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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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fuhr, bin ich eben bis zu der Station an der Viktor-Reuter-Straße gelaufen.«
    »Aha. Leuchtet ein. Und die Kerle haben Sie vorher nie gesehen?«
    »Nee.« Das eigentümliche Gefühl in Eschs Magengegend nahm zu. Auf was wollte Brischinsky hinaus, fragte er sich.
    »Da sind Sie sich sicher?« Baumann machte sich eifrig Notizen.
    »Ja, natürlich.«
    »Und Ihr Freund Kaya?«
    »Was soll mit dem sein?«
    »Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, Herr Hauptkommissar«, antwortete Rainer wahrheitsgemäß.
    »Herr Esch, ich glaube, Sie sollten sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Ich brauche Sie ja nicht darauf hinzuweisen, dass Sie sich strafbar machen, wenn Sie einen flüchtigen Verbrecher…«
    »Cengiz ist kein Verbrecher«, unterbrach ihn Rainer empört.
    »Entschuldigung, Sie haben Recht. Also, wenn Sie einen Verdächtigen, der mit Haftbefehl gesucht wird, unterstützen und die Arbeit der Polizei erschweren. Glauben Sie mir, wir kriegen Ihren Freund. Es wäre wirklich besser, wenn sich Cengiz Kaya stellt. Für ihn – und…«, Brischinsky machte ein längere Pause, »… für Sie.«
    »Ich weiß wirklich nicht…«
    »Herr Esch«, der Hauptkommissar schlug einen schärferen Ton an. »Wir wissen, dass Sie mit Hubert ›Icke‹ Schranska noch vor einigen Tagen Karten gespielt haben. In einer Kneipe namens Karlseck, ganz in der Nähe der U-Bahn-Station, in der Sie zusammengeschlagen worden sind. Wir wissen weiter, dass sich Icke bis kurz vor der Tat in dieser Kneipe aufgehalten hat und Sie ihn dort beobachtet haben. Was wir noch nicht wissen, ist, warum Sie das getan haben. Aber das werden wir herausfinden, verlassen Sie sich darauf. Warum haben Sie uns eben belogen?«
    Das flaue Gefühl in Rainers Magen entwickelte sich zu einer Panik. »Woher wissen Sie, ich meine…« Esch suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Dann hoffte er, das Schlupfloch gefunden zu haben: »Ja, stimmt. Ich habe mit Icke gepokert. Ich habe gewonnen. Sehr viel sogar. Und Icke war ziemlich sauer. Daher wahrscheinlich der Überfall. Das mit dem Bermuda-Dreieck ist aber die Wahrheit. Ich war an dem Abend nicht im Karlseck. Dass ich Icke in der U-Bahn getroffen habe, war reiner Zufall.«
    »Warum haben Sie uns von der Pokerrunde nicht sofort erzählt?«, wollte Brischinsky wissen.
    »Ist doch ein verbotenes Glücksspiel, oder?«, meinte Rainer treuherzig. »Und dann noch in einer normalen Kneipe…«
    »Herr Esch, wenn Sie aus dem Krankenhaus entlassen worden sind, möchte ich Sie im Präsidium sehen. Da gehen wir das alles noch einmal durch. Und halten alles schriftlich fest.
    Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Natürlich, Herr Hauptkommissar.«
    »Und Sie bleiben dabei, dass Sie nicht wissen, wo Kaya ist?«
    »Dabei bleibe ich«, antwortete Esch im Brustton tiefster Überzeugung.
    »Und Sie hatten auch keinen Kontakt zu ihm? Über Telefon zum Beispiel?«
    »Nein.«
     
    »Hm. Herr Esch, Sie sind nicht zufällig wieder dabei, Polizei zu spielen?«
    »Wo denken Sie hin, Herr Brischinsky.«
    »Wenn Sie das wüssten… Überlegen Sie in Ruhe und machen Sie keinen Fehler. Wie lange, sagten Sie, müssen Sie noch hier bleiben?«
    »Gesagt habe ich bis jetzt noch nichts, aber der Arzt meint, so bis Mitte oder Ende nächster Woche.«
    »Gut. Wir sehen uns dann.«
    »Gute Besserung«, wünschte Baumann.
    »Wiedersehen«, rief Rainer den Polizisten nach, als diese das Zimmer verließen. Hoffentlich nicht so bald, dachte er.
    Auf dem Krankenhausflur sagte Brischinsky zu seinem Mitarbeiter: »Der Kerl lügt wie gedruckt. Was wollte er, verdammt noch einmal, vor der Kneipe? Heiner, lass dir die Dauer des Krankenhausaufenthalts von dem behandelnden Arzt bestätigen. Ich glaube, wir können darauf verzichten, Esch in den nächsten Tagen zu beschatten. So wie der aussieht.
    Aber die Telefonüberwachung bleibt. Und vergiss sein Handy nicht.«
     
    31
    In den vergangenen zwei Tagen hatte Rainer Esch nicht nur Zeit gehabt, seine Wunden zu lecken, sondern auch, ausgiebig über sein zukünftiges Leben nachzudenken. So wie bisher konnte es nicht weitergehen. Im Grunde seines Herzens fühlte er sich wirklich zum Juristen berufen. Rainer sah sich schon als Staranwalt flammende Plädoyers gegen die Ungerechtigkeit in der Welt, der Bundesrepublik oder zumindest in Recklinghausen halten und so der Gerechtigkeit und Freiheit zum Sieg verhelfen.
    Er war nun fest entschlossen, sein Studium zu beenden. Zwar würde

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