Zwielicht
Augenblicken tiefster Verzweiflung oder hitzigster Wut. Und jetzt ging eine Ruhe von Zeratul aus, die das Gefühl der Anspannung in Jakes Brust löste, als der Protoss sich ihm bis auf drei Schritte näherte.
Zeratul verneigte sich. Jake blinzelte. Die Geste galt nicht Zamara sie galt ihm.
„Von den Menschen habe ich gelernt, dass es möglich ist, bereit zu sein, für andere zu sterben. Für andere, die nicht etwa Freunde sind, wie man es erwarten könnte, mehr noch, die nicht einmal derselben Rasse angehören. James Raynor war bereit zu sterben, um Shakuras vor den Zerg zu schützen. Er wusste, dass er auf der tödlichen Seite des Tores festsitzen würde, und doch war er willens, dieses Risiko einzugehen. Und nun stehst du hier, Jacob Jefferson Ramsey, und trägst Zamara in dir. Du kennst ihr Geheimnis nicht einmal, aber ich habe deinen Geist berührt, und so weiß ich, wenn es darauf ankäme, würdest auch du dein Leben dafür geben."
Er schüttelte den Kopf, und zwei Emotionen streiften Jake Hoffnung... und Scham.
„Du hattest recht. Ich diene meinem Volk nicht, wenn ich mich an diesen schönen Ort zurückziehe, meine Wunden lecke und meiner Schuld nachgebe. Nachzugrübeln nützt nichts, sondern könnte dem Volk, das ich zu schützen schwor, im Gegenteil sogar schaden. Ich darf nicht aufgeben, nicht einmal im Angesicht völliger Verzweiflung. Nicht einmal, wenn die Chancen so schlecht stehen, dass ich erzittere, wenn ich nur daran denke, oder im Angesicht von Wesen, die so mächtig und mir so fremd sind, dass ich nur ein Insekt bin, das es zu zerquetschen gilt. Wie du schon sagtest, ich muss es weiter versuchen und immer weiter, und wenn ich hinfalle nun, dann stehe ich wieder auf. Ich bin nicht stolz darauf, dass ich diese wichtige Lektion von einem Menschen lernen musste. Aber ich bin froh, dass ich wenigstens nicht zu alt bin, um sie noch zu lernen."
Jake wusste nicht, was er sagen sollte, und so sagte er nichts. Doch ein Lächeln ging über sein Gesicht, und in ihm flammte die Hoffnung wieder auf.
„Die Menschen sind eine bemerkenswerte Rasse", sagte Zamara. „Auch ich habe von Jacob gelernt. Und es ist mir wichtig geworden, dass er überlebt."
Zeratul nickte, dann straffte er die Schultern. „Ich hörte Euch von Eurem Tod erzählen, Zamara", sagte er. „Und Ihr und Jake wisst nun von den Bürden, an denen ich trage und die mich dazu brachten, mich vor den Pflichten, die ich gegenüber dem Volk der Protoss habe, zu drücken. Ich bin bereit, diese Bürden wieder zu schultern. Wir hatten mit einer Geschichte begonnen. Ich würde gern mehr davon hören. Aber bevor Ihr von Ulrezaj sprecht, lasst mich Euch erzählen, was ich über ihn weiß."
Jake hörte aufmerksam zu, denn ihm war bewusst, dass auch ihm nicht alles über Ulrezaj bekannt war, was Zamara über ihn wusste. Zeratul berichtete von seiner ersten Begegnung mit Ulrezaj. Unter Zeratuls Kommando war eine Handvoll Schiffe auf Aiur gelandet, um einem Gerücht nachzugehen, demzufolge drei besonders mächtige Protoss in Stase-Zellen überlebt hatten.
„Und als wir die Umlaufbahn erreichten, erkannten wir natürlich, wie viele auf Aiur noch am Leben waren. Diese Offenbarung und meine Zustimmung, Schweigen darüber zu bewahren, sind eine weitere Schuldenlast, die ich zu tragen habe", sagte Zeratul dumpf. „Wir drei Selendis, Artanis und ich entschieden, dass es klüger sei, keine falschen Hoffnungen zu wecken. So wie die Zerg auf der Oberfläche Aiurs wüteten, gingen wir davon aus, dass dort niemand mehr zu retten wäre, bis wir eine Rettungsmission in ausreichendem Umfang auf den Weg bringen konnten."
Jake nickte langsam. „Ich erinnere mich, dass die Protoss selbst überrascht waren, als das gezielte Töten auf einmal aufhörte", sagte er. Er hatte Mitleid mit Zeratul. Der Ärmste musste mit vielem fertig werden.
Der Prälat der dunklen Templer fuhr fort: „Ulrezaj und seine Anhänger griffen an, zerstörten zwei der drei Stase-Zellen und die Templer, die sich darin befanden. Körperlich war er damals ein dunkler Templer, einer der tödlichsten in unserer Geschichte. Ich habe keine Ahnung, woher er wusste, wie er sich mit mehr als einem anderen verbinden konnte, noch verstehe ich, wie es sein kann, dass er immer noch existiert. Die dunklen Archonten sind mächtige Waffen, aber bis Ulrezaj kam, war ihre Lebensdauer begrenzt. Er muss irgendeine Energiequelle haben, aus der er sich speist, sodass er immer mehr dunkle Templer in seinen Irrsinn
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