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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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und auch nicht in der Kommode, wo sie sich durch Schubladen voller T-Shirts und Unterwäsche, Socken und Jeans arbeitete. »Komm schon, komm schon!« Nichts. Sie nahm sich den Nachttisch vor. Wieder nichts. Keine geladene Pistole, keine Gewehrmunition.
    Kostbare Sekunden verstrichen.
    Ihr Herz raste, ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
    »Wo … mein Gott, wo kann er sie nur versteckt haben?« Dem Killer mit dem ungeladenen Gewehr gegenüberzutreten und zu bluffen, wagte sie nicht.
    Beflügelt von ihrer Angst, rannte sie mit der Waffe treppab und durchs Wohnzimmer. Mittlerweile war nur noch Glut im Kamin, die die Wände in ein dunkles Rot tauchte. Rasch legte Kacey Holz nach, damit das Feuer – ihre einzige Lichtquelle außer dem Handy – nicht ganz erlosch.
    Wo würde Trace die Munition aufbewahren? Weit weg von der Waffe, ja, aber welcher Ort war für ihn leicht zu erreichen und gleichzeitig weit genug weg von seinem Sohn? In der Küche, in der Nähe der Hintertür, weil er nur draußen schießen würde? Die Kerze auf der Anrichte fiel ihr ein. Rasch zog sie einen dürren Zweig aus dem Feuerholzstapel, zündete ihn am Feuer an, rannte in die Küche und hielt ihn an den Docht.
Gut. Zumindest um einiges besser als der schwache Schein des Handys.
Rasch durchsuchte sie mehrere Schubladen. Die Munition entdeckte sie nicht, dafür aber eine weitere Taschenlampe. Voller Hoffnung schaltete sie sie ein, und sogleich erhellte ein starker Strahl die Küche.
Noch besser!
Sie durchsuchte soeben die restlichen Schubladen, als ihr Blick auf ein abschließbares Schränkchen hoch oben über dem Kühlschrank fiel. In genau so einem Schränkchen hatte ihr Großvater seine Munition versteckt. Konnte Trace den gleichen Ort gewählt haben? Hoffentlich war es nicht zugesperrt!
    Eilig kletterte sie auf den Tresen und ruckte an der Schranktür.
    Gott sei Dank! Unverschlossen!
Neben einer fast leeren Whiskeyflasche stand eine Metallkassette. Der Deckel ließ sich keinen Millimeter öffnen.
    So ein Mist!
Die bekäme sie niemals auf. Wo um alles in der Welt konnte der Schlüssel sein?
    Kacey richtete den Strahl der Taschenlampe auf den Küchenboden und entdeckte Trace’ Schlüsselring, den sie bei der Suche nach seinem Handy von der Anrichte geschoben hatte. Eilig hob sie die Metallkassette aus ihrem Versteck und stellte sie auf den Tresen, dann sprang sie auf den Fußboden und hob die Schlüssel auf. Mit zitternden Fingern prüfte sie einen nach dem anderen, bis sie auf einen stieß, der kleiner war als der Rest.
    »Bitte, bitte mach, dass er passt!« Sie steckte den Schlüssel ins Schloss.
Klick!
    Ja, sie hatte sie gefunden.
In der Kassette lag eine Schachtel Gewehrkugeln.
    »Nimm das, du elender Hurensohn«, murmelte sie und dankte ihrem Großvater insgeheim dafür, dass er ihr vor vielen Jahren beigebracht hatte, wie man mit einer Waffe umging. Schnell lud sie das Gewehr, steckte zusätzliche Munition in die Tasche und betete zu Gott, dass sie sie nicht würde benutzen müssen. Dann blies sie die Kerze aus und lief erneut hinaus in die stürmische Nacht.
     
    »Verdammt!«, fluchte Trace’ Angreifer lauthals. Seine Stimme hallte durch den finsteren Stall.
    Wer zum Teufel war dieser Irre?, grübelte Trace. Nicht dass das eine Rolle spielte, in dieser Hinsicht hatte der Killer recht. Alles, was im Augenblick zählte, war, dass er eine Möglichkeit fand, ihn zu stoppen, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte.
    Langsam bewegte sich Trace auf die Wand zu. Er musste sich einen Plan überlegen, und zwar schnell.
    Über das Heulen des Sturms hinweg hörte er, wie der Kerl scharf einatmete. »Verdammt!«, murmelte er wieder, dann stieß er ein Jaulen aus, begleitet von einem schmatzenden Geräusch – offenbar hatte er sich die Zinken der Heugabel aus dem Fleisch gezogen. »Dafür wirst du bezahlen, O’Halleran, hörst du? Dafür wirst du büßen!«, drohte er mit schmerzverzerrter Stimme.
    Trace erwiderte nichts. So geräuschlos wie möglich arbeitete er sich weiter Richtung Wand vor.
    Die Pferde rasten vor Angst und schlugen mit ihren Hufen gegen die Boxenwände.
    Sarge – oder war es Bonzi? – knurrte warnend.
    Nein! Tu’s nicht!
    »Der Köter ist ebenfalls so gut wie tot! Wo steckst du, du Mistvieh? Ah, da bist du ja, Cujo!«
    Ein Stephen-King-Fan war er also auch noch. Wahrscheinlich sah er zu viele Horrorfilme und inszenierte nun seinen ganz privaten Schockerstreifen.
    »Na komm, mein Junge«, lockte er. Seine Stimme klang

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