Zwischen Diesseits und Jenseits
es der Wahrheit entsprach.
Dann endlich war ich in der Lage, den Namen auszusprechen.
Ich war trotzdem nicht für meine beiden Freunde zu verstehen.
Suko sagte: »Noch mal, John...!«
»Der Showman, es ist der Showman...«
***
Wäre es in der Umgebung heller gewesen und hätte das Licht einer Lampe das Gesicht meines Freundes getroffen, ich hätte bestimmt die Blässe darin gesehen, denn den Namen des Showmans zu erwähnen, das war wie ein Schlag ins Gesicht und zugleich noch einer in den Magen. Ich hatte das Gefühl, dass um mich herum alles zu kreisen begann und war froh, dass die Wand in der Nähe war.
»Ausgerechnet«, murmelte Suko.
Nur Father Ignatius blieb normal. Er begriff nicht, worum es sich drehte. Deshalb fragte er auch: »Was ist mit dem Showman? Was bedeutet dieser Name?« Er wollte entweder von mir oder Suko die Antwort haben, und ich nickte meinem Freund zu.
»Erklär du es ihm, Suko.«
»Der Showman ist eine Kreatur der Finsternis«, sagte Suko.
»Demnach ist er uralt?«
»Ja, das kann man so sagen. Er hat überlebt, alles überlebt, selbst Feuer, und wir befürchten, dass er einfach nicht totzukriegen ist.«*
Father Ignatius zuckte leicht zurück. »Ist er ein Superwesen? Wie kann das sein? Alles überleben...?«
»Die Antwort ist schwer zu geben oder ganz einfach. »Man kann ihn als einen Schlammdämon ansehen. Aus dem Schlamm der Hölle ist er entstanden. Nicht nur wir haben versucht, ihn zu töten, auch andere, immer und immer wieder, aber es ist uns nicht gelungen, wie man hier sehen kann.«
»Wie kommt das?«
»Wir müssen davon ausgehen, dass er sich regeneriert, indem er sich Menschen holt. Sie geben ihm immer wieder den frischen Antrieb. Ich weiß, dass es schlimm ist, sich so etwas anhören zu müssen, aber ich kann es nicht ändern. Auch uns ist er entwischt. Dabei dachten wir, wir hätten ihn gehabt, aber er konnte entkommen.« Suko zuckte mit den Schultern. »Und jetzt ist er wohl hier.«
»Ganz sicher?«
»Ich denke schon.«
Ignatius rieb seine Hände. Er wusste im Augenblick nicht, wohin er schauen sollte. Einen Blick auf das Schlammloch zu werfen, traute er sich nicht. Zu schlimm waren die Nachrichten, mit denen Suko ihn konfrontiert hatte, und er umfasste das Holzkreuz, das vor seiner Brust hing. Die Taschenlampe zitterte. Er hielt sie noch immer fest, als er auf mich zukam.
»Stimmt alles, was Suko gesagt hat?«
»Warum sollte er lügen?«
»Tja, warum? Es will mir einfach nicht in den Kopf, John. Das ist verrückt. Ich kann sagen, dass... nun ja, es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass ein Monster aus Schlamm durch die Gegend läuft. Das kannst du sicherlich verstehen.«
»Natürlich verstehe ich das, Ignatius. Aber du darfst ihn dir nicht unbedingt nur als Schlammmonster vorstellen, denn du musst davon ausgehen, dass er eine Kreatur der Finsternis ist. Und die haben nun mal die Angewohnheit, sich nicht zu zeigen, wie sie tatsächlich sind. Sie sind mit der Zeit gegangen, das weißt du. Sie haben ein menschliches Aussehen angenommen, das ihre wahre Gestalt verbirgt. Und so hat sich auch der Showman verhalten. Man kann durchaus sagen, dass er wie ein Mensch aussieht.«
»Gib mir eine Beschreibung, John. Vielleicht habe ich ihn schon mal gesehen.«
Ich musste erst nachdenken und mir seinen Anblick ins Gedächtnis rufen. Es war schon recht lange her, seit wir ihm begegnet waren. »Ein glattes Gesicht ohne Falten. Dünne Haare, aschig grau wie auch die Haut. Sehr kalte Augen. Böse natürlich. Augen ohne Gefühl. Sie haben all das angesammelt, was er so liebt. Das Grauen, die Verdammnis. So etwas wie Apokalypse. Er will vernichten und zugleich aufbauen. Man sagt ihm nach, dass er einen direkten Draht zum Satan hat.« Ich sprach nach einer kleinen Pause weiter. »Außerdem kann man bei ihm nicht eben von einer großen Gestalt sprechen. Er ist eher klein und gedrungen, und sein Kopf passt in den Proportionen irgendwie nicht zum Körper, weil er einfach zu groß ist. Hinzu kommt das knochige Gesicht mit Lippen, die fast nicht zu sehen sind. Sie sind sehr breit und fast dünn wie Fäden.«
Ich hatte genug beschrieben, und Ignatius musste darüber zunächst nachdenken. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Ich habe überlegt, John, ob mir diese Gestalt schon mal begegnet ist. Das stimmt nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern. Sie ist... nun ja... ich höre davon zum ersten Mal, und ich frage mich, was sie hier zu tun hat. Was will dieser Showman bei
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