Zwischen Diesseits und Jenseits
ist?«
»Nein, du würdest keine konkrete Antwort erhalten. Das ist eben das Problem.«
»Weiß Ignatius was?«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn er etwas wüsste, dann hätte er uns in Kenntnis gesetzt. Er kannte ja nicht mal diesen Teil des Kellers. Selbst die Tür war ihm fremd. Hier hat sich etwas festgesetzt, dass die Weiße Macht übernehmen will. Nicht sofort, sondern der Reihe nach, und ich würde nicht unbedingt von der Hölle sprechen. Da steckt ein anderer Dämon dahinter.«
»Sag den Namen!«
Ich lachte nur.
»Er muss etwas mit dem Schlamm zu tun haben oder nicht?«
Ich weiß es nicht. Es kann eine Täuschung sein, aber wir werden uns trotzdem um das Loch kümmern.«
Das wollte ich dir soeben vorschlagen.«
Bevor ich ging, warf ich Father Ignatius noch einen forschenden Blick zu. Er stand noch immer gegen die Wand gelehnt, den Blick gegen die Decke gerichtet, als käme von dort die Lösung.
Aber er hatte gesehen, dass ich vor ihm stehen blieb, und senkte den Kopf.
»John...«
»Geht es dir besser?«
»Ja, ich versuche es. Aber ich muss damit fertig werden, was hier abgelaufen ist. Ich stecke einfach nicht so drin wie du. Damit will ich nicht sagen, dass mir die gesamte Materie fremd ist, das weißt du ja selbst, dennoch sehe ich mich als einen Theoretiker an, den es schockt, wenn so etwas passiert wie hier. Vor allen Dingen dann, wenn er den Menschen gekannt hat.«
Das verstehe ich.«
»Und wie du, John, grübele ich über die Gründe nach.« Er holte Atem. »Es ist ja so, wenn ich an den Schlamm denke. Es hat ihn schon seit Urzeiten gegeben. Ich denke dabei an die Entstehung der Welt, und das meine ich nicht im biblischen Sinn. Aus dem Wasser und aus dem Schlamm ist das Leben entstanden. Egal, ob er nur kalt war wie hier oder als kochend heißer Vulkanschlamm in die Höhe geschleudert wurde. Es gab ihn. Und es steckte alles in ihm. Und deshalb, so glaube ich, lässt er sich auch manipulieren.« Ignatius musste selbst lachen und hinterließ ein Echo in diesem höhlenartigen Keller.
Die Worte meines Freundes hatten mich schon nachdenklich werden lassen. Besonders die Sätze, die sich mit der Vergangenheit beschäftigt hatten.
Ja, in den Urzeiten der Erde war etwas entstanden, das bis heute Gewicht hatte. Zwar hatte es sich verändert, aber der Urtrieb des Bösen war geblieben.
Und das brachte mich wieder auf einen bestimmten Gedanken. Auf die Urdämonen, die das Grauen an sich waren und die es schon gegeben hatte, bevor noch an Menschen zu denken war.
»Kreaturen der Finsternis«, murmelte ich.
»Was meinst du?«
»Nichts Besonderes, Ignatius. Ich habe nur eben laut nachgedacht, das ist alles.«
»Moment, John, du hast von den Kreaturen der Finsternis gesprochen.«
»Kompliment, du hast gute Ohren. Eine andere Lösung fiel mir in diesem Moment nicht ein.«
Father Ignatius schaute in die Leere der Höhle hinein. Der Mund mit den geschlossenen Lippen bewegte sich dabei, als wollte er seine Antwort erst vorkauen.
»Ich denke, das ist genau die Lösung. Auch für mich kommen nur die Kreaturen infrage, denn der Schlamm, dieser verdammte Schlamm, ist etwas Uraltes.«
Father Ignatius schaute mich dabei an wie jemand, der sagen wollte: Verdammt, erinnere dich endlich!
Nein, ich erinnerte mich nicht. Aber sein Blick ließ zahlreiche Gedanken durch meinen Kopf zucken, die sich vor allen Dingen um einen Begriff drehten – um den Schlamm!
Da war etwas. Ja, es gab etwas, das tief in meinem Gedächtnis vergraben lag. Es drehte sich um eine uralte Legende, und sie hatte etwas mit den Kreaturen der Finsternis zu tun. Sie musste ich einkreisen, und es musste mir auch gelingen, irgendwelche Namen herauszufinden. Wichtige Namen, die...
»Schlamm, John, Schlamm...«
Ich hörte die Stimme meines Freundes wie weit entfernt, und dieser Schlamm spielte eine Rolle. Nicht nur eine wichtige, sondern sogar die Hauptrolle.
Ich flüsterte den Begriff vor mich hin.
»Schlamm... Schlamm...«, ich variierte das Wort jetzt und fügte noch ein Adjektiv hinzu. »Dicker Schlamm, dünner Schlamm, alter Schlamm, neuer Schlamm, böser Schlamm, Höllenschlamm...«
Etwas schrillte in meinem Kopf. Es war die Lösung, das wusste ich, und das sah mir Ignatius auch an. Mit zittriger Stimme fragte er: »Was ist los, John?«
Auch Suko eilte herbei, denn ihm war mein Zustand ebenfalls aufgefallen, doch ich war noch nicht in der Lage, das auszusprechen, was mir durch den Kopf schoss und wozu mein Gefühl mir sagte, dass
Weitere Kostenlose Bücher