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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Toewerland
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Wind bog. Enten arbeiteten daran, Teile der Wasseroberfläche eisfrei zu halten. Der Trampelpfad führte die Spaziergänger am nördlichen Rand des Sees durch knorriges Unterholz von Haselnusssträuchern und Sanddorn.
    In der Nähe der Domäne Loog sagte Elke unvermittelt: »Und hier will dein Dezcweratsky einen Golfplatz bauen? Schau dir mal diese tolle Landschaft an. Was meinst du, wie sie in ein paar Jahren aussieht?«
    »Er nicht. Er baut die Häuser, nicht den Golfplatz. Das weißt du doch. Außerdem ist das nicht mein Dezcweratsky.« Rainer war etwas verärgert.
    »Häuser, meinst du? Villen! Er will Villen für stinkreiche Typen hier im Naturschutzgebiet errichten lassen. Nur damit die kleine, harte Bälle mehr oder weniger direkt von ihren Gärten aus in irgendwelche Löcher schlagen können, ohne bei dieser seltsamen Freizeitgestaltung vom Pöbel wie uns belästigt zu werden.«
    »Am Rand des Naturschutzgebietes baut er«, korrigierte sie Rainer eine Spur zu heftig.
    »Meinetwegen am Rand. Ich finde die Sache mit dem Golfplatz trotzdem ziemlich daneben. Und du hilfst diesem Loddel auch noch dabei.« Elkes Tonfall ließ ahnen, dass ihre Kompromissfähigkeit heute ebenfalls an ihre Grenzen stieß.
    »Jetzt habe ich aber die Schnauze voll!«, brauste Rainer auf.
    »Du tust geradezu so, als ob ich die Idee zu diesem Golfplatz gehabt hätte. Wenn dir mein Job hier so gegen den Strich geht, warum bist du überhaupt mitgekommen und verbringst auf Kosten dieses Loddels, wie du ihn nennst, ein paar Urlaubstage? Würdest du mir das bitte erklären? Oder bin es nur ich, der sich rechtfertigen muss?«
    »Wer hat mich denn zu diesem Trip überredet? Das warst doch wohl du!«, blaffte Elke zurück.
    Ihre Auseinandersetzung drohte aus dem Ruder zu laufen.
    Rainer entschloss sich zu einem taktischen Rückzug: »Lass uns nicht streiten. Ich finde den Gedanken an einen Golfplatz hier nun auch nicht gerade berauschend. Vielleicht war es ein Fehler, das Mandat anzunehmen. Aber was soll ich deiner Meinung nach denn jetzt machen? Dezcweratsky die Brocken vor die Füße schmeißen?«
     
    »Warum nicht?«
    »Weil es erstens Geld kostet. Weil ich zweitens laut unseren Standesregeln einen guten Grund haben muss, ein Mandat niederzulegen. Und drittens…«
    »Hast du keinen Grund?«, unterbrach sie ihn.
    »Welchen? Ökologische Bedenken?«
    »Zum Beispiel.«
    »Elke, da wiehert die Anwaltskammer vor Lachen.«
    »Na und? Lass sie lachen. Und wie lautet dein dritter Einwand?«
    »Dezcweratsky beauftragt einen anderen Juristen, der den Job hier erledigt.«
    »Der natürlich weniger zartfühlend mit den Belangen des Umweltschutzes umgeht als du und die Juister hinsichtlich des Verkaufspreises erbarmungslos knebelt, meinst du so etwas in diese Richtung?«
    »Nicht ganz, aber…«
    »Schwachsinn! Mit diesem Argument beruhigst du nur dein schlechtes Gewissen.«
    Rainer musste sich eingestehen, dass sie Recht hatte.
    »Touché. Okay, ich mache Folgendes: Ich gehe zu dieser Bürgerversammlung und dann entscheide ich, ob ich weiter für Dezcweratsky Grundstücke zu kaufen versuche.«
    »Wir gehen zu dieser Versammlung. Und wir entscheiden, ob wir hier bleiben.«
    »Einverstanden.«
    »Was ist mit dieser Justiziarsache?«
    »Hat nichts mit den Grundstücken zu tun.«
    »Das sehe ich anders.«
    Rainer seufzte. »Gut. Auch darüber reden wir noch.
    Einverstanden?«
     
    Elke nickte und griff nach seiner Hand. Sie standen vor einem Holzschild: Domäne Loog, vorletzte Tankstelle vor Borkum.
    Sie grinste ihn an: »Wie wäre es mit Matjes, Röstkartoffeln und einem Bier?«
     
    17
    Die Islander, um kurz nach drei vom Flugplatz Norddeich gestartet, hatte nur zwei Passagiere: Erna Schultendiel, die wegen ihres Rheumas bei ihrem Arzt in Norden zur Bestrahlung gewesen war, und einen jungen Mann, François Favre, der elegant gekleidet mit leichtem Gepäck und ohne Reservierung auf dem Flugplatz aufgetaucht und mit herrischer, keinen Aufschub duldender Stimme einen Platz in der nächsten Maschine verlangt hatte. Die Angestellte der Frisia Luftverkehr GmbH in Norddeich, in langen Jahren Schalterdienst gestählt, kannte solche Passagiere zur Genüge und ließ den unruhigen Kunden zunächst einige Minuten zappeln, bis sie, die Gelassenheit selbst, einige Daten in den Reservierungscomputer eingab und, den Monitor angestrengt fixierend, einige »Hms« und »Ahas« von sich gab und den nervösen Kunden aufmerksam musterte.
    »Was ist nun?«, blaffte Favre die

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