Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge

Titel: Zwergenkinder (04) - Der Kristall der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
einverleiben konnte.
    Ein Schwall von Gedanken ging plötzlich von Ar-Don aus. Sie bestanden aus nichts als Bildern.
    Tomli sah Ar-Don mit den absonderlichsten Kreaturen kämpfen. Manche von ihnen waren so riesenhaft, dass der Gargoyle dagegen wie ein Winzling wirkte. Doch sobald er eine von ihnen biss, zerfiel sie zu Staub. Dieser Staub verschmolz mit Ar-Dons Körper, der dadurch immer größer und größer wurde. Dabei veränderte er beständig seine Form, bis er die Gestalt eines riesenhaften Wollnashorns nachahmte, das Ar-Don getötet und in sich aufgenommen hatte.
    »Ar-Don ist viele. Muss so groß werden wie früher … Braucht Kraft und …!«
    Die Flut der Gedankenbilder brach ab. Stattdessen nahm Tomli etwas anderes wahr. Eine unheimliche Gier, so fremdartig, dass er sie zunächst gar nicht begreifen konnte.
    »Wir wollen, was uns zusteht!« , vernahm er einen sehr trotzigen Gedanken von Ar-Don. »Sonst wird Ar-Don sich nehmen, was er braucht!«
    »Denk dir bitte ganz schnell etwas aus«, murmelte Olba dem Zauberlehrling zu. Sie wusste, dass Gefahr drohte. »Du musst etwas tun!«
    »Unternimm nichts!«, widersprach Meister Saradul energisch.
    Ar-Don fauchte, seine Augen leuchteten grell auf.
    Dann sprang er mit enormer Kraft in die Höhe und breitete die Schwingen aus. An den Enden seiner Arme bildeten sich langfingrige Klauen.
    Das Wiehern der Pferde wurde so schrill, dass es den Zwergenkindern in den Ohren schmerzte.
    Ar-Don schoss auf die Pferde zu – und im selben Moment pfiff einer von Olfalas magisch verstärkten Pfeilen durch die Luft.
    Der Gargoyle wich aus, so schnell, dass die Bewegung nur von einem Elbenauge wahrgenommen werden konnte. Für Menschen, Zwerge oder Zentauren sah es aus, als hätte sich Ar-Don innerhalb eines Wimpernschlags von dem einen an den anderen Ort versetzt.
    Der Pfeil verfehlte ihn ebenso wie seine Vorgänger und blieb zitternd in der Wand stecken. Blitze zuckten aus ihm hervor.
    Saradul ließ magische Strahlen aus seinen Händen schießen, die von Ar-Don an seinem Körper entlang nach oben abgelenkt wurden. Sie brannten ein Loch in das Dach des Pferdestalls und zuckten in den Abendhimmel.
    Obwohl die Strahlen Ar-Don nichts hatten anhaben können, brachten sie ihn offensichtlich durcheinander. Er schlingerte plötzlich.
    Arro zog Ubraks Axt aus dem Futteral auf seinem Rücken. Er hielt die mächtige Waffe mit beiden Händen hoch. Kaum streckte er sie dem Gargoyle entgegen, als dieser auch schon seitlich gegen die Axtklinge krachte. Begleitet von einem lauten Knall sprühten Funken sowohl aus der Klinge als auch aus Ar-Dons steinernem Leib.
    Dieser fiel jedoch nicht zu Boden, sondern schoss nach oben und durchschlug das Holzdach des Stalls. Flammen züngelten um den Rand des Lochs, und ein Geruch nach verkohltem Holz breitete sich aus.
    Olba blickte zuerst zu Tomli, dann zu Arro. Der Schmiedelehrling war selbst am meisten erstaunt über das, was geschehen war.
    »Gut gemacht, Arro«, meinte Olba. Sie runzelte die Stirn. Diese Ereignisse hatte sie nicht so vorausgesehen, wie sie eingetreten waren.
    Lirandil kümmerte sich unterdessen um die Elbenpferde. Er beruhigte sie, indem er eine Formel in elbischer Sprache murmelte. Das letzte Wort wiederholte er immer wieder, wobei sein singsangartiger Rhythmus immer langsamer wurde.
    Tomli erkannte, dass er ihnen auf diese Weise den Takt ihres Herzschlags vorgab.
    »Wir hatten Glück«, war Saradul überzeugt.
    »Und ich habe dagestanden wie ein Zauberlehrling am ersten Ausbildungstag, weil ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte«, gab Tomli zu. »So ohne Zauberstab …«
    »Sei froh darum!«, erwiderte Meister Saradul. »Du hast ja gesehen, was passiert ist, als ich versuchte, den Gargoyle mit Magie abzuwehren.« Er deutete auf die beiden Löcher im Dach, von denen eines von ihm stammte. »Ich spürte sehr wohl, dass der Gargoyle magisch so stark aufgeladen war, dass jeder Angriff auf ihn eigentlich zum Scheitern verurteilt war.«
    »Und doch habt Ihr Eure Magie eingesetzt? Warum?«, fragte Lirandil verwundert.
    »Es war …« Saradul zögerte.
    »Eine Panikreaktion?«, schlug Olba vor.
    »Ein Zaubermeister kennt keine Panik!«, behauptete Saradul.
    Doch Tomli kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass Olbas Bemerkung den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »Ich wollte nicht riskieren, dass wir die Elbenpferde verlieren und meine fußschwachen Gefährten mich tagelang aufhalten«, grummelte Saradul. »Also habe ich mich dazu

Weitere Kostenlose Bücher