Zwischen Himmel und Liebe
hundertvierzehnten Stock des Gebäudes in Downtown Manhattan, die Elizabeth gerade fertig entworfen hatte, und blickten hinaus. Heute Abend wurde der »Club Zoo« eröffnet, ein ganzes Stockwerk mit Tiermotiven, Pelzsofas, Fellkissen, sporadisch platziertem Grünzeug und Bambusdekor. Eigentlich mochte Elizabeth so etwas überhaupt nicht, denn sie war eine überzeugte Vertreterin des minimalistischen Ansatzes, aber der Club war eine Auftragsarbeit mit vorgegebenem Konzept. Die Eröffnung war ein Riesenerfolg, die Gäste amüsierten sich prächtig, und die Trommler mit ihren mitreißenden Dschungelrhythmen trugen ebenso zur Atmosphäre bei wie der fröhliche Lärm der Partygespräche. Elizabeth und Mark ließen ihre Champagnergläser aneinander klirren und blickten hinaus auf das Meer der Hochhäuser, das Schachbrettmuster der Lichter, die unzähligen gelben Taxis.
»Auf einen weiteren Erfolg«, sagte Mark und nippte an seinem Glas mit dem dezent perlenden Getränk.
Elizabeth lächelte stolz. »Wir sind ganz schön weit weg von zu Hause, stimmt’s?«, meinte sie nachdenklich, während sie den Blick über die große Stadt vor ihnen und die Party hinter ihnen gleiten ließ, die sich in der Scheibe spiegelte. Dann entdeckte sie Henry Hakala, den Besitzer des Clubs, der sich durch die Menge einen Weg zu ihnen bahnte.
»Elizabeth, da sind Sie ja!«, rief er und eilte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Was macht der Star des Abends denn hier in der Ecke, wo ihn keiner sieht?« Er lächelte.
»Henry, das ist Mark Leeson, mein Freund«, stellte Elizabeth ebenfalls lächelnd vor. »Mark, das ist Henry Hakala, Besitzer des Club Zoo.«
»Sie sind also der Mann, der meine Freundin in letzter Zeit jeden Abend bis spät in die Nacht für sich beansprucht hat«, scherzte Mark und schüttelte Henry die Hand.
Henry lachte. »Sie hat mir das Leben gerettet. In drei Wochen hat sie das alles geschafft.« Mit einer ausladenden Handbewegung umfasste er den Raum, das vibrierende Zebramuster an den Wänden, die Eisbärfelle auf den Sofas, die Leopardenteppiche auf dem Parkettboden, die riesigen Pflanzen in den Chromtöpfen, den Bambus an der Bar. »Das war ein echt enger Termin. Ich wusste, sie würde das hinkriegen, aber ich habe nicht geahnt, dass es so toll werden würde.« Er lächelte Elizabeth dankbar an. »Jedenfalls gibt’s jetzt gleich ein paar Reden. Ich möchte nur ein paar Worte sagen, die Investoren nennen« – er senkte die Stimme zu einem Flüstern – »und all den wundervollen Menschen danken, die hierfür so hart gearbeitet haben. Also gehen Sie nicht weg, Elizabeth, denn gleich werden sich alle Augen auf Sie richten.«
»Oh, bitte nicht«, murmelte Elizabeth und wurde schon im Voraus rot.
»Glauben Sie mir, danach haben Sie gleich noch mal hundert Angebote auf dem Tisch«, meinte er, ehe er sich abwandte, um zum Mikrophon zu gehen, das ganz im Stil des Abends mit einer Schlingpflanze dekoriert war.
»Entschuldigen Sie, Ms. Egan.« Einer der Barleute kam auf sie zu. »Draußen am Haupttresen ist ein Telefongespräch für Sie.«
Elizabeth runzelte die Stirn. »Ich? Ein Telefongespräch? Sind Sie ganz sicher?«
»Sie sind doch Ms. Egan, nicht wahr?«
Sie nickte verwirrt. Wer sollte sie denn hier anrufen?
»Es ist eine junge Frau. Sie sagt, sie ist Ihre Schwester«, erklärte der Mann leise.
»Oh.« Elizabeths Herz begann wie wild zu pochen. »Saoirse?«, fragte sie erschrocken.
»Ja, genau«, antwortete der junge Mann erleichtert. »Ich wusste nur nicht genau, wie man es ausspricht.«
In diesem Augenblick wurde die Musik lauter, die Trommelschläge dröhnten in ihrem Kopf, die Fellmuster verschwammen vor ihren Augen. Saoirse rief sonst nie an. Bestimmt war irgendetwas Schlimmes passiert.
»Geh nicht hin, Elizabeth«, schaltete sich Mark ziemlich heftig ein und wandte sich auch gleich an den Barmann: »Sagen Sie der Frau am Telefon bitte, dass Ms. Egan beschäftigt ist.« Dann drehte er sich wieder zu Elizabeth um und fügte hinzu: »Heute ist dein Abend, genieß ihn.«
»Nein, nein, warten Sie«, stammelte Elizabeth. In New York war es zehn Uhr abends, in Irland demzufolge drei Uhr früh. Warum rief Saoirse zu dieser nachtschlafenden Zeit an? »Ich komme, danke«, sagte sie zu dem jungen Mann.
»Elizabeth, die Rede fängt gleich an«, warnte Mark. Schon wurde es still im Raum, die Leute drängten sich vor das Mikrophon. »Du darfst das nicht verpassen«, zischte er. »Das ist dein großer
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