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Zweifel in Worten

Zweifel in Worten

Titel: Zweifel in Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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sich offenbar nicht mehr zu helfen.
    „Guten Morgen. Wo ist denn das Problem?“, fragte Frank scheinheilig und sofort reagierte der Kunde wieder gefasster. Vielleicht lag es daran, dass auf Franks Namensschild nicht nur Vor- und Nachname, sondern auch sein Doktortitel vermerkt war?
    „ Juten Morjen ! Könntn Se Ihrer Kollejin vielleicht ma sajn , det ick so nich mit ma redn lass?“
    „Was genau ist denn passiert?“, hakte Frank noch einmal nach.
    „Na, die Dame da behauptet, ick hätt det Buch so zujerichtet ! Dabei war det ’n Unfall, vastehn Se?“
    Frank nickte und nahm das lädierte Buch hoch. Es ließ sich kaum noch durchblättern, die Seiten klebten immer mindestens im Dutzend zusammen und insgesamt wies es eine deutlich gewachsene Dicke auf. Es tat Frank beinahe körperlich weh, das Buch so zu sehen. Trotzdem bemühte er sich um Ruhe. Immerhin passierten solche Dinge jedem einmal. Kein Grund, gleich auszuflippen.
    „Ein Unfall also. In solchen Fällen zahlt Ihre Haftpflichtversicherung solche Schäden. Wie wäre es, wenn meine Kollegin Ihnen eine Rechnung ausstellt, die Sie bei Ihrer Versicherung einreichen können? Damit wäre für Sie dann der Fall erledigt und niemand muss sich aufregen.“
    Der Kunde verzog das Gesicht, noch einmal mit der Kollegin, die sich gerade um den Neuantrag von eben kümmerte, sprechen zu müssen. „Na jut , aba wehe, die zickt ma nochma so an!“
    Frank grinste kurz. „Keine Sorge, heute Morgen geht hier einiges drunter und drüber, aber das wird schon. Wollen Sie sich vielleicht in der Zeit andere Bücher aussuchen?“
    Diesen Vorschlag nahm der Kunde gern an und verschwand nach einem Nicken und einem letzten Blick auf das geschundene Buch hinter einer Regalwand in der großen Lesehalle.
    Frank atmete tief durch und wandte sich wieder zu seiner Kollegin. „Ich mach hier weiter, Sandra. Kannst du dich um die Ausleihe kümmern?“
    Sie erhob sich und sagte: „Für dich tu ich fast alles!“ Sie wusste, dass er schwul war, und erlaubte sich gern mal einen solchen Scherz. Er lachte.
    „Irgendwann nehm ich dich beim Wort und glaub mir, das wird nicht lustig!“, drohte er und schüttelte den Kopf, bevor er sich grinsend gegenüber dem Neukunden niederließ und ihn ansah.
    Wow, ziemlich hellblondes Haar und Augen von einem hellen Blau, das sich gegen die leicht gebräunte Haut des jungen Mannes so deutlich abhob, als trüge er extra-knallige Kontaktlinsen.
    „So, nun wieder zu Ihnen, Herr ... Midhen“, las er vom ausgefüllten Formular und sah die weiteren Angaben durch, die er gleich in die Neuanlage einer Kundendatei in den Computer eingab. Bei der Berufsbezeichnung stutzte er kurz und konnte sich einen weiteren Blick auf den Mann vor ihm nicht verkneifen. Ebenso wenig wie einen passenden Spruch. „Sie sind Personenschützer?! Klingt nach einem aufregenden Leben!“
    Der Blondschopf grinste. „Klingt spannender als es ist. Für diverse Wartezeiten brauche ich nun neue Lektüre. In den Buchläden finde ich nur Mainstream-Quatsch und für Thriller oder Glitzerromanzen habe ich nichts übrig.“
    „Ja, auch über Buchgeschmack lässt sich nicht streiten. Sicherlich werden Sie hier einiges finden, das Ihren trifft. Wollen Sie sich gleich heute ein paar Bücher mitnehmen?“
    Frank sah, dass die beiden Straßenbahn-Kolleginnen endlich angekommen waren und an den Kundenterminals Platz nahmen. Er würde hier also nicht mehr zwingend gebraucht und könnte die Einführungsrunde durch die Bibliothek mit Herrn Midhen machen.
    „Üblicherweise gibt es einen ersten Rundgang in Begleitung eines Angestellten, um Ihnen die Such-Terminals in den Abteilungen und die generelle Aufgliederung der Bibliothek zu erläutern.“
    Midhen nickte. „Gern. Beides. Ich war ewig nicht mehr in einer öffentlichen Bücherei.“
    „Alles klar, dann brauche ich hier noch eine Minute und wir können loslegen. Haben Sie bestimmte Genrevorstellungen?“
    „Hm, schwer zu sagen, eigentlich lese ich alles Mögliche ... Vielleicht sollte ich es mal mit Fantasy versuchen?“
    „Wieso nicht, da haben wir eine große Abteilung im Erwachsenenbereich, aber auch eine sehr große Auswahl im Jugendbereich. Haben Sie Vorstellungen, wie alt die Protagonisten sein sollten?“
    Er schürzte die Lippen auf eine Art, die Frank blinzeln ließ. Verdammt, der Typ war sexy! Kein Wunder, entsprach er doch absolut seinem Beuteschema ...
    „Das ist eigentlich egal. Ich denke, halbwegs erwachsen sollten sie schon sein,

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