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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Theoretiker, die keinen Gedanken denken konnten, ohne den sofort auf einem Seminar mit lauter Gleichgesinnten vorbringen zu müssen, keine philosophischen Wirrköpfe oder politischen Grübler. Eine klare, reine Organisation, die nur aus Polizisten besteht, dachte Berg.
    Während der folgenden Jahre hatten sie dann auch oft große und verdiente Erfolge einheimsen können, innerhalb der Organisation als Ganzes und vielleicht vor allem in dem Bereich, der Bergs Schoßkind war und mit jedem Tag seinem ersehnten und heimlichen Büro für Verfassungsschutz ähnlicher wurde. Sie hatten Glück und sie hatten Unglück gehabt, hatten mit dem Guten gewuchert und das Schlechte in ihren Vorteil verwandelt und, kurz gesagt, alles bestens im Griff gehabt.
    Erst hatten sie Glück gehabt und innerhalb der eigenen Organisation einen Spion entlarvt. Einen versoffenen Polizisten, der geheime Informationen an den Feind verkaufte, und zwar mit der Raffinesse eines Markthändlers und zu kaum höheren Preisen. Lebenslängliche Haft, gute Presse und aufmunterndes Schulterklopfen, vom Mann auf der Straße und vom politischen Häuptling.
    Dann hatten sie Pech gehabt. Feindlich gesinnte Elemente vom Rande des linken Spektrums hatten das Gerücht verbreitet, in Wirklichkeit habe der israelische Sicherheitsdienst den schwedischen Spion erwischt. Auf ihre übliche unsentimentale Weise hatten dessen Agenten den Spion angeblich in Beirut vom Flughafen verschleppt und in ein passend gelegenes Kerkerloch gesperrt, wo sie ihm einen Pistolenlauf an die Schläfe hielten und ihm anboten, ihnen sein Herz auszuschütten. Als er das dann erledigt hatte, es hatte kaum mehr als einen Tag gedauert, hatten sie ihn zum Flugplatz geschafft und in die Maschine nach Kopenhagen gesetzt, während sie zugleich ihre schwedischen Kollegen anriefen und ein Geschenk ankündigten.
    Ob das nun stimmte oder nicht, es hatte jedenfalls Probleme beschert. Berg war keiner, der sich in den Medien über seine Unternehmungen verbreitete, egal, wie sehr die Medien sich das Maul zerrissen, aber der politisch verantwortliche Justizminister hatte den Fall bei der wöchentlichen Besprechung aufgegriffen, und aus Gründen, die nur Berg und er kannten, hatte er beschlossen, eher besorgt zu wirken als verärgert. Konnten diese, gelinde gesagt, überraschenden Behauptungen denn wirklich ein Körnchen Wahrheit enthalten?
    Berg schüttelte entschieden den Kopf. Nicht im Geringsten, aber wie schon so oft in solchen Zusammenhängen konnte die Wahrheit nicht einmal in der allergeschlossensten Gesellschaft erzählt oder diskutiert werden. In Wirklichkeit war seine Gruppe für innere Sicherheit dem Spion auf die Schliche gekommen, und der externe Teil der Gruppe hatte die praktischen Arbeiten ausgeführt. Da ihre Tätigkeit so empfindlich war, wie sie es eben war, und da sie um jeden Preis geschützt werden musste, hatte Berg Kontakt zu den Israeli aufgenommen und mit ihnen zusammen die Festnahme in die Wege geleitet. Danach hatten sie gemeinsam eine Räuberpistole ersonnen und die »Neuigkeit« über ihre üblichen Kanäle ihren Gegnern zukommen lassen.
    »Die haben Köder und Haken und Schwimmer und Schnur geschluckt, und damit haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen«, fasste Berg zusammen und nickte dem verstummten Minister freundlich zu. Genau wie du, nur umgekehrt, dachte er.
    »Sie können sich darauf verlassen, dass diese Mitteilung diesen Raum nicht verlassen wird«, sagte der Justizminister mit warmer Stimme.
    Ein Spion in der eigenen Organisation war wirklich schön, aber man konnte doch nicht ewig davon zehren, und wenn es mehr als einen gab, konnte das sehr schnell böse Folgen haben. Außerdem war es nicht nötig. Bei der Sicherheitsarbeit ging es vor allem darum, die Information zu veredeln, die man ohnehin schon gesammelt hatte, jedes vorstellbare Risiko auszuloten und es zum Besten der Organisation auszunutzen. Auf diese Weise konnte man die Voraussetzungen für das eigene Wachstum schaffen, ohne auf eine Menge bereits eingetroffener Widerwärtigkeiten verweisen zu müssen.
    Bedrohungen und Schreckensszenarien, Gefahren und Zukunftsvisionen, Prognosen und vorbeugende Maßnahmen, darum ging es hier, und man musste doch ein Volltrottel sein, um nicht zu begreifen, dass eine wohl formulierte, gut untermauerte und selektiv verteilte Sicherheitsanalyse, egal, was sonst anliegen mochte, viel besser war als jede Menge Flugzeugentführungen, Bombenattentate oder erschossene

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