Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01
aufgegeben«, wisperte Pretorr. »Den Plan, der dich zum Feind der Diebesgilde machte, die ja keinerlei Interesse daran hat, dass der Weltenriss geschlossen wird.«
»Der Riss ist gefährlich, Pretorr!«, erklärte Saradul. »Und zwar zuallererst für die Erd-Alben selbst.«
»Mich brauchst du nicht zu überzeugen. Ich bin bereits auf der Suche nach einer neuen, höher gelegenen Höhle für meine Schmiede, denn irgendwann, das ist mir klar, wird der Weltenriss diesen schönen Ort hier verschlingen.«
»Das Amulett des Ubrak wurde gestohlen«, eröffnete ihm Saradul. »Lange Zeit wurde es im Palast des Zwergenkönigs aufbewahrt. Ich denke, wir beide ahnen, wer hinter diesem Diebstahl steckt.«
»Natürlich die Diebesgilde«, flüsterte Pretorr, dann stieß er einen zischenden Laut aus. »Alle reden hier in der Tiefe davon, wie dumm König Brondamil doch war, dass er das Amulett so schlecht bewachen ließ.« Er stieß einige zischende Laute aus.
»Das ist wohl die Übersetzung für die Dreiköpfige«, raunte Olba Tomli zu. »Ich wette, die Irrlichter fangen gleich auch noch an zu singen.«
»Gegen dich kann man so eine Wette nicht gewinnen«, entgegnete Tomli.
»Wir brauchen das Amulett, denn es gehört zu jenen magischen Gegenständen, mit denen man den Weltenriss schließen kann«, erklärte Saradul.
Pretorr nickte. »Ich glaube, ich kann mir denken, wer den Diebstahl in Auftrag gegeben hat. Es muss Ylgorr gewesen sein, einer der Fürsten der Diebesgilde. Überall erzählt er herum, dass er König Brondamil bestohlen hat. Zuvor aber hatte er Brondamil sogar angeboten, die königlichen Schatzkammern von seinen Alben bewachen zu lassen.«
»Diebe sollten die Schatzkammern des Königs bewachen?«, fragte Tomli ungläubig.
Pretorr schnüffelte, wobei seine Schnurrhaare vibrierten. »Wissen Diebe nicht am besten, wie man eine Schatzkammer vor anderen Dieben schützt? Und wären nicht Erd-Alben am besten dazu geeignet, Erd-Alben-Diebe zu erkennen? Aber der König traute Fürst Ylgorr nicht über den Weg, was ich durchaus verstehen kann.«
»Dann war Ylgorr nur beleidigt und wollte dem König zeigen, was er davon hat, dass er seine Dienste ausschlägt?«, fragte Tomli.
»Eine sehr zwergische Sicht der Dinge«, wisperte Pretorr. »Aber man könnte es so ausdrücken.« Er schnüffelte an Tomli herum und verzog angewidert das Gesicht.
»Wie können wir Ylgorr das Amulett wieder abnehmen?«, fragte Tomli.
Ein weiteres Zischeln drang zwischen Pretorrs Nagezähnen hervor, und diesmal blitzte es nicht nur zwischen seinen Nasenhaaren, sondern auch um die Ohrspitzen des Erd-Albs. »Bist du mutig oder nur übermütig, Zwergensohn?«
»Ich bin ein Nachfahre von Ubrak!«, sagte Tomli.
»Der hat mit seinem Übermut viel Unheil angerichtet, nicht wahr?«
»Wir müssen etwas unternehmen!«, mischte sich Olba ein.
»Mmh … Ich muss noch ein paar fertige Werkstücke zu Ylgorr bringen«, überlegte Pretorr laut. »Einen von euch nehme ich mit. Aber die anderen bleiben hier.«
Das Blitzen an seinen Ohren wurde stärker. Das zuckende Gleißen tanzte an seinem Hals herab, die Schultern und Arme des Erd-Alben entlang, bis es die dürren Finger erreichte und dann verschwand.
Pretorr zischelte wieder und erhielt von der Dreiköpfigen Antwort. Offenbar berieten sich die beiden. Dann richtete Pretorr den Zeigefinger auf Tomli. »Du!«
»Nimm mich mit!«, verlangte Saradul.
»Nein, er soll es sein. Er muss über eine starke Magie verfügen, wenn er dein Schüler ist, und er gibt vor, ein Nachfahre Ubraks zu sein. Heißt es nicht, dass ein Teil von Ubraks verfluchtem Geist dem Amulett innewohnt?«
»Das sagt man«, bestätigte Saradul.
»Dann wird es Ubraks Nachfahren erkennen.«
»Das wäre möglich«, räumte Saradul ein. »Aber es ist nicht sicher.«
Mit einer unglaublich rasanten Bewegung schnellte Pretorr auf einmal auf Tomli zu. Für den Zwergenjungen sah es aus, als wäre der Erd-Alb ganz plötzlich von sei nem Platz verschwunden, um im gleichen Moment neben ihm aufzutauchen.
Er fasste Tomli bei der Schulter. » Du musst es machen, Zwergenjunge! Und jetzt hör mir genau zu!«
»Das werde ich«, versprach Tomli.
»Ich gebe dir nachher einen Stein. Das ist der Stein der Stille. Von dir wird kein Laut ausgehen, solange du ihn trägst. Man wird weder deine Schritte hören noch einen Schrei, solltest du ihn ausstoßen. Lautlos kannst du dich inmitten der Erd-Alben bewegen, und da du als langsamer Zwerg ohnehin kaum
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