Zwischen Diesseits und Jenseits
hielt mich mit einer Bemerkung zurück und hörte sehr genau zu, was er mir zu sagen hatte. Ich erfuhr, dass er, als er aus dem Fenster schaute, mich und meinen Traum gesehen hatte. Genau die Szene, die ich geträumt hatte. Bis hin zu dem Augenblick, als der Mann mit dem Schwert zuschlug.
»So ist es gewesen, John. Du kannst dir vorstellen, dass ich durcheinander gewesen bin. Das zu begreifen war wirklich nicht leicht, aber es ist nun mal passiert.«
»Genau, es ist passiert«, flüsterte ich und spürte, dass ich eine Gänsehaut bekommen hatte.
Ignatius räusperte sich. »Du hast das in einem ungewöhnlichen Tonfall gesagt. Oder habe ich mich da verhört?«
»Nein, das hast du nicht.«
»Und wie liegen die Dinge tatsächlich?«
Ich ließ mir etwas Zeit mit der Antwort und schaute auch für einen Moment ins Leere. »Die Erklärung ist kompliziert und trotzdem ganz simpel, Ignatius. Du hast genau das gesehen, was ich geträumt habe. Nicht mehr und nicht weniger.«
Er sagte nichts mehr. Aber ich hörte ihn heftig atmen und konnte mir vorstellen, wie überrascht er war. Auch hatte er es trotz meiner Erklärung noch immer nicht fassen können, und deshalb flüsterte er mir zu: »Stimmt das, John?«
»Ja, das war mein Traum, der genau dort abbrach, als der Mann mit dem Schwert, den ich im Übrigen kenne, zugeschlagen hat.«
Du – kennst ihn?«
Er heißt Eric La Salle. Ich kenne aber auch die Frau mit den roten Haaren. Sie heißt Dagmar Hansen und hat, ebenso wie der Mann, ein besonderes Schicksal hinter sich.«
»Gehören die beiden denn zu deinem Freundeskreis, zu guten Bekannten, oder sind es Feinde?«
»Das nicht. Sie gehören schon zu meinem Bekannten- und Freundeskreis. Ich kenne Dagmar Hansen besser als Eric La Salle, der mit einer Staatsanwältin zusammenlebt. Genau die Personen haben wir beide gesehen, und jetzt frage ich mich, welch einen Zusammenhang es da zwischen uns gibt. Ich kenne die Antwort nicht.«
»Ich auch nicht«, gab er zu und holte wieder tief Luft. »Aber ich habe dir noch nicht alles erzählt. Es ist nämlich noch etwas geschehen, das ich als sehr wichtig ansehe.«
»Und das wäre?«
»Es geht um die Wesen, die ich erlebt habe, als ich durch den Park ging. Sie waren körperlich vorhanden, und ich habe eines mit einer geweihten Silberkugel getötet.«
Es war tatsächlich eine Nacht voller Überraschungen, und ich konnte nur den Kopf schütteln. Ignatius erklärte mir noch genau, wie es ihm ergangen war, und als er seinen Bericht beendet hatte, blieb praktisch ein großes Fragezeichen in der Luft zurück, das allerdings uns beide anging und nicht nur ihn.
»Wie geht es weiter, John?«
»Gute Frage. Ich weiß es nicht.«
»Und du kannst dir auch nicht vorstellen, was das alles zu bedeuten hat?«
»Nein, das kann ich nicht. Eines steht allerdings für mich fest, Ignatius. Wir beide werden angegriffen. Man kann sagen, dass es uns als Institutionen erwischt hat. Wo da der Zusammenhang ist, das kann ich auch nicht sagen, aber wir müssen einfach davon ausgehen, dass uns jemand manipulieren will. Ich hätte gesagt, dass wir es mit Dracula II zu tun haben, weil du von dieser Fledermaus angegriffen worden bist, aber das möchte ich nicht unterstreichen. Da habe ich schon meine Probleme. Vielleicht mischt er mit, aber Regie könnte ein anderer führen.«
»Wer, John?«
»Ich kann es dir nicht sagen. Ich stehe auf dem Schlauch, wie man immer so vergleicht.«
»Was tun wir trotzdem?«
»Wir werden uns um den Fall kümmern. Das heißt, ich werde so schnell wie möglich nach Rom fliegen. Zwar kenne ich den Flugplan nicht auswendig, aber es gibt bestimmt eine Maschine, die in den Morgenstunden startet. Ich nehme mir einen Wagen und komme zu dir.«
»Allein?«
»Das ist die Frage...«
»Vielleicht wäre es gut, wenn du die beiden Personen mitbringst, die du im Traum gesehen hat. Diese Dagmar Hansen und auch den Mann mit dem Schwert.«
»Ich werde sie fragen. Eric habe ich bereits kontaktiert. Dagmar muss ich noch anrufen. Sie lebt übrigens in Deutschland. Auch für sie wäre es kein Problem, nach Rom zu kommen, denke ich mal, und dann würden wir uns bei dir einquartieren und darauf hoffen, dass sich dein Garten wieder öffnet.«
Ignatius musste lachen. »Öffnen ist gut gesagt.«
»Ist das falsch?«
»Nein, nein, ganz und gar nicht. Es ist schon richtig, denke ich. Da sind wohl zwei Welten zusammengekommen, und unser Garten wurde dann zur Schnittstelle. Verrückt, aber nicht
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