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Zwischen jetzt und immer

Zwischen jetzt und immer

Titel: Zwischen jetzt und immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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geheimnisvollen Fremden. Und dazu noch ein Touch leidender Künstler.«
    »Touch?«
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    Er schüttelte ablehnend den Kopf. Mit dieser Beschreibung war er offensichtlich nicht einverstanden. »Sieh dich doch selber an: der Prototyp der coolen, smarten, überlegenen, perfekten Blondine.«
    »Auf dich stehen alle Mädels, weil sie sich dann so schön rebellisch fühlen können. So schön anders.«
    »Und du bist die Unnahbare auf der anderen Seite des Klassenzimmers, die allen Jungen die kalte Schulter zeigt.«
    Aus dem Inneren des Hauses drangen unvermittelt laute Musikfetzen, ein paar dröhnende Bassrhythmen. Dann wurde es wieder etwas leiser.
    »Ich bin nicht perfekt«, sagte ich. »Nicht mal ansatzweise.«
    »Und ich leide nicht. Außer vielleicht bei dieser Unterhaltung.«
    »Na gut.« Ich nahm mein Bier wieder in die Hand. »Worüber möchtest du als Nächstes reden?«
    »Zum Beispiel darüber, dass wir mit unserem Spiel noch nicht fertig sind. Wir wurden mittendrin unterbrochen, schon vergessen? Ich würde gern weiterspielen.«
    »Aber nicht heute Abend«, antwortete ich, während ein Typ, mit dem ich Englisch zusammen hatte, vorbeischwankte. Er sah definitiv so aus, als müsste er sich jeden Augenblick übergeben. »Ich glaube, Wahrheit ist heute Abend nichts für mich, das wird mir zu viel.«
    »Das sagst du bloß, weil ich dran bin«, konterte er.
    »Stimmt gar nicht, ich wäre dran.«
    »Nein, es ist   –«
    Ich unterbrach ihn. »Ich habe dich nach der Myers School gefragt, du mich nach Jason, dann kam meine Frage wegen Becky und danach wolltest du wissen, warum ich nicht mehr laufe. Zwei Runden, jeder jeweils eine Frage. Ich bin dran.«
    »Verstehst du jetzt, warum ich intelligenten Mädchen aus dem Weg gehe?«
    Ich verdrehte bloß die Augen.
    Wes rieb seine Handflächen aneinander und richtete sich kerzengerade auf, um mir zu zeigen, dass er bereit war. »Okay, schieß los. Ich bin so weit.«
    »Na gut.« Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. »Wie ist das, wenn einen alle Mädels anhimmeln?«
    Er wandte sich mir zu, sah mich an. »Macy!«
    »Du wolltest unbedingt spielen, nicht ich.«
    Er schwieg fast eine Minute. Ich fing schon an, mich zu fragen, ob er vielleicht passen würde. Verneinte das aber sofort wieder. Er will viel zu gern gewinnen, um klein beizugeben, dachte ich. Und sollte Recht behalten.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er schließlich. »Selbst wenn es so ist, wie du sagst   – ich merke es nicht mal.«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass dieses Spiel
Wahrheit
heißt?«, bemerkte ich.
    Wes warf mir einen gereizten Blick zu. »Also gut. Ich find’s komisch. Jedenfalls nicht toll. Denn was bedeutet es schon? Ich meine, angestarrt zu werden, weil man so aussieht, wie man aussieht. Was soll das? Deswegen kennt man mich doch noch lange nicht wirklich. Es ist total oberflächlich und hat mit dem Menschen, der ich bin, überhaupt nichts zu tun.«
    »Sag ihr das mal.« Diskret deutete ich mit dem Kinn auf ein Mädchen auf der entgegengesetzten Seite der Terrasse, die Wes mit Glupschaugen verschlang.
    »Haha«, murmelte er und sah bewusst in die andere Richtung. »Bin ich jetzt endlich dran?«
    »Nein, ich habe noch eine Frage, die mit der ersten zusammenhängt«, antwortete ich.
    »Darf man das?«
    »Ja«, erwiderte ich mit fester Stimme, ganz wie damals meine Schwester, die sich ständig neue Regeln ausgedacht hatte. Regeln, die
ihr
in den Kram passten. »Wenn das also oberflächlich ist und Aussehen nichts damit zu tun hat, wie ein Mensch wirklich ist   – was ist dir denn dann wichtig? Bei einem Menschen, meine ich?«
    Nach kurzem Nachdenken antwortete er. »Ich weiß nicht. Nur weil ein Mädchen ein hübsches Gesicht hat, heißt das noch lange nicht, dass sie auch nett, fair, zuverlässigist. Oder umgekehrt. Äußerlichkeiten sind mir nicht so wichtig. Ich mag Macken. Ich finde, dadurch werden Dinge und Menschen überhaupt erst interessant.«
    Ich wusste zwar nicht, was für eine Antwort ich erwartet hatte, doch diese jedenfalls nicht. Deshalb saß ich einen Moment lang stumm da und versuchte erst einmal zu begreifen, was Wes gesagt hatte.
    »Weißt du was?«, meinte ich schließlich. »Ich schätze, die meisten Mädchen wären, wenn sie das jetzt gehört hätten, noch verrückter nach dir als sowieso schon. Weil es zeigt, dass du zwar übermenschlich gut aussiehst, aber trotzdem ein ganz normaler Mensch bist. Attraktiv bist du sowieso,

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