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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Obrecht
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in Frau Rabuschs Garten. Ich bin mir sicher, sie würde uns nie wieder etwas borgen.

Alisias Mutter ist ziemlich streng. Alisia darf jeden Tag nur eine Stunde lang ins Internet, also kann es eine Weile dauern, bis sie die Zeitungsmeldung über das verschwundene Baby gefunden hat.
    Finn und Fabian dagegen dürfen länger ins Internet, vor allem, wenn man ihre Zeiten zusammenzählt – nur sollen die beiden nicht erfahren, dass ich meine verlorene Zwillingsschwester suche. Das ist absolut und streng geheim, weil … hm … ich weiß eigentlich auch nicht, warum. Wohl, weil es einfach schöner ist, mit einer Freundin ein Geheimnis zu teilen. Ich glaube nicht, dass meine Brüder mich bei unseren Eltern verraten würden. Ihnen ist klar, dass ich jede Menge Informationen über sie besitze, die nicht in die Hände meiner Eltern gelangen dürfen. Ich bin keine Petze, habe aber ein gutes Gedächtnis. Es ist wichtig, große Brüder notfalls erpressen zu können. Ich muss jedenfalls warten, und das nervt. Jeder Tag zählt! Meine Zwillingsschwester und ich, wir werden immer älter. Unsere gemeinsame Kindheit wird bald vorbei sein! Die Zeit drängt!
    Endlich, nach einer quälenden Woche, steht Alisia unangemeldet vor unserer Tür. Sie ist ein sehr höflicher Mensch und ruft normalerweise an, um nachzufragen, ob sie mich besuchen darf. Wenn sie ohne Ankündigung auftaucht, hat das einen Grund. Aus ihrem Blick lese ich sofort, worum es geht: Sie besitzt neue Informationen über meinen Zwilling.
    Ich hole mein Fahrrad aus dem Schuppen und wir radeln zu unserem Lieblingsplatz am Indianerdenkmal. Als wir endlich eine Bank gefunden haben, die nicht von Taubenkacke überzogen ist, setzen wir uns, ohne einander anzusehen. Mein Herz klopft wie wild. Alisia betrachtet stumm den Indianerhäuptling, als würde sie die Adlerfedern in seinem Kopfschmuck zählen. Ich darf sie jetzt nicht ansprechen. Sie hat sich auf diesen Moment lange vorbereitet.
    „ Ich weiß, wer vor zwölf Jahren ein Kind aus der Klinik geklaut hat “ , sagt sie.
    „ Cool! “ Ich starre sie bewundernd an. Dann erst verarbeitet mein Gehirn die Information vollständig. „ Vor zwölf Jahren? Das war dann aber nicht meine Schwester. “
    Alisia seufzt.
    „ Ich weiß ja auch nur davon, weil die Entführerin das Kind zurückgegeben hat. “
    Ein alter Mann wirft den Tauben Brot hin. Etwa zwei Dutzend Tauben stürzen sich gleichzeitig auf den einen Brocken, Federn stieben, Gezeter und Geschrei erfüllt die Luft. Der alte Mann nimmt seine Tüte und geht schnell weg.
    Ich starre auf den Tumult.
    „ Was bringt uns das jetzt? “ , frage ich vorsichtig. „ Wenn sie das Kind zurückgegeben hat, war es nicht meine Schwester. “
    „ Das nicht “ , gibt Alisia zu. „ Aber es kann ja sein, dass die Entführerin es noch einmal probiert hat. “
    „ Wenn ich die Polizei wäre, hätte ich beim nächsten Fall zuerst bei ihr nachgesehen. “
    Ich ziehe die Füße hoch, weil eine sehr zerzauste Taube mit einem kleinen Brotbröckchen im Schnabel unter unserer Bank Zuflucht sucht.
    Alisia schlägt mit gekränkter Miene ihr Notizbuch zu. „ Dann vergiss es. Ich dachte, es interessiert dich, wer die Entführerin war. “
    „ Natürlich interessiert es mich. “
    „ Es war Frau Q. “
    „ Frau Kuh? “ , wiederhole ich ungläubig. „ Wer ist das denn jetzt? “
    „ Die dürfen den vollständigen Namen von Verbrechern nicht nennen “ , klärt mich Alisia geduldig auf. „ In einem Artikel haben sie den Anfangsbuchstaben von ihrem Nachnamen verraten. Ein Q wie Quastenflosser oder Querschläger. “
    Ich überlege, ob ich jemanden kenne, dessen Nachname mit einem Q anfängt, aber mir fällt keiner ein.
    „ Ich habe im Telefonbuch nachgese hen. Es gibt hier vier Familien, die mit Q anfangen. Es ist also kein Problem, die zu überprüfen. “
    Die zerzauste Taube krabbelt ans Licht und fliegt weg. Ich stelle meine Füße vorsichtig wieder auf den Boden. Alisias Vorschlag klingt nicht wirklich logisch. Er klingt so, als hätte sie keine bessere Idee und wir müssten uns deswegen mit einer schlechteren Idee zufriedengeben.
    „ Oder fällt dir etwas Besseres ein? “ , fragt sie prompt.
    Ich schüttle den Kopf.
    „ Irgendwo muss man ja anfangen. “ Alisia springt auf. „ Die meisten Täter sind Wiederholungstäter. Das sieht man ja in jedem zweiten Krimi. “
    „ Aber auch ein Wiederholungstäter fängt mal irgendwann an “ , wende ich ein. „ Ohne ein erstes Mal kann es doch

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