Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
ja doch.«
    Das sehe ich deinen Augen an, dachte Johansson. Du findest das hier um einiges witziger als ich, dachte er düster.
    »Und?«, fragte er.
    »Ja, die Postleitzahl stimmt mit der Adresse überein. Ob die Adressatin dort wohnt, habe ich nicht überprüft. Ich weiß nicht, ob uns das überhaupt möglich ist, aber der Rest stimmt. Rensseelaer liegt im Norden von New York.«
    Upstate New York, dachte Johansson, bisher stimmt alles.
    »Du machst einen besorgten Eindruck«, sagte sie. »Kann ich dir irgendwie behilflich sein?«
    Wenn die Augen wirklich der Spiegel der Seele sind, dachte Johansson, dann kommst du mir ziemlich begabt vor. Die Frage ist nur, ob du auch verschwiegen bist.
    »Vielleicht«, sagte er.
    »Versuch es doch einfach mal«, sagte sie. »Manchmal muss man seinen Mitmenschen ein wenig Vertrauen entgegenbringen.«
    »Bist du eine, die … die die Klappe halten kann?«, fragte Johansson und dachte dann, er hätte sich womöglich etwas anders ausdrücken sollen.
    »Ja«, sagte sie und nickte nachdrücklich.
    »Gut«, sagte Johansson. »Kurz gesagt, das Problem ist folgendes: Ich bin diesem Krassner nie begegnet. Ich wusste nicht einmal, dass es ihn überhaupt gibt. Ich bin zwar Chef des Landeskriminalamtes«, für eine kurze glückliche Zeit, dachte er, »aber«, fügte er hinzu, »Krassner gehört nicht zu unseren Gewährsleuten, und wenn er dazu gehörte, dann würden wir nicht auf diese Weise miteinander kommunizieren. Erklär mir also«, sagte er, »warum jemand einen postlagernden Brief an einen Polizisten schickt, der ihm nie begegnet ist, ohne diesen Polizisten auf den Brief aufmerksam zu machen. Die Chance, dass der Mann den Brief abholt, muss doch bei null Prozent liegen.«
    »Sicher«, sagte sie. »Aber es gibt noch etwas anderes, das ich nicht verstehe.«
    Johansson nickte, damit sie weiterredete.
    »Wie hast du davon erfahren, ich meine, du bist ja jetzt hier. Woher weißt du also davon?«
    Dumm bist du nicht, dachte Johansson. Und was sage ich jetzt, ohne zu viel zu sagen?
    »Durch puren Zufall«, sagte Johansson. »Warum schickt er mir etwas, wenn er doch fast sicher davon ausgehen kann, dass ich niemals davon erfahren werde?«, sagte er, um sie abzulenken.
    »Es wäre sicher am Einfachsten, ihn selbst danach zu fragen, und wenn er schon zurückgefahren und es so schrecklich wichtig ist, dann kannst du doch auch die Polizei in den USA um Hilfe bitten? Ich meine, ihr habt doch sicher irgendeine Art von inter- nationaler Zusammenarbeit? Das haben sogar wir hier bei der Post, und bisweilen klappt es ganz hervorragend.«
    Jetzt lächelte sie wieder und wirkte einfach hinreißend.
    Verdammt, dachte Johansson. Hoffentlich hält sie mich nicht für einen Vollidioten.
    »Das Problem ist, dass das nicht geht«, sagte er. Und nerv jetzt bloß nicht damit rum, warum das nicht geht, dachte er.
    »Bist du dieser Polizist, über den vor ein paar Monaten so viel in der Zeitung gestanden hat?«, fragte sie.
    Johansson nickte.
    »Vielleicht hat er von dir gehört«, sagte sie. »Mehrere Zeitungen haben doch die puren Huldigungsreportagen gebracht, und das kommt doch wohl nicht gar so häufig vor, wenn es um die Polizei geht? Versteht er Schwedisch?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Johansson. »Aber ganz sicher bin ich nicht. Er kann ja auch mit Leuten gesprochen haben. Die Schwedisch können, meine ich.«
    Sie denkt genau wie Jarnebring, dachte er. Aber ansonsten gibt es keine Ähnlichkeiten.
    »Wenn es aber so wäre«, sagte sie und wirkte plötzlich eifrig. »Wenn er nun irgendwelche Geheimnisse hat oder mit gefährlichen Dingen beschäftigt ist und sich sozusagen eine Art Rückversicherung beschaffen will. Ich habe so was schon häufiger in Krimis gelesen. Leute, die ihre geheimen Unterlagen bei Menschen hinterlegen, auf die sie sich verlassen können, bei Anwälten oder Journalisten oder auch in einem geheimen Safe. Als eine Art Versicherung, für den Fall, dass ihnen etwas passiert.«
    Johansson war fünf Minuten zuvor auf dieselbe Idee gekommen. Es gab nur einen Haken.
    »Es gibt nur einen Haken«, sagte Johansson. »Wie hätte ich davon erfahren sollen?«
    »Du sitzt doch hier«, sagte sie. »Also hast du davon erfahren.«
    »Sicher«, sagte Johansson, »aber ich habe noch immer keine Ahnung, worum es geht.«
    »Genau«, sagte sie und wirkte noch eifriger. »Das sollst du ja auch nicht. So lange nichts passiert ist, sollst du nichts wissen. Er hat seine Rückversicherung nicht gebraucht. Du

Weitere Kostenlose Bücher