Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
postiert, und aus der einen oder anderen Wirtshaushöhle drang noch Musik oder Stimmengewirr. Aber die meisten menschlichen Bewohner dieses Gewölbes schliefen zu dieser Zeit tief und fest.
Dafür hörte man den Lärm aus den benachbarten Gewölben umso deutlicher. Die ewigen Schläge der zwergischen Schmiedehämmer dröhnten aus den tiefer gelegenen Bereichen durch die Schächte empor, und manchmal hatte man sogar das Gefühl, dass der Boden unter all den unzähligen Hammerschlägen leicht vibrierte. Aber das war nur Einbildung.
In den Schmieden der Zwerge wurde jedenfalls rund um die Uhr gearbeitet. Wann die Zwerge eine Pause einlegten, bestimmte nicht der Aufgang oder Untergang von Sonne und Mond, die man ohnehin nie zu sehen bekam. Die Zwerge rasteten erst, wenn ein Werkstück fertig geschmiedet war. Vorher hörten sie nicht mit der Arbeit auf.
»Was machen wir hier?«, fragte Arro. »Ich dachte, wir begeben uns in die tiefsten Tiefen, um etwas gegen den Weltenriss zu unternehmen.« Der starke Schmiedelehrling runzelte die Stirn und nahm seinen Helm ab, um sich nachdenklich am Kopf zu kratzen, dann setzte er ihn wieder auf.
»Tja, das wüsste ich allerdings auch ganz gern«, gestand Olba.
»Keine Fragen jetzt«, bestimmte Saradul. »Folgt mir einfach.«
»Ich sehe, dass wir uns gleich an einem sehr finsteren Ort befinden werden, der feucht und kalt ist«, prophezeite Olba.
Saradul blieb stehen und legte einen Finger an die Lippen. »Die Menschen aus dem Volk der Rhagar habe n einen leichten Schlaf«, zischelte er, »und wenn sie geweckt werden, sind sie meist ungehalten, falls ihr das noch nicht wissen solltet.«
»Ich bin hier noch nie gewesen«, bekannte Arro. Er zuckte mit den Schultern und sah sich um.
»Wir werden nicht auf dem gewöhnlichen Weg in die Tiefe gelangen«, erklärte Saradul. »Stattdessen werden wir abgelegene Seitenschächte benutzen, die nicht jeder kennt.«
»Aber ist da nicht die Gefahr besonders groß, dass uns Erd-Alben auflauern?«, fragte Tomli.
»Wir benutzen ja nicht Dutzende Male dieselbe Abkürzung über denselben stillgelegten Schacht und lassen uns dabei von Erd-Alben beobachten, so wie du es getan hast«, entgegnete Saradul, der sich nicht gerne von seinem Schüler belehren ließ.
»Trotzdem wäre mir wohler, Ihr würdet uns verraten, wohin unser erster Weg auf der Suche nach Ubraks Amulett führt«, sagte Lirandil mit fester und sehr bestimmt klingender Stimme. Der Elbenkrieger war offenbar nicht gewillt, Saradul ohne Weiteres blind zu folgen.
Der Zaubermeister bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick. »Wir werden uns zu der einzigen Person begeben, die uns Auskunft darüber geben kann, wo wir das Amulett finden können.«
»Wer soll das sein?«
»Nicht hier und nicht jetzt, werter Lirandil!«
Der Elb hob die Augenbrauen. »Ihr fürchtet, man könnte uns belauschen?«
»Davor sind wir nie sicher«, sagte der Zwergenzauberer mit einem bestätigenden Nicken. »Außerdem ist es besser, wenn Ihr nicht zu viel wisst. Es gibt Wesen, für die sogar die Gedanken eines Elben ein offenes Buch sind.«
Tomli kannte seinen Meister gut genug, um zu wissen, dass es keinen Sinn hatte, in diesem Augenblick mehr von ihm erfahren zu wollen. Wenn er in diesem Tonfall sprach, war er normalerweise durch nichts umzustimmen. Allerdings sah der Zwergenjunge Lirandil an, dass dieser ziemlich unzufrieden damit war, keine weiteren Auskünfte zu erhalten.
Sie alle konnten nur hoffen, dass Saradul wusste, was er tat.
Unterdessen hörte Tomli Arro hinter sich flüstern. »Sag mal, sind wir nun eigentlich Geschwister?«, raunte er Olba zu.
»Nein«, antwortete sie leise. »Das ist nicht anzunehmen. Wir sind nur weitläufige Verwandte. Großcousins oder so ähnlich. Und vermutlich haben sich nicht einmal unsere Eltern gegenseitig gekannt.«
»Dann habe ich’s ja doch richtig kapiert«, murmelte der Schmiedelehrling.
Gefährten in der Finsternis
S aradul führte die Gruppe zum äußersten Ende des Gewölbes der Rhagar. Dort gab es keine Wohnhöhlen und auch keine Leuchtsteine mehr, sodass der gesamte Bereich im Dunkeln lag.
Er wandte sich an Tomli und forderte ihn auf: »Mach Licht!«
Tomli beeilte sich, seinen Zauberstab hervorzuholen. Mit einer einfachen Formel erzeugte er am Ende des Stabs ein Leuchten.
Saradul ließ den Blick schweifen. »Hier muss irgendwo eine Zwergenrune sein«, murmelte er.
»Meint Ihr diese hier?«, fragte Lirandil, dessen scharfes Auge vermutlich nicht
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