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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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befanden und wie es ihnen ergangen sein mochte. Seit ihrem Aufbruch hatte er nichts mehr über sie erfahren, wusste nicht einmal, ob sie noch lebten, doch hoffte er es inbrünstig. Es hing nicht nur immens viel vom Erfolg ihrer Mission ab, Warlon war auch ein guter Freund. Aber er konnte ihm jetzt nicht helfen, sondern hatte selbst eine Aufgabe zu erfüllen.
    Auch in den folgenden zwei Tagen blieb es feucht. Fast ununterbrochen fiel Regen, und längst schon trug keiner von ihnen mehr einen trockenen Faden am Leib. Immerhin wurde es etwas wärmer, sodass sie trotz der Nässe nicht übermäßig froren, aber das war nur ein schwacher Trost. Seit alters her hegten Zwerge eine gesunde Abneigung gegenüber Wasser, wenn es nicht gerade zum Trinken diente.
    Schließlich jedoch schlug das Wetter um. Der Wind wehte nun von Norden her, und es blieb trocken. Im Verlauf des Vormittags
stiegen die Wolken höher, wurden fortgeweht und lösten sich auf, bis nur noch einzelne weiße Fetzen vor einem strahlend blauen Himmel dahinzogen. Genau wie seine Begleiter schätzte Barlok das grelle Licht der Sonne nicht sonderlich, aber sie alle genossen es, dass sie mit ihren warmen Strahlen die durchnässte Kleidung zu trocknen begann.
    Auch die Nächte waren nun deutlich wärmer, allerdings häufig auch von Wolfsgeheul erfüllt. Nachdem sie eine gehörige Portion Zwergenstahl zu schmecken bekommen hatten, hatten sich die grauen Bestien nicht mehr in die Nähe von Elan-Tart gewagt, sondern sich offenbar in diese nördlicheren Gegenden zurückgezogen. Auch an den Expeditionstrupp schienen sie sich nicht heranzutrauen, denn die Zwerge erblickten höchstens tagsüber in der Ferne eins oder auch mehrere der Biester. Dennoch zerrte ihr Geheul an den Nerven, und Barlok war gezwungen, nachts Wachen aufzustellen.
    Die Berge im Osten wurden allmählich niedriger, nur wenige ragten noch so hoch auf, dass selbst im Sommer Schnee auf ihren Gipfeln lag. Allerdings hatte die Höhe der Berge wenig zu bedeuten, da sich der allergrößte Teil einer Zwergenmine unterirdisch erstreckte. Zarkhadul war ohne Zweifel sehr viel größer und prachtvoller gewesen als Elan-Dhor, obwohl sich der darüber aufragende Kalathun nicht annähernd mit dem Tharakol messen konnte.
    Sie kamen jetzt wesentlich schneller als zuvor voran. Es schien, als hätte das Wetter ein Einsehen und wolle sich von seiner besten Seite präsentieren, nachdem es ihnen in den ersten Tagen ein äußerst hässliches Gesicht gezeigt hatte. Es blieb trocken, und obwohl die Sonne ziemlich heiß vom Himmel brannte, sorgte eine beständig wehende Brise für Abkühlung.
    Angesichts der ungeheuren Bedeutung dessen, was sie vorhatten, war die Stimmung trotz des vorherigen Dauerregens nie wirklich schlecht gewesen, doch verbesserte sie sich mit dem Wetterumschwung merklich. Sie steigerte sich sogar zu regelrechter
Euphorie, als sie schließlich erstmals in der Ferne die Doppelgipfel des Kalathun erblickten, des Geborstenen Berges, wie er aufgrund seiner charakteristischen Form auch oftmals genannt wurde.
    Unwillkürlich schritten sie schneller aus, und noch am Abend desselben Tages erreichten sie ihr Ziel.
     
     
    Vor Aufregung und Spannung fand keiner von ihnen, Barlok eingeschlossen, in dieser Nacht viel Schlaf. Bereits am nächsten Tag jedoch begann ihre Euphorie einer Ernüchterung zu weichen.
    Verdrossen starrte Barlok auf die im Messinglicht der früh morgendlichen Sonne erstrahlenden Zwillingsgipfel des Geborstenen Berges. Es hieß, dass vor Äonen, lange bevor es Zwerge oder auch Elben auf der noch kahlen und unfertigen Welt gab, Anuvin, der Sonnengott, und Li’thil, die Göttin der unterirdischen Höhlen und Stollen, in heftigen Streit gerieten. Der Legende nach sollte Anuvin voller Zorn mit einer Axt auf den Berg eingeschlagen haben, so heftig, dass er den Gipfel spaltete und eine tiefe Kerbe hineintrieb, ehe er die Sinnlosigkeit seiner Versuche, Li’thil auf diese Art zu erreichen, einsah.
    Barlok wünschte sich, auch er besäße eine Axt, die groß genug wäre, den Berg damit zu zerschlagen.
    Am vergangenen Abend hatte es bereits zu dämmern begonnen, als sie sich dem Kalathun so weit genähert hatten, dass Einzelheiten zu erkennen gewesen waren. Im Halbdunkel hatten die meisten Berghänge steil und ziemlich glatt ausgesehen, was ihre Hoffnung genährt hatte, dass Risse, Spalten und Höhlen einfach zu entdecken wären. Im hellen Tageslicht jedoch präsentierte sich der Berg völlig anders. Die

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