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Zwielicht über Westerland

Zwielicht über Westerland

Titel: Zwielicht über Westerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lindwegen
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gedrückt. Vanessa quietschte vor Vergnügen, Gregor lachte.
    „Wo fahren wir hin?“, fragte Sophie mit angeschlagener Stimme.
    „Na, zur Party, was denkst du denn?“, rief Gregor und fuhr durch ein tiefes Schlagloch.
    Rechts und links waren keine Häuser mehr zu sehen, aber Lichter am Boden wiesen auf die Nähe des Flugplatzes hin.
    Wenn sie von hier laufen musste, konnte sie nicht einmal ein Taxi rufen. Hätte sie bloß auf Jan gehört und sich endlich ein Handy zugelegt.
    „Mir stinkt das hier irgendwie“, versuchte sie so fest wie möglich zu sagen. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du zu uns gehörst, Vanessa.“
    „Wer ist uns?“, fragte sie zurück. „Meinst du dich und Alex? Alex weiß, wer ich bin. Er hat mich als Spitzel in die Klinik geschleust, lange, bevor du kamst. Er hatte von Martha gehört, die überall Draculageschichten erzählte, aber er traute mir anscheinend nicht und versicherte sich doppelt. Meinst du, ich hab nicht gemerkt, wie du in der Klinik rumschnüffelst?“
    Jetzt fuhren sie am Tor des Flughafens vorbei, weiter in die Dunkelheit. Sophie rutsche nervös hin und her.
    „Ich sollte dich nicht bespitzeln. Alex war sogar sauer, dass ich mich dort beworben habe“, verteidigte sie sich.
    „Vanessa, du hast Anja gebissen und den Kalender mitgenommen, sonst wäre ich doch gar nicht darauf gekommen, dass du etwas damit zu tun hast.“
    „Woher sollen wir wissen, dass wir dir trauen können?“
    „Woher soll ich es in diesem Moment wissen?“, fragte Sophie zurück.
    „Was sollen wir dir denn tun? Dich beißen?“, spottete Vanessa zu Gregors Freude. „Dann hätten wir doch gleich deinen Alex an den Backen.“ Sie pustete ihre platinblonde Ponysträhne aus dem Gesicht. Jetzt wusste Sophie, an wen Gregor sie erinnerte.
    Gregor umfuhr die geschlossene Schranke eines Militärgebietes. Im Licht seiner Scheinwerfer sah sie runtergekommene Baracken und eine alles überwuchernde Vegetation. Noch mehr Unbehagen machte sich breit. Leichte Panik stieg in ihr auf und sie schnallte sich ganz leise ab.
    „Nun seid mal lieb zueinander“, lachte Gregor. „Sophie ist schon in Ordnung. Sie wäre dir so oder so auf die Schliche gekommen. Jetzt lasst uns Party machen und ihr beide sprecht nachher mal vernünftig von einem alten Mädchen zum anderen.“
    Sie merkte, wie ganz langsam die Spannung aus ihren Muskeln wich. Vanessa hatte sich wieder zurück in den Beifahrersitz gesetzt und seufzte.
    An einem großen Gebäude, an dem irgendein Scherzkeks die Uhr auf eine Minute vor Zwölf gedreht hatte, bogen sie rechts ab. Vorbei an einigen ganz oder teilweise abgerissenen Bauten, verbogenen und lange überflüssigen Verkehrszeichen, kamen sie an einer Art Hof mit drei umgebenden riesigen Gebäuden zum Stehen.
    „Ehemaliges Militärgelände. Wenn du nicht gerade Schiss vor Blutsaugern hast, kannst du hier richtig Spaß haben. Die haben sogar ’ne Kegelbahn und ’ne Bar“, erklärte Gregor.
    Und mit einem lauten und albernen „Huh, huh, huh“ rannte er in die Dunkelheit und verschwand hinter den Büschen.
    „Ich würde das mit uns lieber jetzt klären“, sagte Vanessa tonlos und machte es Sophie schwer, die Situation einzuschätzen.
    Sie standen sich im Dunkeln gegenüber, lediglich der Mond ließ sein kaltes fahles Licht auf Vanessas helle Haare fallen. Ihr Gesicht zeigte er nicht.
    „Gut, klären wir. Was willst du wissen?“, versuchte Sophie ebenso tonlos zu klingen. Nachdem ihr Gegenüber nicht antwortete, ging sie in die Offensive. „Musstest du Anja angehen? Fiel dir nichts Besseres ein? Anja ist unsere Kollegin“, warf sie ihr vor.
    Sie lachte spöttisch. „Und du kannst noch nicht einmal eine Nachtwachenfreizeit durchhalten. Kevin ist mein Kumpel.“
    Sophie schüttelte den Kopf. So ging es nicht voran. Was taten sie hier eigentlich?
    „Du hast Recht, ich bin keinen Deut besser“, gab sie zu verstehen und verschaffte der Situation damit eine Verschnaufpause.
    „Ich habe Martha gemocht. Ich fand es schrecklich, sie auszuspionieren. Alex hielt sie für durchgeknallt, aber das war sie nicht.“ Vanessas Stimme hatte plötzlich einen weichen Tonfall.
    Merkwürdig, wie angewiesen man auf den Ton war, wenn man keine Gestik sehen konnte. Und wie sehr man einander zuhören musste, hier draußen im Dunkeln, wunderte sich Sophie, bevor sie antwortete:
    „Ich mochte Martha auch. Und ich weiß auch, dass Alex die Sache herunterspielt. Glaubst du etwa, er würde so einen Aufstand

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