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Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Zweyer, Jan - Rainer Esch 01

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glück ab Glück auf
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Sitzgelegenheit nicht unter ihm zusammenbrach.
    »Also, was wollen Sie?«
    »Ich nehme an, Sie sind Herbert Finke?«
    »Muß ja wohl, oder?« knurrte Finke. »Und wer sind Sie?
    Nicht Ihren Namen, den kenne ich ja schon. Was wollen Sie von mir? Wer schickt Sie? Und jetzt mal ein bißchen plötzlich, Männeken. Ich hab noch was anderes vor, als mit Ihnen hier zu plaudern.«
    »Ich habe Ihren Namen und Ihre Anschrift aus einem Werbeprospekt. Sie firmieren da als Geschäftsführer oder so was ähnliches der Firma Take off. Dem Prospekt nach zu urteilen, ist hier in Hoyerswerda, Lausitzer Platz, die Zentrale des Unternehmens. Das hier sieht mir aber nun nicht gerade nach einem Büro aus.«
    »Geht Sie das was an?« Das Krächzen klang bedrohlich.
    »Eigentlich nicht. Aber ich möchte gerne wissen, wer denn nun eigentlich Take off repräsentiert.«
    »Ich nicht.«
    »Wer denn sonst?«
     
    Finke zog die Schultern hoch. »Noch mal. Was wollen Sie?«
    Der Blonde bemühte sich, gelassen zu wirken.
    »Okay. Ein guter Freund von mir ist vor einigen Tagen auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Die Polizei geht von Selbstmord aus, für die ist die Sache erledigt. Ich dagegen…«
    »Sie glauben das nicht.« Das war keine Frage, mehr eine Feststellung.
    »… möchte seine Beweggründe verstehen. Ich weiß, daß mein Freund Kontakte zu Take off hatte. Und ich möchte wissen, was er dort gemacht hat. Mit wem er zusammengearbeitet hat. Ob vielleicht hier ein Grund für seinen Freitod liegt.«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu. Ich glaube Ihnen die Geschichte.
    Aber ich gebe Ihnen einen guten Rat. Lassen Sie die Finger davon. Das kann ungesund werden. Und nun hauen Sie ab.«
    Finke stand auf.
    »Moment mal!« Esch war klar, mit Samthandschuhen kam er hier nicht weiter, es mußten größere Kaliber eingesetzt werden.
    »Das hier ist doch ‘ne reine Briefkastenadresse, kein Büro. Da ist doch was faul. Ich könnte mir schon vorstellen, daß sich das Finanzamt oder auch die Staatsanwaltschaft dafür interessiert.«
    Finke sah Rainer einen Moment entgeistert an und prustete dann los. »Männeken, du Würstchen willst mir komisch kommen? Du? Ich könnte mich kugeln. Meinste, die sind doof? Meinste, nur du kannst lesen? Nichts haben die mir gekonnt, gar nichts.« Finke wurde wieder ernst. »Männeken, du gefällst mir. Hast Mut. Aber jetzt mach dich vom Acker.
    Und denk nicht mehr dran. Das Ding is eine Nummer zu groß für dich.«
    Der Ossi zog Rainer mehr aus dem Sessel, als daß er selbständig aufstand. Finke schob seinen ungebetenen Gast mit der Linken Richtung Tür, die er mit der Rechten öffnete.
     
    »Mach’s gut. Gute Heimfahrt. Wo kommen Sie eigentlich her?«
    »Aus dem Ruhrgebiet.«
    »War ich noch nie. Aber kann ja noch werden. Obwohl: Soll ja ziemlich dreckig sein, da bei euch.«
    Bevor Esch seiner Empörung über die Verunglimpfung seiner Heimat Ausdruck verleihen konnte, schob Finke ihn in den Hausflur. Die Wohnungstür 1004 fiel krachend ins Schloß.
    Rainer wurde schlagartig bewußt, daß er etwas Wichtiges vergessen hatte. Erneut klopfte er an die Tür, die sich sofort öffnete.
    »Was wollen Sie noch?«
    »Sagen Sie, was bedeutet eigentlich das Wörtchen ›Nu‹?«
    »Nu?«
    »Ja.«
    »Das is hier in der Lausitz der Ausdruck für ›ja‹ oder ›in Ordnung‹. So ‘ne Art von Zustimmung.«
    »Alles klar. Danke.«
    »Nu.« Finke verschwand.
    Auf dem Weg über die Treppe nach unten wurde Esch klar, daß er wieder einiges gelernt hatte. Erstens würde er nie wieder in Hoyerswerda oder anderswo in Neufünfland mit einem Aufzug fahren. Zweitens nirgendwo auf der Welt mehr freiwillig Radeberger trinken. Und drittens konnte er ab sofort in der Lausitz sprachlich korrekt seine Zustimmung ausdrücken.
    Er zweifelte allerdings im stillen sehr heftig daran, daß sich für diesen Erkenntnisfortschritt die Fahrt nach Sachsen gelohnt hatte.
     
    20
    Das Förderband bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 Stundenkilometern durch die dunkle Strecke, die nur alle 50 Meter von einer verstaubten Lampe spärlich beleuchtet wurde.
    Cengiz Kaya und seine Kollegen lagen hintereinander auf dem Band; zum Teil auf Kohle, die aus dem Streb kam, den sie vor einigen Minuten verlassen hatten. Die Kohle war wärmer als die Umgebungsluft und wirkte deshalb wie ein Heizkissen.
    Der Schein ihrer Helmlampen warf bizarre Schattenbilder auf die Wände. Das monotone ›Klackklack‹ der Bandrollen verhinderte jede Unterhaltung. Sie hörten

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