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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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ihres Körpers war mit einem Mal angespannt. »Bleib locker«, ermahnte sie sich mit einem letzten Blick in den Spiegel und atmete tief durch. Sie sprintete in ihr Zimmer und schnappte sich ihre neue türkis-weiß gepunktete Strandtasche. Das Handy ließ sie auf dem Bett liegen, als ob sie es vergessen hätte. Das Letzte, was sie heute gebrauchen konnte, waren die ständigen Anrufe ihrer Mutter.
    »Ich bin weg, Mama«, rief sie noch.
    »Wohin?«
    »Freibad mit Marie.«
    »Sei pünktlich zurück, ja?«
    Da war die Tür schon hinter Lisa ins Schloss gefallen. Vom Gartentor warf er ihr ein Lächeln zu. Geblendet von der strahlenden Mittagssonne, hob sie die Hand, um ihre Augen abzuschirmen.
    »Na«, grüßte sie etwas verlegen.
    »Na, komm. Wir haben viel vor.«
    Sie gab ihm einen sanften Kuss, dicht neben den Mund und wollte am liebsten ihre Wange an seine legen.
    »Spring auf«, lachte er, nachdem sie verdammt lange so dagestanden haben mussten.
    Hoffentlich sah ihre Mutter sie nicht. Nein, sie bügelte bestimmt noch.
    Unsicher nahm Lisa auf dem Gepäckträger Platz und schob sich umständlich ihre Tasche über die Schulter. Warum hatte sie so was noch nie gemacht?
    »Na ja, du suchst dir etwas, was du noch nie gemacht hast, und dann tust du es«, hörte sie ihn sagen, als sie schon den Hügel hinunterschossen und der Wind durch ihre Haare wehte. Jetzt wusste sie, was seine Worte bedeuteten, wusste, dass sie noch viel, viel mehr bedeuten würden.
    »Langsamer«, kreischte sie, als die Fahrt immer schneller wurde. Es war nicht nur ihre Angst, in der sie sich fester an ihn geklammert hatte. Sie schmiegte sich an seinen Rücken, spürte den weichen Pullover, als wäre er eine Wiese. So musste Sommer sein.
    Er lachte, steckte sie an.
    »Ihr habt ein großes Haus«, bemerkte er nach einer Weile.
    »Oh«, antwortete sie. »Es geht.«
    Er drehte sich herum und grinste. »Wir können gerne tauschen.«
    »Pass auf!«, rief sie, als sie die Straße verließen und in einen kleinen Weg einbogen.
    »Mach die Augen zu und wart ab, bis wir da sind!«
    Seine Worte ließen die Angst von ihr abfallen und sie schloss ihre Augen.
    Jeder Duft, jeder Luftzug, seine Brust, an der sie sich festklammerte – das Leben hatte sich lange nicht so angefühlt. Frei und ohne Zweifel an dem, was sie tat.
    • • •
    »Wir sind da.« Schotter knirschte unter den Reifen, als Alex abbremste.
    Sie riss die Augen auf und sprang ab. Da stand er mit ihr auf einem Pfad, der durch einen Wald führte. Hinter einer Reihe von Bäumen und Sträuchern war ein weites Stück Land abgezäunt. Biologisches Forschungsgebiet West. Betreten verboten! konnte man auf dem Schild, das an einem Tor hing, entziffern. Die Drähte, an denen es befestigt war, rosteten schon.
    Ihre Stirn hatte sich in Falten gelegt.
    »Na, willst du wieder umkehren?« Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihre Reaktion ihn nervös machte.
    War die Idee zu abgedreht? Hätte er sie erst einmal ins Kino einladen sollen, wie es andere Typen machten?
    »Wo sind wir hier?« Ihr Blick schweifte besorgt umher, doch überall nur Bäume, Blätter und über ihr der blaue Himmel.
    Alex beobachtete sie eine Weile dabei, bevor er antwortete. »Keine Ahnung, ich weiß nur, wo wir hinkommen, wenn wir das Tor öffnen.«
    »Aber das ist doch verboten«, entgegnete sie etwas unsicher. Trotzdem trat sie näher an den Zaun, als wollte sie nachsehen, was sich dahinter verbarg.
    »Ja, klar. Aber wen stört’s?«, erwiderte er gut gelaunt und ging voran. Er löste das Kabel, mit dem die Tür verschlossen war. Sie schwang mühelos auf. Das letzte Mal war er hier Ende März gewesen, als die ersten Pflanzen Blüten trugen. Ein Glück, dass sie das Tor in der Zwischenzeit nicht besser gesichert hatten. Aber heute schien ausnahmsweise alles zu gelingen.
    »Wohin führst du mich?« Sie lächelte verlegen, und er überlegte für einen Moment, ob er zu weit gegangen war. Aber er konnte jetzt nicht mehr zurück. Vielleicht musste er ihrem Mut etwas auf die Sprünge helfen. »Na los, nimm meine Hand«, sagte er ganz sanft und reichte sie ihr. Er war von der ganzen Idee selbst überrascht, umso mehr wünschte er sich, dass ihr der Ausflug gefiel.
    Zögerlich nahm Lisa die Hand. Er strich einmal mit dem Daumen über den Handrücken und ihre Finger entspannten sich. »Jetzt schließ wieder die Augen.«
    Ihre Lider fielen zu. Ihre Wimpern flatterten ganz leicht, aber er war sich sicher, dass sie nichts sah. Nur den

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