sagte Mika und lächelte. „Psychotrauma. Aber ich denke, ich sollte dir besser kein Beruhigungsmittel geben ...“
„Nein, ich will auch keins! Bitte kümmere dich um Sam!“, brachte Frank hervor und atmete durch. Kein Beruhigungsmittel, kein Kontrollverlust. Einer an einem Tag reichte ja wohl auch!
~*~
Gabriels Schritte die Kellertreppe hinab waren zögernd und langsam. Was würde er vorfinden?
Colin und Vito hatten ihm nicht grundlos gesagt, dass er dem Raum fernbleiben sollte, und Franks bittender Blick hatte das Gleiche getan. Aber er konnte diese Ungewissheit nicht ertragen und musste einfach nachsehen.
Entschlossen drückte er die Klinke hinab und schob die Tür nach innen. Erschrocken sog er die Luft ein und verharrte, mit dem noch gesenkten Kopf unter dem Türstock.
Der Raum war größer als der, in welchem Sam und Frank gewesen waren. Vielleicht zwanzig Quadratmeter oder mehr. Seine andere Hand fand den Lichtschalter.
Als er den Blick nun unendlich langsam wieder in den Raum gleiten ließ, fiel er zuerst auf die für einen Kellerraum viel zu gemütliche Einrichtung, dann auf das Bett. Ein zwei mal zwei Meter großes Bett mit schwarzem Lacklaken und ohne Kissen oder Decken.
Erst danach sah Gabriel das, was Colin und Vito als ‚mit gebrochenem Genick‘ bezeichnet hatten. Sven Wagners Körper war verdreht, der Kopf stand in unnatürlichem Winkel zur Seite ab, während seine Schultern noch an der jenseitigen Wand des Raumes lehnten. Seine weit aufgerissenen Augen zeugten von Erstaunen und Schreck. Frank hatte sich offensichtlich überraschend gewehrt! Gabriel lächelte ganz kurz bei dem Gedanken.
Gabriel schluckte erneut. Er wandte sich ab, als er die Schritte des Räumteams hinter sich hörte, und trat beiseite, von Wagners Leichnam weg.
Es dauerte mindestens fünf Minuten, in denen er einfach dastand und sich umsah, bis er begriff, was dies für ein Raum war.
Umgeworfen lag, normalerweise sicher recht zentral platziert, ein Bock. Halbrund aufgewölbt an der Oberseite, ein Loch in der Fläche, an den stelzenartigen Beinen Schlingen und Halterungen für Ketten und Handschellen .
Wut erwachte in Gabriel, er ballte die Hände zu schmerzhaften Fäusten, als wirklich und vollumfänglich in seinem Bewusstsein ankam, welche Panik Frank gehabt haben musste, was Wagner hier mit ihm hatte tun wollen.
Unwillkürlich fragte er sich, ob der Mistkerl es geschafft
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