Zweifel in Worten
zurück. Hielt er sich gerade einmal mehr zurück, um Frank nicht zu nahe zu kommen?
„Es tut mir leid, Sam. Alles.“ Frank erhob sich ebenfalls und trat dicht an ihn heran. Seine Hände hoben sich an dessen Gesicht und legten sich darum. „Sehr leid.“
„Tu das nicht, Frank, bitte!“, zischte der und die Warnung klang in seinen Worten mit. Frank nickte, ließ seine Hände aber nicht sinken.
„Du gehörst zu Gabriel, zu niemandem sonst.“
„Aber du gehörst zu uns!“
Frank schüttelte bedauernd den Kopf. Nein, das tat er nicht und dieses Wissen war der einzige Grund, wieso er seine Hände endlich sinken lassen konnte, ohne Sams angespannt zusammengepresste Lippen wieder weich zu küssen.
Sam schaffte es nicht so einfach. Seine Arme schlangen sich um Franks Mitte und er fühlte sich dicht an den harten, so angenehm warmen Leib gedrückt. „Ich wünschte, die Dinge wären anders ...“, murmelte er. „Einfacher, vielleicht. Nein, eigentlich wünschte ich nur, du würdest sehen, wie wichtig du mir bist.“
Frank schluckte erneut trocken. „Das sehe ich doch. Es ist nur nicht richtig.“
Sam entschied sich spürbar, seine Argumentation nicht länger mit Worten vorzubringen. Seine Lippen legten sich auf Franks, und der schaffte es nicht, sich aus der Umarmung zu befreien.
Verflixt! Wenn er jetzt nachgab, machte er sich selbst zu einer Hure! Und vor allem spielte er damit ein echt mieses Spiel!
„Du musst nach Hause fahren, Sam. Bitte, fahr nach Hause“, sagte er leise und übergangslos ließ Sam ihn frei.
„Du hast recht. Aber die Sache mit dem Abschied auf ewig kannst du dir abschminken.“ Das klang wie eine Drohung, mit der Sam sich selbst Mut machen wollte und es weckte eine absurde, kindische Hoffnung in Frank, die er nicht erlauben wollte. Trotzdem begriff er, dass jede weitere Diskussion einfach an Sams Dickschädel abprallen würde.
Er nickte. „Ist okay.“
Sam ging zur Tür voraus und Frank folgte ihm. Als Sam im Treppenhaus verschwunden war, ging er wieder auf die Dachterrasse und sah hinab. Beobachtete, wie der hellblonde Hüne sich in seinen pechschwarzen Sportwagen faltete und abfuhr.
~*~
Gabriel saß im Büro und sah auf die Uhr. Es würde noch dauern, bis Sam nach Hause kam, meistens aß er bei seiner Freundin zu Abend, bevor er wieder auftauchte. Und ebenfalls meistens begleitete er seinen Freund dorthin. Wieso er es heute nicht getan hatte, wollte er lieber nicht hinterfragen.
Was passiert war, was ihn überhaupt erst dazu gebracht hatte, zu Franks Wohnung zu fahren, hinterließ einen absoluten Zwiespalt in ihm.
Der Sex mit Frank war toll gewesen, außergewöhnlich und es hatte letztendlich nur eines gefehlt, aber genau das, was gefehlt hatte, war Sam. Und ebendieser verdiente die Wahrheit, ungeschönt und ohne Ausflüchte. Dieses Wissen sorgte für ein mulmiges Gefühl.
Hatte er Sam verraten? Oder hatte er nur ... erweitert, was er bislang an Beziehung hatte?
Nein, sein Treffen mit Frank hatte in jedem Fall zu einem Verrat an Sam geführt. Und Gabriel wusste einfach nicht, wie er sich das Ganze erklären sollte, um es anschließend Sam zu beichten.
Beichten ... Genau das war es wohl, was ihm am heutigen Abend noch bevorstand. Eine Beichte, die alles zerstören könnte, was Sam und ihn verband, was sie seit mehr als sieben Jahren teilten.
Er seufzte, stand auf und ging in den Hauswirtschaftstrakt, um Helmi zu suchen. Er wusste nicht einmal, ob er ihr erzählen würde, was passiert war, aber er brauchte einfach Gesellschaft, bevor sein Gewissen ihn auffraß und anfing, Frank für etwas zu verdammen, das Gabriel so sehr provoziert und gewollt hatte.
Gabriel fand sie im Bügelzimmer.
„Junge, was tust du denn hier? Ich dachte, du arbeitest?“
„Dachte ich auch, aber ich kann mich einfach nicht konzentrieren.“ Er spielte gedankenverloren am Zipfel eines Shirts, das noch ungebügelt auf der Anrichte lag.
„Woran liegt es? Vielleicht an deinem Ausflug heute Mittag?“
Er fuhr zu ihr herum und starrte sie ertappt an. Schließlich nickte er. „Ja, wohl auch daran.“
„Und woran noch?“
„An ... Frank, denke ich ...“
Helmi kicherte leise, hängte das fertig gebügelte Hemd auf einen Bügel und an einen Wandhaken. Dann lehnte sie sich auf den Bügeltisch und musterte ihn ernst. „Ich habe dich noch nie so gesehen, Junge. Du bist doch sonst nicht so durch den Wind.“
Er lächelte. „Das ist wohl wahr.“
„Aber das erklärt mir nicht, woran es
Weitere Kostenlose Bücher