Zwischen den Zeilen
auszudrücken, wenn man eigentlich nicht weiß, worum es geht. Und vielleicht ist es noch erschreckender, wie einfach man es auf diese Weise schafft, dass niemand etwas bemerkt.
»Klar, bin gleich fertig. Wo steckst du?«, höre ich ihn am anderen Ende und seine Stimme lässt mich mein Selbstmitleid für einen Moment vergessen.
»Bin vor deinem Haus«, sage ich.
»Schon? Mist… Ich dachte, ich könnte heimlich noch eine rauchen, bevor du kommst.« Aber er lacht und es klingt nicht sonderlich ernst gemeint. Und vor allen Dingen klingt es nicht so, als habe die SMS an unserem Treffpunkt irgendwas geändert.
»Machst du mir auf?«, frage ich und gebe mir Mühe, mir meine Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. »Ich hab keine Ahnung, wo ich klingeln soll.«
»Bei Buschmann und Keibler«, sagt er.
»Heißt du Buschmann oder Keibler?«, frage ich nach. Buschmann beginnt vermutlich mit einem B . B wie Ben. Hoffentlich gibt es nur ein Klingelschild mit mehreren Namen, von denen einer mit einem B beginnt. Denn das erkenne ich schnell. Bei anderen Buchstaben dauert es, wenn ich sie überhaupt erkenne, deutlich länger.
»Nein, ich heiße Köhler«, setzt Josh mich grade in Kenntnis. »Ich wohne mittlerweile fast vier Jahre hier, aber ich steh immer noch nicht auf dem Klingelschild. Na ja, immerhin stehe ich am Briefkasten. Aber weißt du was, ich komm gleich runter, wir müssen sowieso los.«
***
»Hey!« Ich lehne an meiner Motorhaube als er sich, ein bisschen später als gleich , endlich aus der Haustür schiebt. Aber sein Anblick entschädigt fürs Warten. Denn er sieht toll aus. Er trägt schmale, weiße Jeans, ein ziemlich körperbetontes, hellblaues Shirt, das zu seinen Augen passt, und dazu einen schwarzen Pullover, den er locker um die Hüfte gebunden hat. In der Lippe trägt er wieder einen Ring, dieses Mal einen mit einer Kugel und man kann, unter dem Stoff des Shirts, auch die in seinen Brustwarzen erahnen.
»Hi!« Unschlüssig bleibt er einen Schritt vor mir stehen, verbirgt die Hände hinter dem Rücken und lässt sich mustern.
»Hey«, sage ich noch mal und mustere ihn dabei tatsächlich. Ich mag diese Hosen. Und das Shirt, das ziemlich kurz ist. Immer noch steht er vor mir, als würde er auf irgendwas warten, legt abschätzend den Kopf schief und sieht mich dann ein wenig von unten an.
»Was ist?«, frage ich irritiert.
»Ist das… zu viel?«, nuschelt er verlegen, holt einen gestreiften Fan-Schal in HSV-Farben hinter dem Rücken hervor und legt ihn sich um den Hals.
»Na ja, es ist…« Irgendwie muss ich lachen. Nicht so sehr über die Tatsache, dass er sich in ein, zugegebenermaßen sexy Fan-Outfit geworfen hat, sondern darüber, dass es ihm augenscheinlich ein bisschen peinlich ist.
»Raute im Herzen«, murmelt er, als sei das eine Erklärung. »Aber ich kann den Schal im Auto lassen.« Ein bisschen fahrig spielt er am HSV-Logo herum.
»Solang da noch ein Platz ist neben der Raute«, sage ich großzügig.
»Platz?« Anscheinend kann er mir nicht folgen.
»In deinem Herzen«, füge ich leise hinzu.
»Oh... definitiv.« Er kommt auf mich zu und legt seine Arme um meinen Hals. Mit einem Seufzen schmiegt er sich an mich und reibt kurz seine Wange an meiner, bevor er mit seinem Mund nach meinem sucht und wir uns küssen. Er riecht gut. Und er schmeckt so gut auf meinen Lippen. Ich kann gar nicht anders, als mich vorsichtig mit meiner Zungenspitze vorzuwagen und nach dem Ring zu suchen. Liebevoll neckend spiele ich daran, bis mir seine Zunge feucht entgegenkommt und wir schließlich in einen richtigen Kuss versinken.
»Lass uns mal fahren«, schlage ich vor, als wir kurz Luft holen. Nicht, dass ich es eilig hätte, aber wenn wir hier noch eine Weile knutschen, schlage ich eher vor, dass er mit dem Schal gleich sein T-Shirt und den Rest seiner Klamotten auszieht.
»Okay.« Er drückt einen letzten, kleinen Kuss auf meinen Mundwinkel, richtet dann ein wenig verlegen sein Haar, das ich mit meinen Fingern beim Küssen zerwühlt habe, und löst sich von mir.
Beinahe sehnsüchtig heftet sich mein Blick an seinen kleinen Hintern, als er um die Motorhaube herum zum Beifahrersitz geht. Diese Jeans stehen ihm verdammt gut. Und er ist so sexy, ich weiß gar nicht, ob ihm bewusst ist, was für eine Wirkung er auf mich hat. Mit seinem Lachen, diesem Blick, wenn er verlegen ist, und der Art, wie er den Ring dann kurz unter seinen Schneidezähnen, zwischen denen es diese winzigen
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