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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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dass…«
    »Was können Sie nicht glauben?«
    Sie ging nicht auf die Frage des Polizeibeamten ein. »Er war immer so lieb und einfühlsam. Ich liebe ihn immer noch. Aber der Kiosk ist meine Existenz. Deshalb hatte Cengiz ja auch die Idee mit den Briefen.«
    »Den Drohbriefen? Es gab mehrere?«
    »Natürlich. Cengiz hat gesagt, dass wir dadurch Heinz Angst einjagen könnten und er vielleicht dann darauf drängen würde, den Kiosk zu verkaufen. Cengiz wollte über einen Strohmann als Käufer auftreten und mir später den Kiosk überlassen. So wäre meine Existenz gesichert gewesen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass…«
    »Frau Schattler, wo sind die Briefe?«
    »Warten Sie, ich hole sie Ihnen.« Sie ging in den Lagerraum und kam mit dem roten Schnellhefter zurück.
    Brischinsky warf einen flüchtigen Blick auf den Inhalt. »Und was war mit dem Streit?«
    »Cengiz hat mir davon erzählt. Er sagte, noch einmal ließe er sich das nicht gefallen, dass Heinz ihn angreift. Dann würde was passieren.«
    »Das hat er so gesagt? War das der genaue Wortlaut?«
    »Nein, er hat gesagt: Wenn mich dein Mann noch mal so anbrüllt, wird der sein blaues Wunder erleben.«
    Brischinsky schrieb mit.
    »Und da sind Sie sich ganz sicher?«
    »Das bin ich. Cengiz hat so wütend ausgesehen, er hat mir richtig Angst gemacht. In diesem Moment war das nicht der Mann, in den ich mich verliebt hatte. Aber trotzdem, Cengiz hat bestimmt nichts mit der Sache zu tun, ganz bestimmt nicht.«
    Der Polizist stand auf. »Frau Schattler, Sie haben mir sehr geholfen, danke. Bitte kommen Sie morgen früh ins Präsidium.
    Wir müssen Ihre Aussage protokollieren.«
    Karin Schattler sah den Kommissar aus verheulten Augen an.
    »Natürlich. Ich komme.« Sie machte eine Pause. »Und Cengiz«, schluchzte sie erneut, »was wird aus Cengiz?«
     
    19
    Die Anwaltskanzlei Uwe Lospers lag im ersten Stock einer Jugendstilvilla, in deren Erdgeschoss eine Zahnarztpraxis ihr Domizil gefunden hatte. Rainer hatte wohlweislich auf eine telefonische Anmeldung bei seinem früheren Studienfreund verzichtet, da er befürchtete, dass der frisch gebackene Jurist Uwe Losper jeden Kontakt mit ihm ablehnen würde.
    Die Ursache dieser Abneigung lag in einer unschönen Auseinandersetzung vor einigen Jahren, in der es um die neue Freundin Lospers, zwei Ohrfeigen, eine Verbrennung zweiten Grades, hervorgerufen durch einen absichtlich verschütteten Becher heißen Kaffees, und das Zerreißen einer eminent wichtigen Hausarbeit Uwes ging. Rainer war als eindeutiger Sieger durch technisches K. o. aus diesem Streit hervorgegangen. Sein Studienkollege hatte danach keine Freundin mehr, einen Kaffeefleck auf seiner neuen Jeans und den Termin für die Abgabe der Hausarbeit verpasst. Seitdem hatte Uwe Losper kein Wort mehr mit Rainer gewechselt.
    Esch hielt es daher für taktisch klüger, seinen ehemaligen Kumpel einfach zu überraschen und ihm die freudige Nachricht, dass er einen des Mordes Verdächtigen verteidigen dürfe, persönlich zu überbringen. Die Aussicht, ein zweiter Bossi zu werden, und die – zugegeben wahrscheinlich unberechtigte – Aussicht, dafür auch noch Geld zu erhalten, müssten eigentlich die unbegründeten Ressentiments Rainer gegenüber aufwiegen. Außerdem hatte sich Rainer von der Ex-Freundin Uwes nach nur einer Nacht wieder getrennt und die Frau hatte Uwe dann später doch noch geheiratet. Das, so meinte Rainer, waren eigentlich die besten Voraussetzungen, um der Freundschaft zwischen ihm und dem Junganwalt eine neue Chance zu geben.
    »Was willst du denn hier?«, schrie Uwe Losper wütend, als er ihn nach dem Öffnen der Tür vor sich stehen sah. »Hab ich dir damals nicht unmissverständlich erklärt, dass du dich zukünftig von mir fern halten sollst, und zwar sehr fern?
    Verschwinde!«
    Mit einem Krachen fiel die Tür ins Schloss.
    Esch, der Uwes Reaktion leicht überzogen fand, unternahm einen zweiten Versuch. Als Losper tatsächlich erneut öffnete, steckte Rainer seinen Fuß in den Spalt, was Uwe nicht darin hinderte, trotzdem zu versuchen, die Tür mit Wucht zuzuschlagen. »Hau ab, du Arsch.«
    Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht drückte Rainer den Zugang gegen den Widerstand Lospers auf und verschaffte sich endlich Einlass zu der Anwaltspraxis. Esch packte den Kragen des zwei Köpfe kleineren und körperlich deutlich unterlegenen Anwalts, schüttelte ihn freundschaftlich kräftig und sagte mit der ihm angeborenen Liebenswürdigkeit: »Jetzt halt die Luft

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