Zwischen Diesseits und Jenseits
auftauchte und vor John Sinclair stehen blieb.
John ging nicht mehr weiter.
Beide schauten sich an.
Im Hintergrund lauerte Father Ignatius als Beobachter. Bisher hatte sich nichts getan, und der Chef der Weißen Macht überlegte schon, ob er aus dem Fenster springen sollte, um in diese neue, fremde Welt hineinzugehen, als ihm das Handeln aus den Händen genommen wurde.
Auf der Bildfläche erschien eine weitere Person. Ein Mann mit einem Schwert, der sich hinter Sinclair’s Rücken anschlich. Er hob die Waffe zum Schlag, schlug zu – und...
Die Welt war weg!
Schlagartig. Als hätte sich ein großer Vorhang blitzschnell geschlossen. Nichts mehr zu sehen, keine Straße, kein Himmel, keine Häuser. Dafür der dunkle Garten mit seinen Bäumen, die wie künstliche Gegenstände wirkten und sich nicht bewegten.
Alles war wieder normal geworden und trotzdem anders. Nichts war für Father Ignatius mehr normal, nicht mehr nach dem, was er hier gesehen und erlebt hatte.
Er konnte nicht sagen, wie er sich fühlte, und suchte trotzdem nach einem Vergleich. Als hätte er seinen Körper verlassen, um neben sich selbst zu stehen, so kam es ihm vor. Er wusste nicht, wie lange er auf der Stelle gestanden und nach draußen geschaut hatte, aber irgendwann kam wieder Bewegung in ihn. Er trat zurück und merkte, dass er beim Gehen schwankte. Zu sehr hatte ihn das Bild mitgenommen.
Als Ignatius seinen Schreibtisch erreichte, war er froh, sich auf der Kante abstützen zu können. Dann schob er sich etwas zur Seite, fand seinen Sitzplatz und war beruhigt, zunächst auf dem Stuhl hocken bleiben zu können.
So konnte er sich ausruhen und zunächst tief durchatmen. Er tat es mehrere Male, aber in seinem Kopf wollten die Gedanken sich nicht vertreiben lassen.
Irgendwann schaute er wieder zum Fenster hin. Der Vorhang war nicht geschlossen, der Blick fiel in den Garten, aber dort lag nur die Dunkelheit zwischen den Bäumen. Ansonsten war nichts zu erkennen. Die fremde Welt jedenfalls hatte sich wieder zurückgezogen.
Von nun an dachte er chronologisch nach. Zuerst dieser grässliche Vampir, dann das Erscheinen des Pumas, und nun der Blick in die andere und völlig fremde Welt.
Drei verschiedene Dinge, von denen er glaubte, dass sie in einem ursächlichen Zusammenhang standen, aber er hatte noch nicht den Faden gefunden, der alles zusammenführte.
Das wollte er auch nicht allein übernehmen. Er brauchte Hilfe. Ein großes Nachdenken war nicht nötig, wer ihm da zur Seite stehen musste.
John Sinclair natürlich. Wobei sich die Frage stellte, wo er sich aufhielt, in London oder in dieser anderen Welt?
Father Ignatius riskierte es. Um zum Telefon zu greifen, brauchte er nicht mal aufzustehen. Auch wenn es mitten in der Nacht war, dieser Fall drängte, und so wählte er eine bestimmte Nummer in London...
***
In dieser Nacht war nichts mehr normal. Da kippte ich von einer Überraschung in die andere, denn dass Father Ignatius anrufen würde, damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
Mir hatte es im ersten Moment die Sprache verschlagen, und als ich sie wiederfand, klang meine Antwort auch nicht eben intelligent. »Du bist es, Ignatius?«
»Ja. Aber das wollte ich gerade dich fragen, mein Freund.«
Ich räusperte mich. »Pardon, ich will dir nichts, aber jetzt sprichst du schon in Rätseln.«
»Ich wundere mich einfach, weil ich dich in deiner Wohnung erreiche.«
Meine nächste Frage war von einem leisen Lachen begleitet. »Wo hätte ich denn sonst sein sollen?«
Ja, das ist schwer zu sagen. Ich könnte jetzt behaupten, dich in meinem Garten gesehen zu haben. Du kennst ja die Villa und auch den Garten, der sie umgibt.«
»Stimmt.« Allmählich stieg Unruhe in mir hoch. »Nur, was hätte ich bei dir machen sollen?
Father Ignatius wollte nicht so recht mit der Sprache heraus. »Ja, was hättest du bei mir auch machen sollen?«
Ich musste schlucken. Verdammt, irgendetwas war da schief gelaufen. Ignatius sprach in Rätseln. Er kam eigentlich immer sofort zur Sache, aber jetzt hatten wohl er und ich Probleme.
»Bitte, kannst du dich nicht deutlicher ausdrücken? Ich stehe hier auf dem falschen Fuß.«
»Okay, John, du sollst es hören. Ich hatte nur deine Reaktion abwarten wollen. Es ist wirklich nicht zu fassen, was ich da erlebt habe, aber wie gesagt, ich habe dich in meinem Garten gesehen. Allerdings in einer anderen Umgebung, die sehr kalt und düster wirkte...
Mir ging ein Licht auf. Ich ahnte etwas, aber ich
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