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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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hupte ein Wagen.
    »Rose!«, rief der Schattenmann. Die Kreuzung verschwamm. Zeit und Raum verließen die weltliche Ebene. Rote und weiße Scheinwerfer blitzten auf. Wie bei großer Hitze verschwanden die Gebäude hinter einem wabernden Schleier. Er befand sich zugleich auf einer Kreuzung in der Stadt der Gegenwart und auf einer staubigen roten Straße in der Hölle. Die Orte überlagerten sich.
    Ein Schattenwesen konnte einen Teufel verfolgen, weil er kaum sichtbare Spuren des Bösen wahrnahm. Doch ein Sterblicher konnte das nicht. Ein Sterblicher musste einen Teufel zu sich beordern, indem er auf einer Kreuzung nach ihm rief. Er musste ihm ein Angebot unterbreiten. Ruhm, Reichtum, Schönheit … Liebe.
    Wenn man einen Teufel rief, musste er kommen.
    Rose saß in einem Landhaus an einem hübschen Küchentisch und versuchte, eine Teetasse an ihre Lippen zu führen. Der Duft von Kamillentee wirkte stets beruhigend auf ihre Nerven. Die Porzellantasse klirrte auf der Untertasse, doch Rose war wild entschlossen, sich wie eine Dame zu benehmen. Wenn sie über herausragende Manieren verfügte, spielte ihr Aussehen keine Rolle mehr.
    Sie schaffte es, einen Schluck zu trinken.
    Als der alte Mann, den sie im Keller eingesperrt hatte, erneut zu wimmern anfing, rann etwas Tee ihr Kinn hinunter.
    Rose stellte die Teetasse fest ab und zerbrach dabei den zarten Henkel.
    Es war doch nicht ihre Schuld, wenn er die Treppen hinunterfiel. Schließlich wollte er nicht, dass sie das gute Porzellan seiner verstorbenen Frau benutzte. Obwohl es das einzig anständige Geschirr im Schrank war.
    Sie versuchte die Tasse zwischen Daumen und Zeigefinger zu halten, doch sie zerbrach. Der Tee ergoss sich auf die geblümte Tischdecke. Sie kämpfte mit ihrer Verzweiflung. Das ging nicht.
    »Rose!«, rief eine männliche Stimme.
    Sie trocknete sich die Fingerspitzen an einer Serviette ab. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Woher kannte der alte Mann ihren Namen?
    Nein, das konnte er nicht gewesen sein. Die Stimme klang zu kräftig.
    Rose stand vorsichtig auf. Hatten die bösen Menschen aus Segue sie gefunden? Sie hatte sich so vorsichtig Richtung Norden bewegt. Sie hatte artig die Anweisungen des Tors befolgt und diesmal keine leichtsinnigen Fehler riskiert.
    Kat-a-kat-a-kat: Du kannst ihn besiegen.
    Wen?
    Rose trat an die Tür, ihr Blick verschwamm. Das Haus um sie herum fiel zusammen und löste sich in roten Staub auf. Plötzlich befand sie sich wieder in der Hölle, der öden sengenden Wüste, die so unbarmherzig brannte wie Feuer. In der rissigen Erde trafen zwei Straßen im rechten Winkel aufeinander.
    Vor ihr stand ein Mann mit nacktem Oberkörper. Beim Anblick seiner muskulösen Brust und seiner festen, definierten Bauchmuskeln zeigte sie ihre Grübchen. Erst dann fiel ihr ein, dass sie unter einer dicken, fahlen Haut verschwunden waren. Seine Hosen saßen tief auf seinen Hüften, denn er trug keinen Gürtel. Der Flaum um seinen Nabel lenkte ihre Aufmerksamkeit weiter nach unten. Unpassend, aber interessant. Er hielt eine ziemlich lange Axt in der Hand. Nach dem Angriff in Segue glich sie einem Spielzeug.
    »Wer bist du?«, fragte sie. »Was willst du?«
    »Ich bin der Schattenmann«, erwiderte er.
    Ach, der . Seine Erscheinung verdarb ihr die Freude über seine neue Schwäche. Dass dieses Monster so aussah, während sie leiden musste … Das Aussehen sagte eben wirklich überhaupt nichts über den Charakter einer Person aus.
    Kat-a-kat: Er ist jetzt sterblich.
    Und noch besser: Er war Laylas Liebster, so wie Mickey Roses Liebster gewesen war. Natürlich musste er sterben. Layla sollte genauso leiden.
    »Ich will einen Pakt mit dir schließen«, erklärte er.
    »Komisch«. Sie grinste ihn höhnisch an. »Ich will dich nur umbringen.«
    »Ja, aber wenn ich gewinne … «
    Rose schlug nach seinem Hals, doch er wich aus.
    »Du musst mir zuhören«, sagte er. »Wenn ich gewinne, muss ich bei der Zerstörung des Tores leiden. Nicht Layla. Ich will an ihrer Stelle sterben.«
    »Du stirbst jetzt«, entgegnete Rose. »Und niemand zerstört das Tor.«
    Der schöne Mann schüttelte den Kopf. »Wir kämpfen nur, wenn du dich auf mein Angebot einlässt.«
    Kat-a-kat: Einverstanden. Mach ihn fertig. Und ich bleibe für immer.
    Layla lief zur Kreuzung und zückte ihre Waffe. Mit allen Mitteln versuchte sie, nicht zu blinzeln. Sie fürchtete, sonst den Schattenmann, den Schleier aus roter Erde und Rose, die nun vor ihm in den aufsteigenden Hitzewellen der

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