Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
preschten die Rampe hinauf, während Saradul zum Hauptschacht schritt.
Mit Rembar dem Blauling wurde Lirandil schnell handelseinig. »Ehrlich gesagt, habe ich schon jahrelang keine Pferde mehr gesehen«, gestand Rembar und tätschelte einem der beiden Tiere das Fell. »Und Elbenpferde schon gar nicht, die sind ja gewissermaßen eine Seltenheit.«
»Doch du verstehst dich auf die Pflege von Pferden?«, vergewisserte sich Lirandil.
»Aber sicher«, beteuerte Rembar. »Ich stamme aus dem fernen Mintua, wo sich der größte Pferdemarkt meiner Blauling-Heimat Maduan befindet. Mein Urgroßvater erzählte mir dort immer die Geschichte, dass er ein einziges Mal ein Elbenpferd beschlagen durfte, als ein Fährtensucher in die Stadt kam. Das Pferd hätte von selbst seinen Huf gehoben und stillgehalten. So etwas hat er nie wieder erlebt.«
Lirandil lächelte. »Ja, das ist lange her«, murmelte er. »Ich erinnere mich.«
Und dann unterhielten sich die beiden in der Sprache der Blaulinge, die Lirandil ebenso beherrschte wie das Zwergische.
Tomli konnte darüber nur staunen. In Ara-Duun wurden viele Sprachen gesprochen, und Meister Saradul ermahnte ihn stets, so viele wie möglich zu erlernen, was durch die Anwendung von Magie natürlich etwas erleichtert wurde. Dennoch beherrschte Tomli nur die Sprachen der Zwerge und der Menschen perfekt und zusätzlich noch das Altzwergische für die Anwendung von magischen Formeln.
Lirandils Sprachtalent war weitaus größer. Sicher lag das daran, dass der Elb so weit gereist war und im Laufe seines langen Lebens so ungeheuer viele Länder durchstreift hatte.
Noch mehr erstaunte es Tomli allerdings, als er an der Ecke des Stalls ein bekanntes Gesicht entdeckte, das dort auf einmal auftauchte.
»Olba!«, entfuhr es ihm. »Was machst du denn hier?«
»Ich kürze die verworrene Zukunft etwas ab«, sagte sie.
In diesem Moment hatte auch Lirandil sie bemerkt. Sofort brach er das Gespräch mit dem Blauling ab, und Olba schien seine ganze Aufmerksamkeit gewonnen zu haben.
Olfalas sagte ein paar Worte in der Elbensprache, und Lirandil nickte. »Ja, du hast recht«, sagte er. »Das Gesicht stimmt überein.« Er wandte sich an die Gauklerin. »Wie heißt du, Zwergenmädchen?«
»Mein Name ist Olba, und als ich Euch sah, wie Ihr durch das Gewölbe der Gaukler geritten seid, bin ich Euch gefolgt.«
»Warum?«
»Weil wir uns etwas später sowieso getroffen hätten. Und da Ihr mit mir über eine große Gefahr sprechen wollt, die alles übersteigt, was man sich vorstellen kann, und schlimmer ist als alles, was jemals in Ara-Duun geschehen ist, dachte ich mir, ich spare uns etwas Zeit.« Olba zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war ich auch einfach nur neugierig.«
Lirandil lächelte. »Du kannst in die Zukunft sehen!«
»Nur manchmal und nicht sehr weit.«
»Wer sind deine Eltern?«
»Das weiß ich nicht.«
Lirandil trat auf sie zu und berührte mit der Hand ihre Stirn, während er eine Formel sprach. Dann nahm er die Hand wieder weg, während bläuliche Blitze aus seinen Fingerkuppen knisterten, und für einen Moment erschien auf Olbas Stirn eine Zwergenrune.
Olba stand wie erstarrt.
»Das war sehr … verwirrend«, murmelte sie schließlich.
»Komm mit zur Wohnhöhle von Meister Saradul«, sagte Lirandil freundlich und dennoch in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.
Olba wagte es dennoch: »Aber ich muss gleich wieder auftreten und …«
»Nein«, unterbrach Lirandil sie. »Im Moment gibt es für dich Wichtigeres zu tun.«
Olba nickte. »Stimmt, in nächster Zeit werde ich wohl nicht mehr im Gauklergewölbe auftreten.« Sie seufzte. »Ich wünschte, ich könnte schon vorhersehen, ob Bogrembl dafür Verständnis haben wird.«
»Wer ist Bogrembl?«, fragte Lirandil.
»Man nennt ihn den König der Gaukler, und ich arbeite für ihn. Außerdem hat er mich bei sich aufgenommen.«
»Er wird es verstehen«, war Lirandil überzeugt.
»Könnt Ihr auch die Zukunft sehen?«
»Nein. Aber es wird ihm lieber sein, dass du eine Weile nicht auftrittst, als dass ganz Ara-Duun und noch sehr viel mehr zerstört wird. Selbst ein sehr geiziger Zwerg wird einsehen, dass wir deine Hilfe benötigen.«
»Meine Hilfe?«, fragte Olba erschrocken.
Lirandil hob die Augenbrauen. »Das hast du nicht vorhergesehen?«
Olba schluckte und wechselte einen Blick mit Tomli, der mit den Schultern zuckte und sagte: »Sehr viel mehr weiß ich auch noch nicht.«
»Es wird ausreichen, wenn wir Bogrembl
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