Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
anderen prallte auf den Schirm aus bläulichem Licht, der so hart wie der härteste Stein war. Wütend hieben sie mit ihren Schwertern, Messern und Fäusten auf diese magische Barriere ein, aber sie vermochten sie nicht zu durchdringen. Ihre Bewegungen waren dabei so schnell wie die eines Zwergs – also um ein Vielfaches langsamer als normalerweise.
»Fooolgt miiir!«, rief Saradul eigenartig gedehnt. Er bewegte sich ausgesprochen langsam. »Sooo schneelll eeesss geeeeeht!«
Sie drängelten sich durch die völlig verängstigte Menge. Ein lauter Chor aus Schreien erfüllte das Gewölbe. Händler versuchten, ihre Waren einzupacken, denn sie fürchteten, dass die Erd-Alben doch noch irgendwann auf den Boden kommen und sich dann alles unter den Nagel reißen würden. Andere versuchten einfach nur so schnell, wie es der lähmende Zeitzauber zuließ, das Gauklergewölbe zu verlassen.
Tomli setzte einen Fuß vor den anderen. Er hatte das Gefühl, durch einen der unterirdischen Seen zu waten, die es in Ara-Duun gab und in denen das Wasser der Tiefenquellen gesammelt wurde, um die Stadt mit dem kostbaren Nass zu versorgen. Früher hatte Meister Saradul ihn dazu genötigt, einmal im Jahr dort ein Bad zu nehmen, aber mittlerweile war Tomli zu alt, um sich zu so schrecklichen Dingen zwingen zu lassen. Außerdem war er in der Anwendung von Magie schon so weit fortgeschritten, dass bei ihm ein guter Riechzauber denselben Zweck erfüllte wie ein Bad.
In Tomlis Nähe befand sich Arro, dem man ansah, wie verbissen er gegen die Wirkung des Zeitzaubers ankämpfte. Aber trotz seiner immensen Stärke war er kaum schneller als Tomli. Allerdings konnte er mit seinen kräftigen Armen mit Abstand am besten drängeln.
Endlich meinte Tomli zu spüren, wie die Wirkung des Zaubers nachließ, und allein die Tatsache, dass er diesen Gedanken wieder verhältnismäßig schnell zu Ende bringen konnte, sprach dafür, dass es wirklich so war. Der lähmende Widerstand wurde schwächer.
Aber das bedeutete auch, dass die Erd-Alben den Schirm aus bläulichem Licht jeden Moment durchdringen konnten, um sich doch noch auf sie zu stürzen.
Wahrscheinlich handelte es sich bei ihnen um Mitglieder der Diebesgilde. Und vielleicht waren auch sie es gewesen, die versucht hatten, Tomli zu überfallen, als er auf dem Weg zu Meister Saraduls Wohnhöhle die Abkürzung durch den stillgelegten Schacht hatte nehmen wollen.
Endlich erreichten sie den Ausgang des Gewölbes. Die Wirkung des Zaubers war kaum noch zu spüren, der bläuliche Schirm spannte sich aber zum Glück immer noch über ihnen.
»Das war ganz schön anstrengend«, beschwerte sich Olba. »Meine Beine tun mir weh!«
»Ich hoffe, du hast nicht schon vorausgesehen, dass die Erd-Alben uns doch noch schnappen«, meinte Tomli.
»Im Moment sehe ich nur wirres Zeug, das ich nicht einzuordnen vermag«, gestand Olba ein. »Und außerdem hat dieser Zauber meine Konzentrationsfähigkeit völlig lahmgelegt. Ich bin froh, dass ich noch weiß, wie ich heiße , und warum wir eigentlich unterwegs sind. Da kann ich mich nicht auch noch um die Zukunft kümmern.«
Sie erreichten den Hauptschacht und ließen sich hineinfallen. Der Zeitzauber war nicht mehr zu spüren, und ganz gleich, wie lange der bläuliche Schirm die Erd-Alben noch davon abhalten würde, zu ihnen zu gelangen, es schien, als wären sie ihnen fürs Erste entkommen.
Sie sanken tiefer und tiefer.
Aber anstatt sich bis in die Tiefenstadt sinken zu lassen, machte sich Meister Saradul bereits kurze Zeit später daran, den Schacht zu verlassen. Die anderen hatten Mühe, ihm schnell genug zu folgen, vor allem die beiden Elben, die den Schwebezauber nicht so gewöhnt waren wie die Zwerge.
Sie befanden sich nun im Gewölbe der Rhagar, wie man an einem Hinweisschild erkennen konnte, das an Spinnenseide von der Decke hing und aus einem Leuchtstein gefertigt war, sodass es zusätzlich noch Licht spendete. Rötliches Licht allerdings. Solche Leuchtsteine waren sehr selten und ihr Licht nur wirklich hell, wenn man starke Magie einsetzte. Darum waren sie besonders teuer.
Im Gewölbe der Rhagar befanden sich die Wohnhöhlen vieler reicher Kaufleute aus Shonda und Hiros, die in Ara-Duun sesshaft geworden waren und mit dem Handel mit Waren aus den Menschenländern große Gewinne erzielten. Wenn allerdings draußen der Mond über der Wüste stand, war hier kaum noch etwas los. Nur ein paar Wächterzwerge waren dann an den Ausgängen des Gewölbes der Rhagar
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