Zweifel in Worten
sie, die Wut.
„Nein, nein, ich meinte ... du und Frank zusammen mit mir, das wäre perfekt gewesen.“
Sprachlos sank Sam gegen die Rückenlehne. „Warte mal, du meinst ... ein Dreier? Mal so für zwischendurch?! Mit einem so verschreckten und scheuen Mann wie Frank? Verdammt, wieso hab ich vorhin noch zu ihm gesagt, dass wir alles, was Sex betrifft, ganz wunderbar zu zweit hinkriegen? Wofür habe ich noch versucht, ihm diese Ängste zu nehmen?! Wieso habe ich mich mit meinen unerschütterlichen Behauptungen so zum Affen gemacht?!“
Gabriels Stirn legte sich in Falten. „Was meinst du damit?“
Sam schüttelte hart auflachend den Kopf. „Er sagte eben, dass er nicht unsere Hure sein wolle ... und jetzt kapiere ich erst, was er wirklich damit meinte! ... Ich hab ihm versichert, dass wir ohne einen Dritten auskämen, dass wir ihn niemals so benutzen würden! Dass wir glücklich und ...!“
Sam schob Gabriel unsanft beiseite und sprang auf.
Gott, wie erbärmlich hatte er sich eben in seiner Naivität bei Frank blamiert?!
„Ich sehe ein, wir sind es nicht mehr“, sagte er über die Schulter zu dem noch immer am Boden hockenden Gabriel und ging.
Weg hier, nur weg. So weit wie möglich, egal wohin. Er ging gar nicht erst ins Haus, seinen Autoschlüssel hatte er noch in der Tasche, und mehr brauchte er jetzt nicht.
Es tat weh, so unglaublich weh! Sie waren also gar nicht glücklich. Peng, alles aus. Einfach so.
Sam schaffte es mit Mühe und Not, vom Hof zu fahren, ohne in Tränen auszubrechen. Wo sollte er jetzt hin? Er wusste, bei seiner Freundin in Töplitz hätte er jederzeit ein Gästezimmer, aber sie würde sofort wissen, was los war. Und das wollte er nicht. Auch wenn sie alles über ihn wissen durfte, die Beziehung zu Gabriel war immer möglichst weit außen vor geblieben.
Er fuhr eine Weile ziellos durch die Straßen und schließlich aus der Stadt heraus, um sich einen Feldweg zu suchen, auf dem sein Wagen niemanden stören konnte. Nun endlich konnte er die bislang so mühsam zurückgedrängten Tränen laufen lassen. Sie loswerden.
Aber auch wenn sie seinen Gefühlen Ausdruck verliehen, brachten sie keine Erleichterung.
Gabriel hatte mit Frank geschlafen. Ihn benutzt. Ihn dazu gebracht, mit ihm zu vögeln.
Sam schnaubte hilflos auf und schlug gegen sein Lenkrad. Alles, was er vorhin zu Frank gesagt hatte, war schon vorher ad absurdum geführt worden.
Wie konnte Gabriel das tun? Wie konnte er mit Frank schlafen und ihm das Gefühl geben, eine Hure zu sein?
Er war so enttäuscht von seinem Engel. So maßlos enttäuscht! Sam stieg aus und lehnte sich an den Wagen. Er brauchte frische Luft und die Abendkühle, die mit der langsam sinkenden Sonne endlich aufkam. Er musste sich beruhigen, musste kapieren, was heute passiert war.
Angenehme Aussprache
„Nun haben dich also beide Raubtiere erwischt“, stellte Helmi mit ernster Miene fest, als sie Gabriel das Abendessen in sein Büro brachte.
Er sah auf und seufzte. „Sieht ganz so aus ... Ich hätte nicht gedacht, dass ich es jemals so gründlich versauen könnte.“
„Na, na! Ist das Selbstmitleid? Das steht dir nicht, Junge!“, wies sie ihn zurecht und er nickte.
Sie hatte ja recht! Er hatte Mist gebaut und nun war Sam sauer auf ihn. Ebenfalls zu recht, denn er, Gabriel, hatte Frank in eine Situation gebracht, in die er niemals hätte kommen dürfen.
Er sprang auf und ließ das Essen stehen. „Tut mir leid, Helmi, kannst du es mir warmstellen? Ich muss erst ...“
„Zu Frank, schon klar.“
Er blieb wie angewurzelt stehen. „Wie kommst du darauf?“
Sie schnaubte missbilligend. „Junge! Glaubst du wirklich, ich hätte Sams Gebrüll nicht Wort für Wort verstanden?“
„Und daraus leitest du ab, wohin ich jetzt fahren muss?“
„Sam ist abgehauen, den würdest du doch jetzt nie finden, solange er dich nicht ruft – und das wird er nicht. Aber Frank kannst du einfach finden und vor allem versuchen, wenigstens klären, was da heute Mittag passiert ist.“
„Weise wie immer, Helmi! Ich muss los.“
Er brauchte keine zwanzig Minuten zu Franks Wohnung, weil er gegen jede Gewohnheit nicht nur viel zu schnell fuhr, sondern auch zwei rote Ampeln ignorierte.
Frank ließ ihn lange warten, öffnete sogar erst, nachdem Gabriel ihn oben über das Balkongeländer hinabblicken sah. Er wusste, dieser Weg war nicht die Schwierigkeit, sondern das vor ihm liegende Gespräch. Schon an der Tür wirkte Frank verschlossen und
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