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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie bricht uns weg! Raus mit Ihnen, schnell!« Sie drückte bereits auf den Alarmknopf auf ihrem Schreibtisch, um die Belegschaft zusammenzutrommeln. Kacey eilte ans Bett von Jocelyn Wallis und machte sich bereit für eine Herz-Lungen-Reanimation, wobei sie inständig hoffte, dass der zuständige Arzt und der Notfallwagen so bald als möglich eintreffen würden.
    Sie begann mit der Herzdruckmassage … zweimal atmen, dann pressen.
Komm schon, Jocelyn! Bleib bei mir,
dachte sie, während sie laut zählte.
    »Eins, zwei, drei, vier, fünf –«
    Für eine Sekunde öffnete die Frau die Augen, und Kacey wäre fast die Luft weggeblieben, weil sie ihren eigenen so ähnlich sahen.
    »Doktor!«, rief Anita mit schriller Stimme, und ihr wurde bewusst, dass sie aufgehört hatte zu zählen.
    »Fünfzehn, sechzehn, siebzehn«, ergänzte Anita, und Kacey machte weiter. In dem Moment flogen die Türen zur Intensivstation auf, drei Schwestern und zwei Ärzte kamen hereingestürmt und rollten den Notfallwagen ans Bett.
    »Ich übernehme!«, ertönte eine volle Stimme, und Kacey blickte auf und sah, wie Dr. Wes Lewis – ein umgänglicher, hochgewachsener Afroamerikaner – eilig zu ihr trat, wartete, bis sie bis dreißig gezählt und ihre Hände weggezogen hatte. Mit derselben Leichtigkeit, mit der er im College als Quarterback Erfolge erzielt hatte, begann er, dem Team Anweisungen zu erteilen. Er arbeitete höchst effizient, aber Kacey spürte, dass es zu spät war: Die Patientin entglitt ihnen. Ob bewusst oder unbewusst – irgendwann kam der Punkt, an dem der Körper nicht mehr konnte.
    »Dann ruft einen der heilige Petrus zu sich«, hatte ihre Großmutter Ada ihr ins Ohr geflüstert, als sie bitterlich weinend ihr altes Lieblingspferd im Stroh seiner Box hatte liegen und seinen letzten Atemzug tun sehen.
    Ihr Großvater hatte seine Frau angeschaut, als wollte er widersprechen, doch sie hatte ihm einen strengen Blick zugeworfen.
    »Der heilige Petrus braucht Pferde?«, hatte die neunjährige Kacey erstaunt gefragt. Ihr Hals war wie zugeschnürt gewesen vom vielen Weinen, so dass sie die Worte kaum herausgebracht hatte.
    »Natürlich«, hatte Grannie erwidert und sie so fest in den Arm genommen, dass alle Gerüche in der Scheune – der ätzende Gestank von Urin, das staubige Heu, die warmen, strengen Ausdünstungen der Pferde – gänzlich in den Hintergrund getreten waren. Alles, was Kacey riechen konnte, war der liebliche Duft der Wildrosen im Lieblingsparfüm ihrer Großmutter. »Natürlich braucht er Pferde.«
    Und jetzt, so dachte Kacey, während das Team darum kämpfte, die Patientin am Leben zu erhalten und den Defibrillator bereit machte, rief der heilige Petrus Jocelyn Wallis zu sich.

[home]
    Kapitel 9
    D er Ausdruck auf Dr. Lamberts Gesicht sagte alles, dachte Trace. Er stand mit den beiden Polizistinnen am Ende eines kurzen Gangs im Wartebereich, wo sie einen schwachen, kostenlosen Kaffee aus Pappbechern tranken, während sich Alvarez und Pescoli immer wieder ein Stück weit entfernten, um zu telefonieren, auf die Uhr zu blicken und sich leise miteinander zu unterhalten.
    Mit schmalen Lippen kam die Ärztin auf sie zu. Sie blickte sie ernst an. Vor einer knappen halben Stunde hatten sie die Intensivstation verlassen müssen, und offensichtlich hatten sich die Dinge nicht gerade zum Guten entwickelt.
    »Jocelyn Wallis hat es nicht geschafft«, teilte Dr. Lambert den beiden Beamtinnen mit, die ihn zuvor noch einmal nach seiner Beziehung zu der Lehrerin gefragt hatten. Er hatte ihnen von ihrem letzten Treffen erzählt und davon, dass Jocelyn einmal darauf bestanden hatte, dass er die Nacht bei ihr verbrachte.
    Zu ihr nach Hause zu gehen war ein Fehler gewesen.
    Ein Fehler, den er kein zweites Mal gemacht hatte.
    Er hatte sich von ihrem guten Aussehen, ihrem Lächeln dazu verleiten lassen, und nicht zuletzt – das musste er zugeben – von seinem schon lange nicht mehr erfüllten sexuellen Bedürfnis. Aber eben nur einmal – sollte das von Bedeutung sein?
    Sein Verhalten war nicht gerade ritterlich gewesen, und er hatte den unausgesprochenen Vorwurf in Alvarez’ Augen gesehen, als sie sich Notizen machte.
    Als Dr. Lambert fortfuhr, strich er sich mit seiner großen Hand durch die Haare.
    »Sie war einfach zu geschwächt, hatte zu viele innere Verletzungen, außerdem ein Schädeltrauma. Dr. Lewis, der behandelnde Arzt, wird in ein paar Minuten hier sein. Er kann Ihnen Ihre Fragen beantworten.« Sie sah

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