Zweite Chance fuer die Liebe
es geschah überall auf der Welt, jeden Tag und ständig. Zugegeben, es war vielleicht nicht besonders clever gewesen, sich mit einem Playboy einzulassen, in dessen Augen sie nichts weiter als ein Flittchen war, aber zumindest hatte sie nicht den Fehler ihrer Mutter wiederholt und sich auch noch verliebt.
In gewisser Hinsicht hatte Tristan recht. Zwischen ihnen hatte es tatsächlich noch eine unerledigte Geschichte gegeben – aber jetzt war das Kapitel abgeschlossen.
Tristan hatte ihr keine Versprechen gemacht, sie wollte auch gar keine von ihm. Was also gäbe es zu bereuen? Außer natürlich, dass sie ihm wieder unter die Augen treten musste. Ach ja, und das kleine Problem mit der möglichen Schwangerschaft. Aber da vertraute sie auf die Natur. Sie hatte nachgerechnet, es war noch früh genug in ihrem Zyklus. Da konnte also nichts passieren, richtig? Auf jeden Fall würde sie sich vorerst keine Sorgen machen.
Lily sah sich in dem eleganten Zimmer um. Wirklich sehr geschmackvoll eingerichtet, dieses Haus. Kunst und Antiquitäten, große offene Räume, schimmernd polierte Oberflächen, teure Teppiche. Und alles penibel sauber und ordentlich. Das konnte nur seiner Haushälterin zu verdanken sein, denn der Zustand seiner Kanzlei verleitete zu ganz andere Schlüssen über seinen Sinn für Ordnung.
Was sie zu der Frage brachte, was für ein Mensch er eigentlich in Wirklichkeit war. Denn sosehr sie ihn auch hassen wollte … es gelang ihr nicht. Sie wusste, dass Tristan von einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein angetrieben wurde und dass es für ihn an erster Stelle stand, seine kleine Schwester zu beschützen. Seit gestern wusste sie auch, dass er fürsorglich und zärtlich sein konnte. Zudem musste sie sich eingestehen, dass seine messerscharfe Intelligenz und seine resolute Art sie immer schon fasziniert hatten.
Sie wurde eindeutig zu weich, was Tristan anging! Erst einmal würde sie jetzt duschen gehen. Entschlossen schwang sie die Beine aus dem Bett. Sie duschte schnell, trocknete sich ab und cremte Arme und Gesicht mit Rosenöllotion ein. Viele Frauen bewunderten sie für ihr Gesicht, aber wie jede andere Frau hatte sie ihre Problemchen. Ihr Teint wirkte schnell fahl, und sie brauchte nur daran zu denken, keine vollen acht Stunden Schlaf pro Nacht zu bekommen, und schon erschienen dunkle Ringe unter ihren Augen. Im Moment wirkten sie wie regelrechte Krater in ihrem Gesicht. Lily griff nach dem Abdeckstift, um die Folgen einer weiteren Nacht ohne ausreichend Schlaf so gut wie möglich zu verstecken.
Sie schlüpfte in ihren seidenen Morgenmantel und fühlte den kühlen Stoff über ihre sensibilisierte Haut gleiten. Prompt richteten sich die Spitzen ihrer Brüste auf und erinnerten sie daran, wie Tristan sie genau dort liebkost hatte.
Hör endlich auf, ständig daran zu denken, schalt sie sich in Gedanken. Sie war eine intelligente, unabhängige Frau, und da sie ihm offensichtlich nichts bedeutete … warum quälte sie sich mit solch sinnlosen Fantasien?
Ein Klopfen an der Schlafzimmertür ließ sie zusammenfahren. Das musste Tristan sein, denn so früh trat seine Haushälterin den Dienst nicht an. Hastig verließ sie das Bad und knotete den Gürtel fest. Sie hätte nicht so lange träumen und sich besser schnell anziehen sollen!
„Herein“, rief sie zögernd.
Tristan erschien in der Tür. Er sah so frisch und ausgeruht aus, wie sie es gern gewesen wäre.
Er kam ins Zimmer und warf ein paar Zeitungen auf ihr Bett, dann stand er da, die Hände in die Hosentaschen geschoben, und wirkte seltsam verlegen.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen.“
„Etwa für gestern Abend?“, fragte sie scharf. „Das ist nicht nötig.“
„Doch. Hätte ich gewusst, dass es dein erstes Mal ist, wäre ich nie so weit gegangen.“ Seine Stimme klang wie die eines höflichen Fremden.
Lily seufzte. Sie bemühte sich wirklich, aus dem vorherigen Abend nicht mehr zu machen, als es gewesen war, aber sein reumütiger Auftritt half nicht unbedingt. „Ich schlage vor, wir vergessen einfach, was passiert ist.“ Sie konnte ihn nicht ansehen. Himmel, das war ja schlimmer als vor sechs Jahren! „Wie du schon sagtest … zwischen uns stand noch etwas offen. Das ist jetzt erledigt.“
„Und für dich ist das in Ordnung?“
„Für dich nicht?“
„Doch, natürlich.“
Lily nickte. Natürlich. Hatte sie etwas anderes erwartet? Etwa eine glühende Liebeserklärung? Lächerlich! Als ob sie so etwas hören
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