Zweifel in Worten
Zögern näher trat und ihn umarmte. „Es tut mir so leid! Ich weiß, ich bin furchtbar und unerträglich, aber ich bekomme diesen Gesichtsausdruck und seine grünen Augen nicht aus dem Kopf!“, gestand Sam und schluckte hart.
Gabriels Arme umschlossen ihn, seine Hände strichen über Sams Rücken und er fühlte sich so beschützt und geliebt, dass er aufseufzte.
„Niemand nimmt dir das übel – ich am allerwenigsten. Ich würde dir diese Unruhe gern ersparen, aber die Tatsache, dass du so bist, zeigt mir nur einmal mehr, wieso ich mich in dich verliebt habe. Du bist mitfühlend und emotional ... und gleichzeitig wieder so kompromisslos und hart. Ich liebe genau das an dir, diese Widersprüchlichkeiten, diese tiefe Überzeugung, immer das Richtige tun zu wollen.“
So ein Liebesgeständnis ... unfassbar! Sam neigte den Kopf zur Seite und küsste Gabriel voller Sehnsucht und Liebe.
~*~
Frank saß in seiner Außenleseecke, seitdem er gefrühstückt hatte. Die Sonne brannte so heiß vom Himmel, dass er den Sonnenschirm aufgespannt hatte und innerhalb weniger Minuten sein T-Shirt und die halblangen Shorts gegen eine knapp sitzende Badehose getauscht hatte, um wenigstens gleichmäßig Farbe abzubekommen. Sein dunklerer Hauttyp hatte ihn schon immer vor der Benutzung von klebrigen Sonnencremes bewahrt und er wusste, bereits heute Abend würde er sehr gut sehen können, wo seine Hose gesessen hatte.
Er mochte es zwar nicht, wenn man ihm nach einem Tag im Freibad, am Baggersee oder auch nur auf dem Balkon bereits einen zweiwöchigen Karibikurlaub nachsagte, aber der Umstand, ohne einen Sonnenbrand auszukommen, gefiel ihm gut.
Gegen Nachmittag spielte er sogar mit dem Gedanken, noch ins Fitnessstudio zu gehen, weil seine Muskeln tatsächlich an Ausprägung und Definition verloren hatten, seitdem er umgezogen war. An ihm schwabbelte zwar nichts, aber wirklich wohl fühlte er sich auch nicht. Das Buch, an welchem er nun las, um sich auf keinen Fall mit schwulen Texten und dem für ihn oftmals daraus resultierenden Kopfkino beschäftigen zu müssen, gefiel ihm sehr gut. Auch wenn er diesem Urban-Fantasy-Roman zunächst trotz einer Empfehlung durch seine Kollegin Katja sehr skeptisch gegenübergestanden hatte.
Es dauerte etwas, bis die Geschichte Fahrt aufnahm, aber als sie es tat, fesselte sie ihn auf eine unnachahmliche Art. Er klappte das Buch zu, nachdem er sein Lesezeichen platziert hatte, und legte es auf seinen Beistelltisch.
Ein erneuter kritischer Blick über seine Terrasse machte ihm klar, dass er es ganz offensichtlich darauf anlegte, hier ständig allein zu bleiben. Es gab nur diese eine Liege, die sich zu einem Sessel hochklappen ließ.
Hatte er gestern Abend nicht Sam gefragt, ob sie hier draußen sitzen wollten? Lächerlich, wäre ja gar nicht gegangen!
Frank seufzte und beschloss, dass er an seiner offensichtlichen Einsiedlerhaltung etwas ändern musste. Wenn er weiterhin alles so einrichtete, dass er nicht einmal vernünftig Besuch empfangen konnte, würde er am Ende noch anfangen, Katzen aus Tierheimen zu holen …
Er erhob sich, zog sich um und machte sich auf den Weg zum Baumarkt. Dort fand er, passend zu seinem Tisch, schöne, stapelbare Stühle mit hohen Lehnen, die bequem aussahen und es nach einem Probesitzen auch waren. Er kaufte vier davon, dazu passende Auflagen, die das gleiche Muster wie seine Liegenauflage hatten, und auch gleich noch eine Aufbewahrungsbox für die ganzen Polster.
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er die durchaus hohe Rechnung an der Kasse präsentiert bekam. Immerhin hatte er seit einem halben Jahr ein gewisses Budget für diese Terrassengestaltung eingeplant gehabt. Und da er nirgendwo hinging, keine Clubs, Kinos oder Sonstiges besuchte, und sein exzessives Buchkaufverhalten schon immer in seinen monatlichen Investitionen eingeplant war, musste er auf nichts verzichten.
Er seufzte erst, als er versuchte, die Früchte seines Einkaufanfalls in seinen Wagen zu bekommen.
„Lassen Sie mich raten, Sie haben noch nie Tetris gespielt“, erklang eine eindeutig belustigte Stimme hinter Frank, als er kopfüber im Kofferraum hängend versuchte, die gestapelten Stühle in die richtige Position zu schieben. Die Kiste für die Polster musste schließlich auch noch mit hineinpassen.
Er fuhr erschrocken herum und stieß sich den Kopf an der Heckklappe seines Polos. „Autsch!“
Frank rieb sich den Hinterkopf, während er sich zu dem offensichtlich erheiterten
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