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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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werden sollte. Dieses Frauenzimmer hier konnte mit den Augen rollen und mit verschiedenen Teilen ihrer Anatomie wackeln. Sie warf sich auf den Boden, als wolle sie den gesamten Mosaikboden mit ihrem wild wehenden Haar aufwischen. Wenn man erst mal eins von diesen knackigen Mädels hintenüber gebeugt mit stürmisch klappernden Kastagnetten gesehen hat, schweift die Aufmerksamkeit in der Regel ab.
    Ich sah mich um. Die im Raum Versammelten waren sehr unterschiedlich. Die beiden Weltverdrossenen aus Baetica auf den gegenüberstehenden Liegen schienen von den Bemühungen des Mädchens ebenso unbeeindruckt wie ich und unterhielten sich immer noch leise. Quinctius Attractus, der angeblich für die Vorführung bezahlt hatte, lehnte selbstgefällig lächelnd zwischen seinen beiden vornehmeren Gästen. Die beiden schauten höflich zu, obwohl vor allem der Ältere so aussah, als verbäte ihm sein Sinn für Ästhetik normalerweise das Betrachten eines solchen Auftritts. Alle vier Baeticaner schauten so höflich, daß es erzwungen sein mußte, und ich fragte mich, warum sie meinten, diese Veranstaltung geschehe ihnen zu Ehren. Anacrites, der sich aus vermeintlicher Staatsraison in alles einmischte, schien sich ganz zu Hause zu fühlen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, daß Quinctius Attractus ihn eingeladen hatte, sich dieser Gruppe anzuschließen. Dann war da noch Aelianus, zu jung, um selbst ein Clubmitglied zu sein. Wer hatte ihn mitgebracht? Und wer war der Mann in der haferfarbenen Tunika auf der gegenüberstehenden Liege, der sich so gesellig gab, aber tatsächlich mit niemandem sprach?
    Ich stieß Anacrites an. »Wer ist der Kerl?«
    Er zuckte die Schultern. »Vermutlich einer, der sich hier eingeschmuggelt hat.«
    Zum Abschluß ihres Tanzes schoß die Tänzerin nun wirklich einen Pfeil ab. Er traf den jungen Aelianus, der aufquietschte, als sei er heftiger getroffen worden, als ihr Spielzeugbogen vermuten ließ. Danach schoß sie einen ganzen Schauer von Pfeilen ab; die meisten trafen, und ich machte mir in Gedanken eine Notiz, wen ich zu befragen hätte, falls später jemand an einer langsamen Vergiftung starb. Als sie sich zu einer kurzen Pause zurückzog, deutete sie mit einem Blick voll lüsternen Versprechens an, daß Camillus Aelianus seinen hübschen Pfeil als Souvenir behalten könne.
    Ich richtete mich auf, ging um Anacrites herum, setzte mich auf Aelianus’ Liege und zwang so das ungehobelte Bürschchen, mich zu begrüßen. »Ach, Sie sind auch hier, Falco!« sagte er rüde. Er war ein stämmiger, wenn auch untrainierter junger Mann mit glattem, schlaff herabhängendem Haar und permanent höhnischem Grinsen. Er hatte einen jüngeren Bruder, der sowohl besser aussah als auch wesentlich sympathischer war. Ich hätte lieber Justinus heute abend hier getroffen.
    Ich befingerte den Pfeil, als sei Aelianus ein Schuljunge mit einem illegalen Spielzeug. »Das ist ein gefährliches Erinnerungsstück. Passen Sie auf, daß Ihre Eltern es nicht in Ihrem Schlafzimmer finden. Geschenke von Künstlerinnen können mißverstanden werden.« Ich drohte ihm gern damit, ihn so anzuschwärzen, wie er es ständig mit mir versuchte. Ich hatte noch nie einen Ruf besessen, aber er würde sich bald für die Wahl in den Senat aufstellen lassen und hatte etwas zu verlieren.
    Aelianus brach den Pfeil entzwei. Eine unhöfliche Geste, da das Mädchen aus Hispalis immer noch im Raum war und mit ihren Musikern sprach. »Sie ist nichts Besonderes.« Er klang nüchtern und gelangweilt. »Verläßt sich auf ihren anzüglichen Blick und ihr knappes Kostümchen. Ihre Technik ist sehr bescheiden.«
    »Ach ja?« Ich kenne eine Schlangentänzerin, die sagt, daß die Leute nur auf das Kostüm achten oder das Fehlen desselben. »Sie sind also ein Kenner spanischer Choreographie?«
    »Das ist jeder, der in dieser Provinz Dienst getan hat«, sagte er mit gleichgültigem Schulterzucken.
    Ich lächelte. Ihm mußte klar sein, daß seine jugendliche Erfahrung im friedlichen Baetica einen kaiserlichen Agenten nicht beeindrucken konnte, der darauf spezialisiert war, in den unruhigsten Grenzgebieten des Reiches zu operieren. Wenn nötig, war ich sogar das Risiko eingegangen, diese Grenzen zu überschreiten. »Und, wie hat es Ihnen in Hispanien gefallen?«
    »Ganz gut.« Er wollte sich nicht mit mir unterhalten.
    »Und jetzt stellen Sie Ihr Expertenwissen der Gesellschaft baetischer Olivenölhersteller zur Verfügung! Kennen Sie die Männer neben

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