Zwillingsbrut
Hurentochter … dafür wirst du bezahlen …«
Trace’ Handy lag auf dem Küchentresen … irgendwo im Dunkeln … wenn sie es nur finden und damit hinaus in die Nacht laufen könnte … Dann hätte sie womöglich eine Chance! Sie könnte die Neun-eins-eins anrufen oder Alvarez oder … Ihr Kopf dröhnte, ihr Gesicht schmerzte, trotzdem stürzte sie vor.
Klick!
Das unverkennbare Geräusch eines Gewehrs, das entsichert wurde.
»Du wirst nirgendwohin gehen«, sagte er mit rauher Stimme. »Nicht, nachdem ich all die Jahre auf diesen Moment gewartet habe.«
Plötzlich bemerkte sie auf dem Tresen etwas Silbriges. Trace’ Handy! Keinen Meter von ihr entfernt!
Sie spürte die kalte Gewehrmündung in ihrem Rücken.
»Einen Schritt, und ich drücke ab«, drohte er.
Sie erstarrte. Draußen heulte der Sturm. Wie mochten ihre Chancen stehen?
»Wenn ich dich hier treffe« – er drückte ihr die Mündung direkt über den Pobacken ins Kreuz –, »wird es eine Weile dauern, bis du verblutet bist. Du wirst alles ganz genau mitbekommen, spüren, wie langsam das Leben aus dir heraussickert.«
Sie schloss die Augen. Wartete auf den Schuss. Auf den brennenden Schmerz, der durch ihr Fleisch schnitt. Warum drückte er nicht endlich ab?
Weil er will, dass es aussieht wie ein Unfall. Genau wie bei den anderen Frauen. Eine Schusswunde im Rücken konnte nichts anderes bedeuten als Mord. Denk nach, Kacey! Du bist in der Küche. Vielleicht kannst du dir ein Messer schnappen …
»Denk nicht mal dran«, flüsterte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Ich habe keine Probleme damit, deinen süßen Hintern in die Hölle zu befördern.«
»Warum tust du’s dann nicht endlich?«
Wumm!
Ihr Kopf explodierte, und sie brach auf dem Fußboden zusammen.
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Kapitel 36
T race stützte sich auf seine Heugabel. Sein Herz hämmerte, seine Muskeln waren gespannt wie Drahtseile, während sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Er war in der Scheune gewesen, damit beschäftigt, die Leitungsrohre zu umwickeln, als plötzlich das Licht ausging. Schnell führte er seine Arbeit zu Ende, für die er länger brauchte als erwartet, dann stapfte er hinüber zum Pferdestall.
Unterwegs hatte er festgestellt, dass auch das Haus dunkel war. Wenn der Strom ausfiel, ging nicht nur das Licht aus, auch die Heizung funktionierte nicht mehr, so dass es in dem alten Ranchhaus von Minute zu Minute kälter wurde. Er würde sich beeilen, um schnell wieder bei Kacey und Eli zu sein. Hoffentlich hatte sie Wasser in die Wanne laufen lassen und den Jungen nach unten an den Kamin gebracht!
Zum Glück schneite es nun weniger, ein dünner Mond schien ab und zu hinter der aufreißenden schwarzen Wolkendecke hervor.
Trace hatte den Pferdestall betreten und im selben Augenblick gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Etwas, das über den Stromausfall oder seine Sorge um einfrierende Leitungsrohre hinausging.
Nein, hier drinnen lauerte Gefahr.
Die Pferde waren unruhig, aufgeregt traten sie in ihren Boxen von einem Huf auf den anderen. Er hörte Stroh knistern, nervöses Schnauben und ab und zu ein verängstigtes Wiehern.
Auch mit Sarge stimmte etwas nicht. Wie erstarrt stand er da, knurrte und blickte in Richtung der fensterlosen Kammern, in denen Hafer und anderes Getreide lagerten. Bonzi, der nicht abgerichtet worden war, schien nicht beunruhigt, doch auch er hatte seine Ohren aufgestellt. Wachsam. Als spürte er, dass etwas in der Dunkelheit lauerte.
Trace’ Kehle wurde trocken. Er umklammerte die Heugabel fester.
Ein Tier? Ein Mensch? Die Haut unter seinem Jackenkragen kribbelte. Er kannte die Antwort. Auf ein Tier hätte Sarge anders reagiert. Hier, in dem stockdunklen Pferdestall, versteckte sich definitiv ein Mensch.
Er überlegte, ob er rufen sollte. Vielleicht suchte hier nur jemand Schutz vor dem Sturm. Doch warum war er nicht zum Haus gekommen? Womöglich war er auf der Flucht oder hatte Angst.
Oder er führte etwas Böses im Schilde. Ihm wurde eiskalt. Er dachte an sein Gewehr, das er ganz hinten in seinem Wandschrank versteckte; die Munition dafür war in einem abschließbaren Schränkchen in der Küche verstaut. Seine Gedanken wanderten zu Kacey, die mit seinem Sohn allein im Haus war.
Sarge knurrte wieder. Trace hörte ein Geräusch … ein leises Quietschen auf dem Stallboden. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, das Blut rauschte in seinen Ohren.
Er hob die Heugabel wie einen Speer in die Höhe und machte einen
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