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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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Leiche zugedeckt war…«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, Herr Staatsanwalt. Waren nur die Fingerabdrücke von Herrn Kaya auf der Folie?«, erkundigte sich die Richterin.
    »Nein.«
    »Vielleicht sind Sie so freundlich und erzählen uns, von wie vielen anderen Personen Sie noch Fingerabdrücke gefunden haben?«
    »Von weiteren sechs.«
    »Und? Konnten Sie alle identifizieren?«
    »Ja.«
    »Konnte Herr Kaya erklären, wie seine Fingerabdrücke auf die Folie gekommen sind?«
    »Nein.«
    »Hm. Sie sagten, das Opfer wurde mit einer Eisenstange erschlagen. Haben Sie das Tatwerkzeug gefunden?«
    »Ja, haben wir.«
    »Und waren darauf Fingerabdrücke?«
    »Nein, leider nicht. Entweder hat der Täter Handschuhe getragen, oder die Abdrücke sind durch das lange Liegen der Stange im Wasser vernichtet geworden.«
    »Aha. Bitte fahren Sie fort.«
    »Herr Kaya war in der Lage, von seinem Arbeitsplatz den Tatort in vertretbarer Zeit zu erreichen. Außerdem hat er selbst zugegeben, seinen Arbeitsplatz verlassen zu haben.«
    »Ja, aber ich war doch nur…«, rief Cengiz dazwischen.
     
    »Bitte, Herr Kaya, reden Sie nur, wenn Sie gefragt werden.
    Sie bekommen später noch Gelegenheit, Ihre Sicht der Dinge darzustellen. Herr Anwalt, bitte…«
    Losper nickte und sprach leise auf Kaya ein.
    »Was meinen Sie mit vertretbarer Zeit, Herr Staatsanwalt?«, fuhr die Richterin fort.
    »Die ermittelnden Beamten haben unterstellt, dass ein Täter maximal vier Stunden benötigte, um von seinem Arbeitsplatz zum Tatort zu gelangen, den Mord auszuführen, die Leiche zu verstecken und wieder zurück an seinen Arbeitsplatz zu kommen.«
    »Warum haben die Polizisten nur vier Stunden unterstellt?
    Eine Schicht unter Tage dauert doch üblicherweise acht Stunden, oder?«
    »Ja. Aber bei einer längeren Abwesenheit wäre das Fehlen eines Bergmannes doch sicher bemerkt worden.«
    »Kommen wir noch einmal auf die Abwesenheitsdauer zurück. Gibt es denn nur Arbeitsplätze, die mit mehreren Beschäftigten besetzt sind? So dass ein Fehlen immer auffällt?«
    »Nein, aber…«
    »Also nein. Das heißt, dass jemand, der allein an einem Arbeitsplatz war, auch länger als vier Stunden diesen hätte unbemerkt verlassen können?«
    »Ja, theoretisch…«
    »Also ja.« Sie nickte der Gerichtsprotokollantin zu. »Halten Sie das bitte fest. Noch eine Frage, Herr Staatsanwalt. Wie viele Bergleute hätten denn in der unterstellten Zeit zum Tatort gelangen können?«
    »Etwa zweihundert«, antwortete der Staatsanwalt leise.
    »Entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht verstanden. Wie viele?«
     
    »Zweihundert.« Sehr deutlich war der Vertreter der Anklage immer noch nicht zu verstehen.
    »Eine ganze Menge, finden Sie nicht auch?«
    »Ja sicher, aber das Pickeisen…«
    »Was bitte?«
    »Ein bergmännischer Ausdruck für den Meißel eines Abbauhammers. Neue Pickeisen wurden in den letzten Monaten nur einer bestimmten Anzahl von Revieren zugeteilt.
    Die dort Beschäftigten wurden mit den zweihundert verglichen, die in der Vier-Stunden-Frist die Tat hätten ausführen können. Es wurde quasi die Schnittmenge gebildet.«
    »Die Schnittmenge. Verstehe. Wie viele Bergleute hatten denn Zugang zu einem… äh… neuen Pickeisen?«
    »Etwa einhundertfünfzig.«
    »Einhundertfünfzig? Auch nicht gerade wenig, oder? Sagen Sie, Herr Staatsanwalt, seit wann besteht das Bergwerk Eiserner Kanzler?«
    Der Staatsanwalt blickte verwundert auf. »Ich verstehe nicht ganz… Das kann ich Ihnen auch nicht genau sagen, Frau Vorsitzende, vielleicht…«
    »Seit 1886«, warf Losper ein.
    »Danke. Seit über hundert Jahren also. Was meinen Sie, Herr Staatsanwalt, wie viele Pickeisen wurden in diesen hundert Jahren ausgegeben?«
    »Woher soll ich denn das wissen?«
    »Eben. Und wie lange dauert es, bis eine solche Eisenstange so verrostet ist, dass sie nicht mehr als Tatwaffe in Frage kommt? Sicher wohl einige Jahre, oder?«
    »Mag sein«, antwortete der Staatsanwalt mürrisch. »Aber da bleibt immer noch, dass der Verdächtige in der Vernehmung geleugnet hat, mit Schattler einen Streit gehabt zu haben.«
    »Ich habe das Vernehmungsprotokoll gelesen, Herr Staatsanwalt. Darauf kommen wir gleich zurück. Sind Sie sich sicher, dass keine ältere Eisenstange, die der Täter vielleicht irgendwo gefunden hat, zur Tat benutzt wurde?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Bitte protokollieren Sie das. Jetzt zum Verhör des Verdächtigen durch die ermittelnden Beamten. Unterstellen wir einmal,

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